Anna Gut (rechts) und Selina Witschonke (links) reichen sich die Hände. (Foto WCF/Emil Cooper)
Anna Gut (rechts) und Selina Witschonke (links) reichen sich die Hände. (Foto WCF/Emil Cooper)
19.02.2020

Der heisse Tanz auf dem sibirischen Eis

von Manuel Arnold

In der eisigen Kälte von Krasnojarsk kämpfen die Sempacher Curlerinnen Selina Witschonke und Anna Gut um den Einzug in den WM-Halbfinal.

6813 Kilometer trennen Sempach von Krasnoyarsk. Da die World Curling Federation alle Spiele der russischen Teams an der Junioren-WM auf ihrem Youtube-Kanal überträgt, konnten Daheimgebliebene am Sonntag dennoch  mitverfolgen, wie es das Schweizer Team mit den beiden Sempacherinnen Selina Witschonke (Skip) und Anna Gut (Lead) mit den amtierenden Weltmeisterinnen aufnahm.

Die beiden Sempacherinnen Anna Gut (links) und Selina Witschonke (Mitte) im Startspiel gegen Schweden. (Foto WCF/Emil Cooper)

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Mit der Wärme einer Eishalle

Die Crystal Ice Arena sei wohl der Ort mit dem angenehmsten Klima, scherzte Kommentator Sander Rølvåg, Bezug nehmend auf die Temperaturen von bis zu Minus 30 Grad, die vor der sibirischen Eishalle im Winter jeweils herrschen. Bestens informiert erklärte er, dass Selina Witschonke eine «Veteranin» sei, da es nur wenige Spielerinnen gebe, die vier Mal an einer Junioren-WM teilnehmen. Die schottische Olympiasiegerin und Co-Kommentatorin Rhona Howie ergänzte, dass Anna Gut und Selina Witschonke seit 13 Jahren zusammen Curling spielen. Ein guter Bonus.

Selina Witschonke braucht Köpfchen und eine gute Stimme während der Spiele. (Foto WCF/Emil Cooper)

Sibirisches Eis ist schnell

Den Hammer, das Recht des letzten Steins, sicherte sich Russland im 1. End. Mit dem schnellen Krasnojarsker Eis hatten beide Teams zu Beginn ihre liebe Mühe. In den ersten vier Ends gab es so jeweils statt mehrerer nur einen Stein zu schreiben, so dass der Hammer munter weitergereicht wurde und es nach vier Ends leistungsgerecht 2:2 stand. Im 5. End curlte Selina Witschonkes zweiter Stein nicht wunschgemäss. Die Russinnen bedankten sich mit einem Dreierhaus, so dass es beim Stand von 5:2 in die Pause ging. «Beide Teams spielen definitiv nicht fehlerfrei. Vor allem die Schweiz muss ihr Niveau erhöhen», resümierte Sander Rølvåg.

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Elena Mathis und Anna Gut beim Wischen. Skip Selina Witschonke schaut gebannt zu (von links). (Foto WCF/Emil Cooper)

Skip Selina Witschonke, die für die Schweiz jeweils die letzten beiden Steine spielte, glänzte im 6. End mit einem Double-Takeout zweier russischer Steine. Ihr zweiter Stein kam dann wieder mit etwas zu viel Pfeffer, so dass ein Schweizer Stein noch aus dem Haus fiel und statt dreier Punkte nur deren zwei aufs Schweizer Blatt kamen. Nach einem Nullerend konnte sich Russland im 8. End einen Stein gutschreiben lassen. Im 9. End blieb Selina Witschonkes letzter Stein an der Guard hängen. Russland stahl im Anschluss einen Punkt.

Anna Gut legte auch im 10. End die ersten beiden Schweizer Steine – so gut, dass sie von Kommentatorin Rhona Howie ein Sonderlob bekam. Selina Witschonkes letzter Stein musste ein Double-Takeout sein, wollte sich die Schweiz mit drei Punkten noch ins Zusatzend retten. Der Versuch misslang, zwei Punkte gabs am Ende, worauf die Russinnen den 7:6-Sieg auf sicher hatten.

Anna Gut, Lead des Schweizer Frauen-WM-Teams.  (Foto WCF/Emil Cooper)

Negativspirale stoppt rechtzeitig

Nach dem 10:9-Startsieg gegen Schweden Weltmeister Russland zu unterliegen, war gewiss kein Beinbruch. Das Schweizer Team rehabilitierte sich gleichentags mit einem 10:2-Sieg gegen Ungarn für die Niederlage. Auch am Montag erspielte sich die Schweiz gegen die bis dato sieglosen Norwegerinnen nach 6 Ends eine komfortable 7:2-Führung – und dann war der Wurm drin. Das Spiel ging noch mit 7:8 verloren. Einen Tag später zogen die Schweizerinnen auch gegen Korea (3:8) und Kanada (5:6) den Kürzeren. Mit einem 5:4-Sieg am Mittwoch gegen Japan fand das Team um Selina Witschonke gerade noch rechtzeitig auf die Siegerstrasse zurück. Gibts am Donnerstag zwei Siege in den letzten beiden Gruppenspielen gegen Dänemark und Lettland, darf die Schweiz wohl weiterhin von einer erneuten WM-Medaille,  nach der bronzenen 2019 in Liverpool, träumen.


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