Marco Michel nimmt das Publikum mit auf die Entdeckung des grossen und lange verkannten Schweizer Künstlers Antonio Ligabue. (Foto zVg)
Marco Michel nimmt das Publikum mit auf die Entdeckung des grossen und lange verkannten Schweizer Künstlers Antonio Ligabue. (Foto zVg)
21.08.2021

Stadttheater Sursee zeigt «ein Kuss»

von Gaby Meier-Felix

Das Einpersonenstück «Ein Kuss» über den schweizerisch-italienischen Maler Antonio Ligabue markiert am Freitag, 27. August, um 19.30 Uhr den Start in die neue Schauspielsaison am Stadttheater Sursee. Gaby Meier von der Schauspielkommission unterhielt sich mit dem gebürtigen Berner Schauspieler Marco Michel.

Marco Michel, seit sieben Jahren sind Sie mit der Produktion «Ein Kuss» weltweit unterwegs. Was gefällt Ihnen an diesem Stück? Was fasziniert Sie an Ligabue und seiner Kunst?

Stimmt, ich bin schon eine ganze Weile immer wieder damit unterwegs. Die Vorstellung in Sursee ist die 69. – und ich spiele «Ein Kuss» nach wie vor extrem gerne. Es fühlt sich jedesmal wie eine Reise in eine andere Welt an, ein Eintauchen in eine andere Realität, um dort die gleichen Grundthemen wiederzufinden. Was mich an Ligabue fasziniert, sind seine Lebenskraft und sein daraus resultierendes Schaffen. Das finde ich unglaublich beeindruckend: Wie er trotz aller Rückschläge einfach immer weitergemacht hat.

Die von Ihnen live auf der Bühne angefertigten Zeichnungen ersetzen Ihre Bühnenpartner. Kommt es daneben auch mit dem Publikum zu mehr Interaktion, als es bei einem Ensemble-Stück der Fall wäre?

Ja, es kommt zu mehr Kontakt mit dem Publikum, aber nicht deshalb, weil es ein Einpersonenstück ist, sondern weil es so geschrieben und inszeniert wurde. Es gibt keine vierte Wand. Ich tue also nicht so, als sei ich allein in einem Raum und als sässen da keine Leute, sondern erkenne, dass da tatsächlich Leute sitzen und spreche sie an. Diese Art der Interaktion treibt die Geschichte voran.

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Apropos Zeichnen: Hatten Sie schon immer ein Talent, mit dem Kohlestift umzugehen, oder haben Sie sich speziell für die Inszenierung von «Ein Kuss» diese Fertigkeit angeeignet?

Ich besuchte als Kind eine Steiner-Schule, und das hat diesbezüglich sicher nicht geschadet. Aber ansonsten musste ich das Zeichnen für dieses Stück extra lernen. Es war ein grosser Bestandteil der Probenarbeit und verlangte einiges ab. Anfangs war es zugegebenermassen etwas furchteinflössend, weil ich nicht wusste, ob das überhaupt klappen würde, aber nach und nach kamen diese Striche immer selbstverständlicher aus mir heraus.

Die Aufführung von «Ein Kuss» verlangt Ihnen auch körperlich einiges ab. Ab dem 8. September werden Sie in München vier Wochen en suite spielen. Wie regenerieren Sie sich nach einer Vorstellung?

Mit einer Apfelschorle. Und sehr gerne auch mit Gesprächen nach der Vorstellung. Es interessiert mich, zu hören, was es bei den Zuschauenden ausgelöst hat. Für mich fühlt es sich nach einer Vorstellung so an, als sei ich gerade aus einem sehr intensiven, wirren Traum aufgewacht – und da redet man gerne ein bisschen und vergewissert sich, dass es eben nur ein Traum war, und prüft, was man von den Traumerfahrungen mitnimmt und welche man loslässt. Und das Wichtigste danach ist der Schlaf. Denn so ein Ritt ist schon ziemlich erschöpfend.

In New York City wurden Sie 2018 mit «Ein Kuss» auf dem weltweit grössten Festival für Einpersonenstücke mit dem Preis «Best International One Man Show» ausgezeichnet. Was hat diese Auszeichnung für Sie persönlich für eine Bedeutung?

Das war natürlich ein absolut unglaubliches Gefühl – schon nur den Broadway entlang zu laufen zu meinem eigenen Auftritt und kurz darauf zur Preisverleihung. Ich habe mich wirklich extrem über diese Auszeichnung gefreut, denn ich weiss, was diese Arbeit immer wieder abverlangt und was für krasse Hindernisse zu überwinden sind. Von aussen sieht man ja oft nur die Stationen, also quasi die einzelnen Haltepunkte, die sich wie selbstverständlich aneinanderreihen, aber ich weiss, wie schwierig es manchmal war, zu diesen Punkten vorzustossen.

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Bald sind Sie mit «Ein Kuss» in Sursee zu Gast. Was erwartet das Publikum bei diesem Theaterabend mit Ihnen, und worauf freuen Sie sich persönlich am meisten bei diesem Gastspiel?

Auf das Publikum wartet die Entdeckung eines grossen und lange verkannten Schweizer Künstlers. Und ich persönlich freue mich wie bei jeder Vorstellung auf den Moment, nach dem es kein Zurück mehr gibt, den Moment des Absprungs also, wenn alles bereit ist, das Publikum sitzt, ich aufgewärmt und völlig offen bin – und Antonio Ligabue plötzlich da ist und mich mitnimmt in seine Welt.


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