Pia Brüniger, Brigitta Cefalo, Claudia Marxen, Beatrice Tschanz, Nicole Wittmann, Lis Imfeld und Patricia Steiner (v. l.) vertraten den Frauenbund und die Frauenliturgiegruppe am Jubiläumsgottesdienst. Foto Werner Mathis
Pia Brüniger, Brigitta Cefalo, Claudia Marxen, Beatrice Tschanz, Nicole Wittmann, Lis Imfeld und Patricia Steiner (v. l.) vertraten den Frauenbund und die Frauenliturgiegruppe am Jubiläumsgottesdienst. Foto Werner Mathis
21.11.2018

111 Jahre «erfräuliche» Solidarität

Der Frauenbund Sursee und Umgebung dürfte mit knapp 1000 Mitgliedern der grösste Verein der Region sein. Seit seiner Gründung 1907 gingen aus ihm viele Institutionen hervor, die teils auch heute noch unverzichtbare Dienste leisten.

Einfach, einzigartig, einmalig. Diese drei Adjektive haben alle etwas mit der Zahl eins zu tun. Aneinandergereiht ergeben diese Einsen die Zahl 111. Und somit stehen sie für das 111-Jahr-Jubiläum, das der Frauenbund Sursee und Umgebung heuer feiert – mit eben diesen drei Adjektiven als Motto. Nach dem internen Jubiläumsanlass im vergangenen Sommer, an dem Frauen die Mitglieder und ihre Familien auf Stadtrundgänge durch Sursee entführten, feierte der Frauenbund seinen Schnapszahl-Geburtstag am vergangenen Sonntag zusammen mit dem Elisabethenwerk und der Frauenliturgiegruppe mit einem Gottesdienst. Ende März 2019 wird dann mit der 110. Generalversammlung das Jubiläumsjahr abgeschlossen. 2018 das 111-Jahr-Jubiläum und 2019 die 110. GV? Da kann doch etwas nicht stimmen! «Die Erklärung für diese Differenz ist einfach. In den Kriegsjahren fiel die Vereinsversammlung mindestens zweimal aus», erklärt Patricia Steiner, die den Frauenbund seit fünf Jahren als Präsidentin anführt.

Von Anfang an regional

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Die Gründung des katholischen Frauenbunds Sursee ging am 15. Dezember 1907 unter der Versammlungsleitung eines Mannes, des Nationalrats Dominik Fellmann, vonstatten. Als Gründungspräsidentin amtierte bis 1913 Johanna Walther. In ihre Fussstapfen trat von 1913 bis 1924 Marie Beck, und die dritte Präsidentin Elisabeth Amberg bekleidete das Amt sagenhafte 40 Jahre lang. Wie sein Name unschwer erkennen lässt, entstand der Verein auf katholischem Nährboden, der das damalige Sursee auch politisch und gesellschaftlich fast gänzlich dominierte. Das Einzugsgebiet des Vereins war damals und ist noch heute identisch mit jenem der Pfarrei, umfasst also neben dem Surseer Stadtgebiet auch die Gemeinden Schenkon und Mauensee sowie Teile von Oberkirch und Gunzwil.

Socken für die Soldaten

Auffallend ist, dass die Mitglieder des katholischen Frauenbunds fast durchwegs aus besser gestellten Surseer Familien stammten. Der soziale Gedanke beziehungsweise die Solidarität mit und die Unterstützung von schwächeren weiblichen Gliedern der Gesellschaft stand von Anfang an im Vordergrund. «Es gab damals viele kinderreiche Familien, welche diese Frauen unterstützen wollten», sagt Claudia Marxen, die dem Vorstand des Frauenbunds seit fünf Jahren angehört. Der Hilfsfonds, der seinerzeit aus der Weihnachtsaktion entstand, gibt es heute noch, und auch sein Zweck, die unbürokratische Unterstützung von Frauen, die Mitglied sind, blieb derselbe. Während der beiden Weltkriege, als die Männer zum Aktivdienst gerufen wurden, genossen aber auch sie die Unterstützung der daheimgebliebenen Frauenbundsfrauen, die für sie etwa warme Socken strickten.

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Zuerst vier, dann noch einer

Der katholische Frauenbund war freilich nicht der einzige Frauen-Solidaritätsverein in der Surenstadt. Neben ihm gab es noch den christlichen Mütterverein, den gemeinnützigen Frauenverein und den reformierten Frauenverein. 1993 schlossen sich der Frauenbund und der christliche Mütterverein zusammen, 1997 löste sich der gemeinnützige und 2007 der reformierte Frauenverein auf. Aus diesen «Strukturbereinigungen» ging der katholische Frauenbund offenbar gestärkt hervor, fanden doch viele der engagierten Frauen in ihm ein neues Betätigungsfeld. So hatte er auch immer eine genügend feste personelle Basis, um verschiedene Aufgaben im Auftrag der katholischen Kirchgemeinde zu übernehmen.

So entstand aus seinen Reihen beispielsweise 1972 die Seniorengruppe der Pfarrei. Aber auch die Ludothek Sursee und die Spitex Sursee – heute eigenständige Vereine –, der Besuchs- und Betreuungsdienst, die Spielgruppe, der Verein Kinderbetreuung, die Gruppe «Muetter ond Chend», der heutige «Spatzentreff», der Frauentreff und das Frauenturnen haben ihre Wurzeln im katholischen Frauenbund Sursee und Umgebung. Diesen eindrücklichen Leistungsausweis im sozialen und gesundheitlichen Bereich komplettiert das vielseitige Bildungsangebot in Form von Kursen und Vorträgen, das der Verein jedes Jahr auf die Beine stellt.

Vorstandsmitglieder werden rar

Vergegenwärtigt man sich die Tatsache, dass das Engagement des Frauenbunds durchwegs auf ehrenamtlicher Basis erfolgt, erscheint dieser Leistungsausweis noch eindrücklicher. Also ist alles im grünen Bereich? «Jein», meint Patricia Steiner. Seit drei Jahren nähmen die Mitgliederzahlen zwar markant zu – zwischen 15 und 25 «Neue» dürfe man jeweils begrüssen –, doch wie in anderen Vereinen bekunde man Mühe damit, die Chargen im Vorstand zu besetzen. So schaute zwei Jahre ein Mann zu den Vereinsfinanzen, bis man dafür wieder eine Frau gewinnen konnte. Dem Frauenbund blieb er in der Funktion des Revisors treu.

Und noch einen weiteren Wermutstropfen bringt die Präsidentin zur Sprache: Wohl aufgrund des grossen Kursangebots in der Region musste der Frauenbund in letzter Zeit einige Kurse und Vorträge mangels genügenden Publikumsinteresses abgesagt werden. «Die Situation diesbezüglich ist unbefriedigend», macht Claudia Marxen klar. Der Vorstand des Frauenbunds Sursee und Umgebung traf sich daher dieses Jahr erstmals zu einer Klausur, um vor unter anderem die Zukunft der Anlässe zu diskutieren. «Diese Klausur schweisste uns noch mehr zusammen», freut sich Patricia Steiner. Und sie zeigt sich zuversichtlich, dass der 111-jährige Verein auch die aktuellen Herausforderungen meistern wird.


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