06.12.2020

Der Samichlaus streamt in die Stube 

von Thomas Stillhart

Benjamin Emmenegger und Robin Kirchhofer brachten am Sonntagabend den Kindern einen Samichlaus nach Hause. Online konnten sie ihm ein Versli aufsagen. 

Im Studio von Robin Kirchhofer beim «Hirschen» in Oberkirch richtet sich der Samichlaus am Sonntagnachmittag ein. Trix Müller hilft ihm beim Einkleiden und schminkt Schmutzli Michael Emmenegger, Selina Bläsi nennt dem Samichlaus die Namen der auftretenden Kinder, Benjamin Emmenegger managt alles im Hintergrund. 

«Auch für mich ist das neu», sagt der Samichlaus, der sonst in Neuenkirch unterwegs ist, vor dem Start um 16.30 Uhr und meint: «Der persönliche Kontakt wird mir fehlen» Der erfahrene Chlaus fügt an, er nehme sich vor, flexibel zu sein. Weiter hoffe er, dass die Technik funktioniere und lobt die Kulisse, die durch familiäre Unterstützung adventlich aussieht.

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Zuerst testen, dann live

Um sicher zu gehen, können alle angemeldeten Familien vor dem Online-Live-Auftritt des Samichlauses die Technik testen. Zudem schöpft Robin Kirchhofer von Erfahrungen aus Live-Streamings über Zoom. «Die Herausforderung wird heute sein, ob die vielen verschiedenen Leute, die sich einloggen, Erfahrungen haben mit der Technik», so Kirchhofer.  

«Ich bin auch traurig, dass der Samichlaus nicht in die Stube reinkommen darf.»
Online-Samichlaus

Kurz vor 16.30 Uhr sind zwei Kameras auf den Samichlaus und seinen Schmutzli gerichtet. Der Samichlaus zieht die weissen Handschuhe an, wiederholt nochmals die Vornamen der Kinder und nimmt sein Buch in die Hand. «Hoi zäme, liebe Kinder, hört ihr mich?», begrüsst er langsam sprechend und winkend die ersten beiden Kinder. Es sei ein bisschen speziell in diesem Jahr. «Ich bin auch fest traurig, dass der Samichlaus nicht in die Stube reinkommen darf.» 

Zehn Minuten Zeit pro Familie

Wenigstens habe ihm der Schmutzli einen super Computer organisiert, so dass er wenigstens auf diese Art mit den Kindern sprechen könne, fährt der Samichlaus fort. Er nimmt sich für jede der am Sonntag angemeldeten Familien rund zehn Minuten Zeit, verteilt Lob und auch ein wenig Tadel. «Zimmer aufräumen» oder «Licht ablöschen, mahnt er. 

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Viele Kinder geben ihm ein einstudiertes Versli zum Besten oder zeigen einen Handstand. Der Samichlaus respektive seine Helfer bringen den Kindern als Dank ein Säckli nach Hause. 

Nach drei von zwölf Auftritten zieht der Samichlaus, der die Ruhe selbst ist, eine erste Zwischenbilanz: «Ich bin zufrieden und positiv überrascht, wie die Kinder die Geschichte glauben und Respekt zeigen.» Wie bereits angetönt sei der Online-Auftritt jedoch viel unpersönlicher als in der Stube. Alles hänge vom guten Hören und Sehen ab. 

«Wir haben noch Platz frei für Familien, die den Samichlaus online nach Hause holen wollen.»
Benjamin Emmenegger, Mitorganisator Online-Samichlaus

Benjamin Emmenegger, der zusammen mit Robin Kirchhofer, den Online-Samichlaus in vielen Stunden auf die Beine stellte, sagt: «Wir senden am Sonntag, Montag und Mittwoch. Wir haben noch Platz frei für Familien, die den Samichlaus online nach Hause holen wollen.»

Sogar aus dem Kanton Zürich

Gefreut hat er sich über zwei Anmeldungen aus dem Kanton Zürich. Emmenegger betont, dass Familien nur aus Orten mitmachen können, in denen die ansässigen Chlausgruppen einverstanden sind. «Eine Konkurrenz wollen wir auf keinen Fall sein.» Deshalb klärte Benjamin Emmenegger beispielsweise mit der Chlausgruppe der Stadt Zürich telefonisch ab, ob eine Stadtzürcher Familie bei ihrem Online-Samichlaus mitmachen dürfe.

Der Mitorganisator fügt an: «Kommerziell ist der Online-Samichlaus nicht lohnend. Wir wollen ihn aber auch nur einmalig wegen Corona anbieten.» Plötzlich läutet sein Telefon. «Die erste Familie von heute dankte für den Samichlaus-Auftritt und sagte, dass die Qualität gut gewesen sei», gibt Benjamin Emmenegger den Inhalt des Gesprächs wider. 


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