Ernst Roth und die Sure: 2018 ein prägendes Gespann in der Gemeinde Oberkirch. Foto ana
Ernst Roth und die Sure: 2018 ein prägendes Gespann in der Gemeinde Oberkirch. Foto ana
28.12.2018

«Das Erfolgsrezept heisst Kontinuität»

Ernst Roth ist 2018 65-jährig geworden und bleibt der Politik trotzdem treu. Seine Hauptaufgabe beschreibt der Gemeindepräsident von Oberkirch so: «Ich sorge für eine gute Stimmung.» Ernst Roth ist «Mensch Politik» 2018 dieser Zeitung.

Aus dem Häuschen zu bringen ist Ernst Roth schwer. Dabei hätte der Gemeindepräsident von Oberkirch im ablaufenden Jahr mehrere Anlässe dafür gehabt. Zu nennen ist vor allem der Abstimmungskampf über die Revitalisierung der Sure. Manche Vorwürfe zielten fadengerade auf seine Person.

«Mit 65 Jahren nimmt man es vielleicht auch gelassener», erklärt er seine stoische Ruhe. Er rege sich auch auf, zeige es jedoch nicht: «Abgeklärtheit ist eine der Schlüsseleigenschaften.» Er ergänzt, dass es ein Privileg sei, Gemeindepräsident zu sein, um mitentscheiden zu können.

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Drei erwachsene Kinder
Ernst Roth ist in Eich, «damals ein armes ‘Bauerndörfli’», aufgewachsen. Nach der Sek in Sempach, Berufslehre und Meisterdiplom trat er 1980 in die damalige Firma Wüst Schreinerei AG in Sursee ein. Ab 1. Januar 1985 war er Mitinhaber und Geschäftsführer der späteren 2R Schreinerei. Operativ verkaufte er den Betrieb 2011. Er heiratete Margrith Bühlmann, gründete eine Familie, aus der drei heute erwachsene Kinder entsprangen.


Früh engagierte sich Ernst Roth politisch, so amtierte er beispielsweise als Bürgerratssubstitut und in der Baukommission für den Bau des Kottenschulhauses. Auch im Veloclub Sursee und der Zunft Heini von Uri Sursee hinterliess er in dieser Zeit Spuren. «1997 war ich der erste ‘Obercheler’ Heinivater», verrät er – zwei Jahre zuvor zog die Familie Roth von Sursee nach Oberkirch. 2004 wählten ihn die Oberkircher auf Vorschlag der CVP in den Gemeinderat. «An meiner ersten Gemeindeversammlung senkten wir die Steuern», erinnert er sich.


«Es ist ein Privileg»
Vier Jahre später, 2008, gelang ihm die Wahl als Nachfolger von Luzia Häller ins Gemeindepräsidium. Schon damals trimmte das Siedlungsleitbild 2001 Oberkirch auf Wachstumskurs. Beim daraus folgenden Zonenplan redete er dann mit. Daraus entstand etwa  das neue Wohn- und Arbeitsgebiet Haselwartmatte mit 1000 Einwohnern. Von seinem Amtsantritt 2004 bis heute stieg die Einwohnerzahl der Gemeinde von knapp 3000 auf 4600 an. 

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Künftig werde das Wachstum gedrosselt, ist er überzeugt. «Ich hoffe aber, dass noch ein paar Kinder dazukommen.» Immer wieder hört Ernst Roth, dass es cool sei, in Oberkirch zu wohnen. «Es ist ein Privileg, dass wir finanziell gut aufgestellt sind und eine Top-Infrastruktur haben», antwortet der Gemeindepräsident in solchen Situationen.


Drei Ereignisse haben in Oberkirch 2018 geprägt: Die Feier 50 Jahre Pfarrkirche, die Ersatzwahl in den Gemeinderat und die kommunale Abstimmung über die Revitalisierung der Sure. Das Kirchen-Jubiläum zog viele Leute an, die Ersatzwahl und die Abstimmung mobilisierten. An den beiden Wahlgängen um den frei werdenden Sitz von Sacha Heller gaben jeweils knapp 1400 Bürgerinnen und Bürger ihre Stimmen ab. Gar 2183 Oberkircherinnen und Oberkircher stimmten am 4. März für oder gegen das Revitalisierungsprojekt der Sure.


«Wir schauen nach vorne»
Im Vorfeld flogen die Fetzen, auch wurde Ernst Roth teilweise persönlich angegriffen. Er könne solche Anschuldigungen aber abstreichen. «Das war gestern, und wir schauen nach vorne.» Ihm gefallen solche schwierigen Konstellationen, wo man etwas für eine Lösung tun müsse. «Am Schluss sollte man sagen können, dass wir etwas erreicht haben.»

In den 14 Jahren im Gemeinderat sei die Abstimmung über das Revitalisierungsprojekt ein ganz kleiner Teil gewesen. Ernst Roth verweist lieber auf die sehr hohen Zustimmungen zum Schulhausprojekt und zur Raumplanung.
Zur Nachfolgewahl von Bauvorsteher Sacha Heller hat er beobachtet: «Es gibt immer eine Geschichte – auch unter den Parteien.» Bei einigen Leuten sei dies noch präsent.

Er erzählt, dass die Zusammenarbeit im Gemeinderat sehr gut sei. Zur parteipolitischen Zusammensetzung – zwei CVP, zwei FDP, ein SVP – ergänzt Ernst Roth: «Wenn die Leute alle Informationen haben, kommen fast alle zum gleichen Schluss.» Das habe mit Vernunft zu tun. Für ihn ist sowieso ein gutes Team das wichtigste Element. «Ich sorge für eine gute Stimmung.»


Akzeptierte und getragene Ziele
«Wir wollen Ziele erreichen, die alle akzeptieren und mittragen», umschreibt Ernst Roth sein Credo. Manchmal seien Einzelgespräche nötig. Oft sei es eine Frage der Informationen und Geschichtsvermittlung. «Wie ist etwas entstanden und warum hat man so entschieden, sollten alle wissen.» Dieses Rothsche Politverständnis gipfelt im Wort «Kontinuität».

«In unserer Gesellschaft kann man nicht einfach schnell etwas kehren. Kontinuität und eine langfristige Strategie bringen Erfolg. Das Erfolgsrezept heisst Kontinuität.»


Bezüglich der Situation auf der Luzernstrasse möchte der Gemeinderat die «verkehrsorientierte Dorfstrasse» im Abschnitt des Schulhauses auf Tempo 30 senken. «Die Akzeptanz der Bevölkerung kann erreicht werden, wenn die Strasse nicht mit vielen Behinderungselementen verbaut ist», hält er fest. Das Mitglied des Velo-
clubs Sursee fügt mit Schalk in den Augen hinzu: «Wir müssen noch mehr selbstfahrende Velos haben.»


Im AHV-Alter gehts weiter
Am 19. Juni ist Ernst Roth 65 Jahre alt geworden. «Es hat sich gar nichts verändert, ausser, dass ich mehr Lohn erhalte», lacht er und verweist auf die nun gestrichenen AHV-Abzüge. Er habe sich über das AHV-Alter noch keine grossen Gedanken gemacht und bleibe bis 2020 Gemeindepräsident.

Ernst Roth möchte in den verbleibenden eineinhalb Jahren noch eine von einer Mehrheit getragene Einigung über das Verkehrsregime auf der Luzernstrasse erreichen sowie beim anstehenden Start des Räumlichen Entwicklungskonzepts REK mitwirken.Mit seiner Gelassenheit, seiner Erfahrung und seinem Prinzip der Kontinuität kann er auch diesen beiden Geschäften zum Erfolg verhelfen.


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