Josi J. Meier aus Luzern war die erste Ständeratspräsidentin der Schweiz. (Foto zvg)
Josi J. Meier aus Luzern war die erste Ständeratspräsidentin der Schweiz. (Foto zvg)
04.07.2020

Die Stiftung Josi J. Meier löst sich auf

von RED (1)

Die Stiftung Josi J. Meier wird Ende Juli aufgelöst, weil sich die finanziellen Mittel dem Ende neigen. Die 2006 verstorbene ehemalige Luzerner National- und Ständerätin wollte nach ihrem Ablegen «humanitäres Wirken für Menschen im Kanton Luzern». 

Die 2006 verstorbene ehemalige Luzerner National- und Ständerätin Josi J. Meier ist auch heute noch vielen Menschen ein Begriff. Sie wurde 1926 geboren, wuchs in Luzern in einfachen Verhältnissen auf und besuchte die örtlichen Schulen. Nach der Matura absolvierte sie ein Rechtsstudium in Genf und erlangte 1952 das Anwaltspatent. Im gleichen Jahr eröffnete sie ein eigenes Anwaltsbüro. Während Jahren kämpfte sie für die Einführung des Frauenstimmrechts und war gleichzeitig in verschiedenen Kommissionen (IV, Jugendschutz, usw.) tätig.

Eine der ersten Nationalrätinnen

1971, kurz nach der Einführung des Frauenstimmrechts, wurde sie für die CVP in den Grossen Rat des Kantons Luzern gewählt. Sie gehörte auch zu den ersten elf Nationalrätinnen der Schweiz und wechselte im Februar 1983 in den Ständerat, als Nachfolgerin des zum Bundesrat gewählten Alphons Egli. Die Krönung ihrer politischen Karriere erfuhr sie im Jahre 1991: Josi J. Meier wurde zur ersten Ständeratspräsidentin der Schweiz gewählt.

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Nach 24 Jahren im eidgenössischen Parlament trat sie im Herbst 1995 zurück. Weiterhin engagierte sie sich für die Armen und Benachteiligten der Gesellschaft. Ein besonderes Merkmal dieser aussergewöhnlichen Frau war ihr Humor. Zeitlebens zeichnete sie sich durch einen unabhängigen und kritischen Geist aus. So meinte sie einst: «Es gibt Leute, die sich ein Pferd oder eine Jacht leisten; ich leiste mir eine freie Meinung, die ist ebenso teuer.»

Eine Stiftung im Testament

Im August 2006 durfte sie ihren 80. Geburtstag feiern und verstarb im November desselben Jahres. Josi J. Meier überraschte immer wieder - so auch mit ihrem Vermächtnis: Testamentarisch errichtete sie eine Stiftung zu Gunsten von Menschen in Not im Kanton Luzern. Den Zweck formulierte sie folgendermassen: «Humanitäres Wirken für Menschen, die im Kanton Luzern wohnen oder hier Asyl suchen, bei Notlagen aller Art.»

Die Geschäftsführung während der ganzen Zeit hatte Andrea Gmür-Schönenberger inne, die im Jahr 2019 als Ständerätin des Kantons Luzern in Josi J. Meiers Fussstapfen treten durfte. Während rund zwölf Jahren konnte die Stiftung Josi J. Meier operativ wirken. In der täglichen Umsetzung bedeutete dies, dass in erster Linie Jugendliche in Not, die soziale und berufliche (Wieder)Eingliederung von Menschen in einer besonderen Notlage, aber auch die Integration von Menschen aus anderen Ländern unterstützt wurden.

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Hilfe zur Selbsthilfe

Ebenso bot die Stiftung Institutionen Hilfe, die dasselbe Ziel verfolgen. Wichtig war dabei stets, dass der/die Gesuchsteller eine Eigenleistung erbrachte, sich bemühte, mit eigener Kraft und persönlichem Antrieb ein Problem zu lösen. Bewusst sollte Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden; dieselbe Person wurde jeweils nur ein einziges Mal unterstützt.

So hat die Stiftung z. B. einer alleinerziehenden Mutter die Ausbildung zur Pflegefachfrau ermöglicht oder die Raummiete für einen Kurs mit behinderten Menschen übernommen. Auch die Integration von jungen Menschen via unterschiedliche Formen von Brückenangeboten oder diejenige von Langzeitarbeitslosen war ein wichtiger Bereich, der unterstützt wurde. Die Hilfe zur Selbsthilfe vor allem auch für Frauen war Josi J. Meier bereits zu Lebzeiten ein wichtiges Anliegen. Stets setzte sie sich für Gerechtigkeit und Gleichstellung aller Menschen ein; ungeachtet dessen, ob es sich um einheimische oder ausländische Personen in Not handelte.

Die Mittel sind am Ende

Da die Stiftung Josi J. Meier nicht nur die Kapitalerträge ausschütten, sondern auch vom Stiftungskapital zehren konnte, neigen sich die finanziellen Mittel dem Ende. Der Stiftungszweck konnte jederzeit erfüllt und die Mittel zielführend vergeben werden. Der Fokus lag immer auf dem sozialen Bereich und der Integration. Die Stiftung Josi J. Meier wird per Ende Juli 2020 aufgehoben. Zahlreichen Menschen, die im Kanton Luzern leben und auch hier ansässigen Institutionen konnte geholfen werden. Auch nach der Liquidation der Stiftung werden die gesprochenen Mittel weiterhin ihre Wirkung erzielen.

Mit der von Josi J. Meier testamentarisch errichteten Stiftung hat es diese selbstlose und immer bescheiden gebliebene Frau geschafft, über ihren eigenen Tod hinaus Menschen zu helfen, denen sie schon zu Lebzeiten eine wichtige und unerlässliche Stütze war. Josi J. Meier gebührt ein ehrendes Andenken und unser aller Dank – auch heute noch!


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