Das Wirtshausschild des ehemaligen «Adler» vor dem ehemaligen Ratshaus. Foto:zvg
Das Wirtshausschild des ehemaligen «Adler» vor dem ehemaligen Ratshaus. Foto:zvg
12.12.2018

Der Doppeladler ist ein Surseer

Im ehemaligen Rathaus, am Untertor, in der Pfarrkirche und auf dem Wirtshausschild des ehemaligen «Adler» grüsst der Doppeladler. Er gehört zum Stadtbild von Sursee – seit fast 550 Jahren.

1386 erlitt Leopold III. von Habsburg gegen die Eidgenossen in Sempach eine empfindliche Niederlage, die ihm gar sein Leben kostete. Sursee hielt den Habsburgern die Treue. Am 30. April 1415 eroberten die Luzerner dann die Stadt Sursee und händigten ihr einen Vertrag aus. Ab diesem Datum endete die Habsburger Zeit in Sursee mehr oder weniger freiwillig.

Der Doppeladler tauchte erstmals zwischen 1472 und 1481 in Sursee auf. Das hoheitliche Zeichen des Heiligen Römischen Reichs, dessen Kaiser damals aus dem Hause Habsburg stammte, bekam auf einem Mittelbalken der Decke im alten Rathaus einen Ehrenplatz – vor den Wappen der acht alten Orte der Eidgenossenschaft. Sursee sah sich, wie andere auch, als Teil des Reichs.

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Hinweis auf die Schutzmacht
Der zweitälteste Doppeladler in Sursee wurde in der Wappentafel am 1299 erstmals erwähnten Untertor 1676 integriert, als der Rat der Stadt Sursee Meister Hans Heinrich Tüfel den Auftrag dazu erteilte. Formell schied die Eidgenossenschaft 1648 mit dem Westfälischen Frieden aus dem Reichsverband aus, der Doppeladler wies aber weiterhin auf die Schutzmacht, das Reich, hin.


Auch der dritte Doppeladler in der Pfarrkirche am Chorbogen über der Uhr und über dem Stadtwappen stammt aus der Zeit nach 1648. In dieser Form sei diese Gestaltung 1701 entstanden, schreibt Hans-Christian Steiner im Kunstführer über die Pfarrkirche St. Georg von 2006. Der Doppeladler mit dem Wappen des Hauses Habsburg von Kaiser Leopold I. wurde dort in Zusammenhang mit der Erhebung des Abtes des Klosters Muri, Placidus Zurlauben, in den Reichsfürstenstand angebracht.

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Das Kloster Muri ernannte damals den Stadtpfarrer von Sursee. Im Führer ist weiter nachzulesen, dass der Rat von Luzern erst 1738 «das Anbringen des als Herrschaftszeichen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation geltenden Doppeladlers auf seinem Territorium» untersagte.
In Gold glänzt der jüngste Doppeladler auf dem Wirtshausschild des ehemaligen Gasthauses «Adler». Seine Tradition als altes Rathaus wurde in der Eidgenossenschaft so auch nach dem Untergang des Stadtstaates Luzern weiterhin sichtbar gemacht. Der goldene Reichsadler dürfte jedoch erst mit der Neugestaltung der gesamten Platzfassade 1832 (in dieser Form) angebracht worden sein, wie  Hans-
Christian Steiner ergänzt.   


Der globale Doppeladler
Der Doppeladler kommt in fast allen Weltgegenden vor. Für Norbert Weyss, der ein Buch über seine Geschichte schrieb, ist er in etlichen Kulturen unabhängig voneinander entstanden. Er zählt Tibet, Pakistan, Ceylon und Peru auf. Neben den Byzantinern dürften die Armenier das älteste Volk sein, das den Doppeladler als dynastisches Zeichen kannte. Seit Anfang des 15. Jahrhunderts verwendete das Heilige Römische Reich den Doppeladler in der Funktion des Reichswappens. Bis in die Gegenwart hinein kommt der Doppeladler etwa im Wappen Serbiens, Russlands oder Albaniens vor.    


Der Doppeladler galt ursprünglich als Schutzwesen, wie Norbert Weyss schreibt. Zwei Augenpaare sähen mehr und besser als eines. Gleichzeitig lehnt er die Bedeutung des Doppeladlers als Herrschaftszeichen in der vorheraldischen Zeit ab (kurz: bevor es Wappen gab).
Eine andere Deutung des Doppeladlers geht in Richtung Gegensätze: Begriffspaare wie Ost und West, Kaiser und Papst, weltlich und geistlich usw. sind zu nennen. 


Die Adler sind beliebt
Die vielen Doppeladler in der Stadt erinnern an die Zeit, als Sursee zum Reich gehörte. Heute steht der Adler immer noch Hoch im Kurs und gehört zum Stadtbild. Ein Blick nach Nottwil zeigt, dass das Damen-Handballteam 2015 seinen Namen in Spono Eagles (englisch für Adler) änderte. Damals erklärte Präsident Urs Wey: «Adler verkörpern Mut, Selbstbewusstsein und einen starken Willen.»

 

Die Schweiz sprach über ein Wort
Am 22. Juni jubelten die Fussballer Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka im Spiel gegen Serbien mit Gesten, die ein Doppeladler darstellten. Die beiden eingebürgerten Schweizer mit Herkunft aus dem Balkan wühlten damit die Öffentlichkeit auf und heizten die Frage nach einer Doppelbürgschaft an. Auch Captain Stephan Lichtsteiner zeigte den Doppeladler. Jetzt hat die Jury den «Doppeladler» zum Schweizer Wort des Jahres gekürt. Das albanische Freiheitssymbol sei 2018 durch die Affäre plötzlich viel häufiger und in einem anderen Kontext gebraucht worden, erklärt Professor Daniel Perrin, der strategische Leiter für das Wort des Jahres Schweiz, die Wahl in einer Mitteilung.  Der Doppeladler ist ein beliebtes Symbol in der Heraldik und kommt in mehreren Wappen von Herrschern, Städten und Ländern vor. Erstmals tauchte der Doppeladler im alten Babylonien (23. Jh. v. Chr.) auf. Er gilt als ältestes Wappenzeichen der Welt.

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