18.02.2021

Bruno und Heidy Künzle regierten vor 33 Jahren 

von RED (1)

«Man gibt viel, bekommt aber das Doppelte zurück», sagt Bruno Künzle. Er bildete zusammen mit Heidy 1988 das Heinipaar. Der Ur-Schenkonker erlebte Tausende von schönen Momenten und war 25 Jahre lang Stubenmeister. 

Seit jüngsten Kindsbeinen lernte Bruno Künzle die Bauernfasnacht mit den bekannten Fasnachtskostümen aus Stroh im damals praktisch vollkommen landwirtschaftlich geprägten Schenkon kennen. «Voll verkleidete Gruppen zogen von Hof zu Hof und hatten es lustig», erklärt der Posthalter-Sohn. Zu Hause – sozusagen im Postbüro – war auch eine der Bauernfasnacht-Stationen.

Seit 1976 in der Zunft

Diese guten Erinnerungen führten den Sanitärplaner, der zuerst bei Paul Hafner und später lange Zeit als Reparaturchef sowie Sicherheitsbeauftragten im Spital Sursee arbeitete, 1976 zur Zunft Heini von Uri Sursee.

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In den ersten Jahren amtierte er als einsatzfreudigen «Chef Heiniballdekoration». «Zusammen mit Hansruedi Steiner, den späteren Snäcki-Wirten, investierten wir viel Zeit für die Dekorationen», sagt Bruno Künzle. Er rechnet mit jeweils 300 Einsatzstunden pro Person und Ball. Ihre beiden Frauen halfen stets mit.

Das Fasnachtsmotto bestimmt

An den Heiniball 1980 unter dem Motto «Piratenball» im Jahr von Heinivater Bruno Casserini kann er sich besonders gut erinnern. «Das Bellevue verwandelten wir in ein Piratenschiff mit Rumpf, Masten, Piratenbaum und Bildern von Seeschlachten.» Damals sei es übrigens üblich gewesen, dass er, Hansruedi Steiner und ihre beiden Frauen das Motto des Heiniballs bestimmten. «Immer spätestens am 1. November mussten wir das Motto bekannt geben.»

1988 durfte Bruno Künzle dann als Heinivater die Soorser Fasnacht regieren. «Wir diskutierten noch, ob es für Tobias nicht zu früh sei. Er war ja erst 3-jährig, aber ein pflegeleichtes Kind», erzählt Heidy Künzle. Wir wagen es, sagten sich Bruno und Heidy Künzle gemeinsam. Nach der Inthronisation im Rathaus kochte der Heinivater im Haus der Schwiegereltern in Sursee die Mehlsuppe eigenhändig. Heidy Künzle erinnert sich: «Wir zählten 120 Chacheli. Neben der Zunft waren auch die Guggsurruugger und die Schtriegou-Rätscher-Zunft aus Schenkon bei uns Gast.»

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1001 Nacht am Heiniball 

Der Mond und die Sterne wollten es so, dass 1988 die Fasnacht exakt auf dieselben Tage wie 2021 fielen und deshalb relativ kurz war. Der Heiniball stand am 23. Januar unter dem Motto «1001 Nacht». Viele Verschleierte – wie heute – tummelten sich im Hotel Sursee. Natürlich legte Bruno Künzle bei «seinem» Heiniball selber Hand an.

Am traditionellen Besuch der Zunft Heini von Uri bei den Kapuzinern durfte die ganze Heinifamilie dabei sein. Das Heinipaar sass gerade unter dem grossen Kreuz. «Du, wer hat den da hinten angenagelt?», fragte Heinikind Tobias den Guardian mitten im geselligen Treiben. Mit selber gebackenen «Schenkeli» und «Meitschibei» aus der Kapzinerküche klang der Nachmittag bei gutem Wein aus.

Dank Coiffeur Joos stilsicher

Heinimamme Heidy Künzle trug für jeden Anlass ein anderes Kleid, das sie bei verschiedenen Kostümverleihen auslieh. «Eine Stunde vor einem Anlass ging ich zu Coiffeur Joos. Annelies und Willi Joos machten mich stilsicher zwäg und suchten eine passende Perücke aus.» Sie sei dann jeweils total relaxt gewesen und habe sich verwöhnen lassen.

Die in Sursee als langjährige Turnerin bekannte Heidy Künzle-Beck hält noch heute sehr viel von der Zunft: «Sie ist wie eine zweite Familie. Als Frau musst Du nicht mitmachen, Du darfst aber», erklärt sie. Und das tat und tut sie immer noch. «Ich identifiziere mich mit der Zunft.»

Sommerlich am 16. Februar

Am Umzug vom 16. Februar 1988 herrschte strahlendes und heisses Wetter. Bruno Künzle verrät: «Beim Polizeiposten verfolgte ich den Start des Umzugs im Narr, Unterhosen, Socken und Schuhen.» Er holte sich beinahe einen Sonnenbrand. Die Orangenschlacht nach dem Umzug im Städtli zählt er zu einem der Höhepunkte der Fasnacht 1988. Beim Böögverbrennen passierte dann noch ein kleines Malheur: Das Kleid von Heinimamme Heidy Künzle (sie trat als Csadas-Fürstin auf) fing ein Brandloch ein.

Das Dankeschön als Stubenmeister 

Nach dem Heinivater-Jahr blieb Bruno Künzle aktiv. Als Nachfolger von Hans Lerch wurde er 1990 Stubenmeister. 25 Jahre lang übte er dieses Amt, das ihn dem Zunftrat erhalten liess, aus. «Dieser schöne Job gefiel mir, obwohl er aufwendig war. Ich kochte schon immer gerne und lernte viele Leute kennen.» Er verstand seine Zusage auch als Dankeschön an die Zunft.

An 30 bis 40 Anlässen im Jahr wirtete er damals mit Heidy Künzle. Bundesräte und Unternehmer, aber auch «einfachere Leute» gaben sich in der Zunftstube im Diebenturm die Klinke. Zuerst hatte Heidy Bedenken: «Ich bin ja keine Serviertochter, aber die Leute waren immer anständig, positiv und dankbar.»

Viel geben, doppelt ernten

Ein Vierteljahrhundert Stubenmeister ist eine wahnsinnig lange Zeit. «Wir diskutierten früher, ob wir selber eine Beiz aufmachen sollen. Der Stubenmeister war dann wie ein Ersatz dafür», meint Bruno Künzle und ergänzt: «Man gibt viel, bekommt aber das Doppelte zurück.» Manche Freundschaften fürs Leben entstanden, das Zusammengehörigkeitsgefühl war gross und miteinander erreichte die Zunft Heini von Uri mit Bruno und Heidy Künzle viel.


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