Corona traf das auf Surf- und Kiteferien spezialisierte Surseer Reisebüro mit voller Härte. Im Vergleich mit dem Vorjahr erlitt das Unternehmen im Zeitraum zwischen April und Dezember 2020 eine Umsatzeinbusse von 90 Prozent. Bis Juni arbeiteten die Mitarbeiter zu 100 Prozent weiter, um alle Reisen zu stornieren. Voller Einsatz, kaum Ertrag, das bittere Los eines Reiseveranstalters. «Glückerweise haben wir uns gegen Umbuchungen auf den Herbst entschieden. Denn dann wären wir wohl noch heute mit Stornierungen beschäftigt.»
Seine zwei Mitarbeiterinnen sind seit Sommer auf Kurzarbeit. Mike Martin und seine Geschäftspartnerin Manuela Anliker warten noch immer auf den definitiven Entscheid betreffend der Entschädigung für Personen in arbeitgeberähnlicher Stellung. «An der Härtefallregelung sind wir dran. Uns würde ein grosser Stein vom Herzen fallen, wenn es mit ihr klappt.» Bis dahin bleibt Mike Martin und Manuela Anliker nichts anderes übrig, als vom Ersparten zu leben.
Unsicherheit hemmt Reiselust
Feriendestinationen, in die man relativ einfach (mit negativem PCR-Test) einreisen kann, gäbe es aber auch heute noch. Ägypten, Dubai, Costa Rica, Malediven, Mexiko, Dominikanische Republik, nennt Mike Martin einige Beispiele. Trotz der zahlreichen Optionen läuft das Geschäft aber auch heute noch auf Sparflamme, zu gross ist die Verunsicherung im grössten Teil der Bevölkerung.
Manuela Anliker und Mike Martin gönnten sich 2020 selbst keine einzige Woche Ferien, hielten während des ganzen Jahres im Büro an der Unterstadt 22 die Stellung. Die freien Büroplätze der Mitarbeiter versuchen sie seit Kurzem tages- oder wochenweise zu vermieten, für Leute, die aus dem Homeoffice fliehen möchten. Die Nachfrage sei aber äusserst gering.
Für den Sommer versucht Mike Martin, Surfferien in der Schweiz zu organisieren. Zudem möchte er daran arbeiten, den Nachwuchs im Kitesurfsport zu fördern.
Jahrelange Geduld gefordert
Prognosen gehen davon aus, dass sich die Reisetätigkeit frühestens 2024 wieder auf dem Niveau vor Corona befinden könnte. Ans Aufgeben denkt Mike Martin deshalb aber noch lange nicht. «Ich bin der festen Überzeugung, dass den Menschen die Reiselust nicht abhanden kommt. Viel eher denke ich, dass sich die Reiselust staut. Deshalb hoffe ich sehr stark, dass wir noch auf dem Platz sind, wenn sich die Situation wieder beruhigt hat.»
Mike Martin selbst möchte sich in diesem Jahr auch wieder eine Woche Ferien gönnen. Das traditionelle Kite-Camp auf der griechischen Insel Rhodos steht auf seiner Wunschliste ganz oben. Sofern ihm Corona in diesem Jahr nicht erneut einen Strich durch die Rechnung macht.