Sandra und Stefan Küttel leben mit ihren Söhnen in St. Erhard. (Foto Livia Kurmann)
Sandra und Stefan Küttel leben mit ihren Söhnen in St. Erhard. (Foto Livia Kurmann)
16.09.2022

Hier lässt sich der Kaffee so richtig zelebrieren

von Livia Kurmann

Im Pop Up Coffee Store in Sursee verkaufen Sandra und Stefan Küttel aus St. Erhard selbst gerösteten Kaffee. Direkt vor Ort lässt sich der Kaffee auch gleich probieren.

In der Altstadtgasse in Sursee gibt es seit Juli ein neues Café. Im Pop Up Coffee Store von Sandra und Stefan Küttel lassen sich jeden Freitag und Samstag neue Kaffeesorten ausprobieren. Den Kaffee rösten die beiden in ihrer «Gartenrösterei», in ihrem Zuhause in St. Erhard. Der Fokus liegt auf «Specialty Coffee» – Kaffeebohnen, die von der Specialty Coffee Association (SCA) eine Bewertung von über 80 Punkten erhalten haben. Kaffees zwischen 70 und 80 Punkten gelten als Premium Kaffee, bei über 80 Punkten als Specialty Kaffee. Nur fünf Prozent des weltweit produzierten Kaffees erhalten eine Punktzahl über 80, erklärt Stefan Küttel.

Im Tagesangebot stehen jeweils zwei verschiedene Kaffeesorten. «Einen klassischeren für weniger experimentierfreudige und einen für Leute, die es spannend finden immer wieder etwas zu wechseln», so Sandra Küttel. Vergangene Woche waren das also ein etwas dunkler gerösteter brasilianischer Kaffee und ein eher hellerer, fruchtiger, äthiopischer Kaffee. 

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«Wir wollen hier niemandem Konkurrenz machen. Unser Café soll eine Ergänzung sein.»
Stefan Küttel, Geschäftsführer Pop Up Coffee Store

Für ein Jahr eingemietet

Ursprünglich hatten Sandra und Stefan Küttel nicht vor ein Café zu eröffnen. Sie suchten und suchen nach wie vor nach einem Röstlokal. «Wir wollen auswärts rösten, weil es daheim etwas eng wird. Zudem haben wir gemerkt, dass die Menschen das Bedürfnis haben, Einblick in den Röstprozess zu bekommen», so Sandra Küttel. Ideal wäre ein Lokal, wo sie Kaffee rösten, die Menschen den Kaffee probieren lassen und ihn auch verkaufen könnten. In der Altstadtgasse wäre das Rösten zwar möglich gewesen, jedoch wäre für ein Lager und ein paar Sitzgelegenheiten kein Platz mehr gewesen.

Den Pop Up Coffee Store – wie es der Name bereits schon sagt – werden die beiden ein Jahr lang betreiben, um zu sehen, ob das entsprechende Publikum für «Specialty Coffee» überhaupt da ist. «Unsere Freunde und Bekannten sagten uns, das wir nach Luzern müssten. Dort ist die Home-Barista-Szene bereits zuhause», so Sandra Küttel. «Doch für uns stimmte das nicht. Einerseits, weil wir hier in der Region verankert sind, andererseits weil wir denken, dass es in Sursee ein solches Angebot haben darf. Das hat sich jetzt bestätigt. Wir wurden schön empfangen.» Stefan Küttel ergänzt: «Wir wollen hier niemandem Konkurrenz machen. Unser Café soll eine Ergänzung sein.»

Ursprüngliche Aromen herausrösten 

Angefangen hat es als Hobby. Kaffee war für das Paar schon immer etwas, das man zelebriert und geniesst. 2019 kauften sich die beiden dann einen Probenröster auf Tutti und bestellten Rohkaffee. Je nachdem wie lange oder kurz geröstet wird und je nach Temperatur, entfaltet sich ein anderes Kaffeearoma, erklärt Stefan Küttel. Die Resultate waren auf Anhieb gut und auch Freunde und Verwandte gaben positives Feedback. Schliesslich beschlossen die beiden, sich professionell schulen zu lassen und ihre Röstsorten online zu verkaufen.

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«Wir wissen bei jedem Kaffee, wer dahintersteckt. Wir kennen die Geschichten der Bauern und können bei Bedarf auch Kontakt aufnehmen.»
Sandra Küttel, Geschäftsführerin Pop Up Coffee Store

Wissen, woher der Kaffee kommt

Gewisse Kaffeebohnen bestellen sie über eine Rösterei in Basel, andere über das Schweizer Importeur Start-Up Algrano. «Wir wissen bei jedem Kaffee, wer dahintersteckt. Wir kennen die Geschichten der Bauern und können bei Bedarf auch Kontakt aufnehmen», so Sandra Küttel. Zu wissen woher der Kaffee kommt und wer ihn anbaut, ist den beiden wichtig. Denn bei Grossimporteuren gehe diese Information oftmals verloren. «Der grösste Anteil Kaffee weltweit wird über die Kaffeebörse gehandelt. Die Bauern bekommen einen fixen Kilopreis für ihre Bohnen. Der Preis ist so tief, dass es sich für die Bauern oft nicht lohnt, in gute Qualität zu investieren», erklärt Stefan Küttel. Ob gute Qualität oder schlechte, der Preis bleibt gleich. Organisationen wie die Algrano unterstützten Kaffeebauern dabei, entsprechende Investitionen zu tätigen, um Kaffee mit höherer Qualität zu produzieren. So können sie sich beispielsweise bei der SCA anmelden, ihren Kaffee bewerten lassen und so langfristig mehr Einnahmen generieren.

Filterkaffee wieder Trend

Wer Kaffeeliebhaber ist und guten Kaffee auch zuhause geniessen möchte, der sollte nebst der Kaffeemaschine, auch in eine gute Mühle investieren. «Du kannst die beste Kaffeemaschine haben, aber wenn du eine schlechte Kaffeemühle hast, wird es schwierig einen richtig guten Kaffee zu brühen», so Stefan Küttel. Der Kaffee schmeckt am besten 14 Tage nach Röstdatum. Nach drei bis vier Monaten Lagerung fangen die Aromen dann langsam an abzuflachen. Wer keine Kaffeemaschine hat, kann es mit Filterkaffee probieren. So wie es früher üblich war. «Filterkaffee ist in der Home-Barista-Szene wieder wieder voll im Trend.»


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