Daniel Stäuble, Handchirurg in Sursee, ist seit dem 13. November 2019 Co-Präsident der Luzerner Ärztegesellschaft. (Foto Ana Birchler-Cruz)
Daniel Stäuble, Handchirurg in Sursee, ist seit dem 13. November 2019 Co-Präsident der Luzerner Ärztegesellschaft. (Foto Ana Birchler-Cruz)
05.02.2020

Ärzte planen Auffangpraxis im Surseepark

von Thomas Stillhart

Nach zwei Monaten im Amt schreibt sich Daniel Stäuble den Frust aus der Seele. In einer Fachzeitschrift ruft er seine Berufskollegen auf, aktiv sich  für den Berufsstand zu engagieren. 

Daniel Stäuble teilt in der Fachzeitschrift «Der Luzerner Arzt» unter dem Titel «Spieler oder Ball? Manager oder gemanagt? Kompetent oder inkompetent?» aus. «Der Arzt wird zunehmend instrumentalisiert», schreibt der Co-Präsident der Ärztegesellschaft Luzern mit Praxis in Sursee. Oder: «Die Ärzte müssen endlich aufwachen und sich wehren.» Ein aktives standespolitisches Engagement, zum Beispiel auf kantonaler Ebene, sei gefragt. Investoren, Verwaltungen und Regierungen könnten noch so viel Infrastrukturen bauen und hinstellen. Wenn die Ärzte fehlten, könne auch kein Patient behandelt werden. Und er prangert an: «Im Hintergrund hat sich ein undurchsichtiger, kaum nachvollziehbarer Machtkampf um das viele Geld im Gesundheitswesen entfacht.» Ökonomen, Juristen und Politiker würden sich um Geld und Einfluss streiten. Was trieb Daniel Stäuble zu dieser Brandrede an? Diese Zeitung fragte nach.

«Spitäler müssen Gewinne bolzen»

«Sehr viele Player im Gesundheitswesen sehen nur die Ökonomie. Aber ohne Ärzte gibt es auch keine Spitäler», führt Daniel Stäuble aus. Die hohen Kosten des Gesundheitswesens seien nicht primär den Ärzten geschuldet. Eines der Probleme ortet der Handchirurg und Arzt für Mikrochirurgie in privatisierten, ehemals öffentlichen Spitälern. «Sie müssen Gewinne bolzen und das Maximum herausholen, um wieder investieren zu können.» Dabei zahlen die Patienten und Bürger immer höhere Prämien; sozusagen versteckte Steuern. Während die richtigen Steuern aber einkommensabhängig seien, würden die Krankenkassenprämien linear erhoben. «Das ist sozial ungerecht», findet Stäuble.

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Mehr zusammenstehen

Daniel Stäuble ist überzeugt, dass das Gesundheitswesen sehr viel Sparmöglichkeit hat und nennt als Beispiel die Einführung von Teilpauschalen für einfach standardisierbare, ärztliche Behandlungen. Dafür setzte er sich schon seit Langem ein. «Wir sind noch nicht am Ende, haben aber immerhin einen Lösungsansatz erreicht», verrät er und fordert seine Berufskollegen nochmals klar auf: «Wir Ärzte müssen mehr zusammenstehen und nicht durch Ökonomen geführt werden.» Der Arzt müsse der Spielmacher sein und nicht der Spielball. Als Co-Präsident der kantonalen Ärztegesellschaft möchte er etwas bewegen, ergänzt er.

Gemeinschaftspraxis in Sursee

Dass sich gemeinsame Anstrengungen lohnen, kann Daniel Stäuble an einem regional interessanten Projekt zeigen: Durch die Zusammenarbeit der regionalen Ärzte entstand das Ärztenetz Luzern Land. Dieses schafft nun eine Auffangpraxis in Sursee für diejenigen Patienten, die keinen Hausarzt mehr finden. Ältere Ärzte geben dort ihre Erfahrungen an jüngere weiter und motivieren sie, den Beruf des Hausarztes zu wählen. Die Jüngeren wiederum bringen die neuesten Erkenntnisse ein. Durch die Zusammenarbeit mit dem Luzerner Kantonsspital Sursee können Spitalärzte in einem Rotationssystem Praxiserfahrung sammeln. Auch Ärztinnen, die ein Teilpensum suchen, sollen in dieser Gemeinschaftspraxis arbeiten können. «Den Zeithorizont kann ich derzeit nicht präzisieren. Wahrscheinlich wird es Ende 2020 bis zur Eröffnung», skizziert Daniel Stäuble. Angedacht seien die Form einer AG und der Standort im Surseepark I.

«Im Hintergrund hat sich ein undurchsichtiger, kaum nachvollziehbarer Machtkampf um das viele Geld im Gesundheitswesen entfacht.»
Daniel Stäuble, Co-Präsident Ärztegesellschaft Luzern

Auf einen genauen Spitalstandort in der Region möchte sich Daniel Stäuble derweil nicht festlegen. «Sursee oder Schenkon – das spielt keine Rolle und ist eine rein politische Frage.» Ihn interessiere nur die Qualität der medizinischen Versorgung im neuen Spital. Allgemein ist der Ärzte-Co-Präsident überzeugt, dass es zu viele Spitäler gibt. «Es braucht keine Spitäler, um die ambulante Versorgung abzudecken. Dafür sind die ambulanten Praxen der Grundversorger und Spezialisten effizienter.» Was es aber brauche, sei eine gemeinsame Planung zur Verbesserung der Zusammenarbeit. «Das steigert die Versorgungsqualität und spart Kosten.»


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