An der Kanti Sursee liegt aktuell kein Fall von Mischkonsum vor.  (Symbolbild Akzent Prävention und Suchttherapie)
An der Kanti Sursee liegt aktuell kein Fall von Mischkonsum vor.  (Symbolbild Akzent Prävention und Suchttherapie)
14.03.2021

Drogenmissbrauch frühzeitig erkennen

von David Lienert/red

Das Thema Drogenmissbrauch ist an der Kanti unter Schülern keineswegs spürbar, doch ist nach schweizweit bekanntgewordenen Todesfällen nach Einnahme von Medikamentencocktails bei Jugendlichen Aufklärung unstrittig hilfreich. Deshalb bildeten sich Lehrpersonen weiter. 

Vorgängig konnten die Lehrpersonen der Kanti online Rückmeldungen zur Frage eingeben, was das Thema Medikamentenmissbrauch bei ihnen auslöse: Breitgefächerte Antworten beinhalteten Schlagworte wie Erstaunen, Unbehagen, Gesellschaftsproblem, grosses Problem in den USA oder eben auch Aufklärungsbedarf. Diesem Bedarf kamen Roland Jost und Adrian Schuler in ihrer Präsentation zweifelsohne nach. Jost ist Sicherheitsberater der Luzerner Polizei, Schuler arbeitet für die Organisation «Akzent - Prävention und Suchttherapie». 

Todesfälle im Kanton Luzern

Dass der Umgang mit Suchtmitteln im weitesten Sinn an Schulen kein Tabu sein darf, steht seit Jahrzehnten fest. An der Kantonsschule Sursee liege kein aktueller Fall von bedrohlichem Mischkonsum vor, liess Organisatorin und Initiantin Felicitas Fanger durchblicken. «Das Thema ist aber auch im Raum Sursee klar da», sagte die Prorektorin. 

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Kantonsweit zeige sich laut Roland Jost ein Trend hin zu immer reineren und damit wirkungsintensiveren Drogen, die die Problematik der Überdosierung mit sich brächten. Mit Stand Sommer 2020 verzeichnete der Kanton Luzern bereits Todesfälle nach risikobehaftetem Mischkonsum.

Synthetisches Cannabis

Weiter erwähnte er ein in den letzten Jahren gestiegenes Aggressionspotential, das etwa nach Einnahme von Kokain, Amphetamin und Ecstasy in Schlägereien ausarten könne. Auch wies Roland Jost auf die erheblichen Gefahren hin, die der Konsum synthetischen Cannabis mit sich bringe, Cannabis mit einer bis zu hundertfach stärkeren THC-Wirkung, als dies natürliches mit sich bringe.

Weiter sei das Missbrauchsproblem klar geschlechtsspezifisch ausgeprägt, «vor allem ein männliches Problem.» Roland Jost begründete dies mit der «stärkeren Neigung zu impulsiverem Verhalten.» 

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Angleichung der Geschlechter

Demgegenüber wies Adrian Schuler darauf hin, dass dies für Medikamentenmissbrauch – gesondert betrachtet – nicht zutreffe: Laut Zahlen von 2018 habe sich hier im Gegensatz zu 2010 oder 2014 eine Angleichung beider Geschlechter gezeigt: Rund 4.5 Prozent der 15-jährigen Jungs hatten schon einmal Medikamente eingenommen, um psychoaktive Effekte zu erleben; bei den Mädchen waren es knapp über 4 Prozent.

Die Motivation, gefährlich hoch dosierte Drogen oder eben gar in explosiven Cocktails als Mischung einzunehmen, liegt für die Polizei in den Faktoren Leistungsdruck, Langeweile, Einsamkeit, Probleme im familiären oder schulischen Umfeld, Neugierde und Nachahmungsdrang verankert. Bei gefassten Konsumenten zeigt sich eindeutig der markant höhere Anteil an Männern und ein alterstypischer Peak zwischen 15 und 19 Jahren, der sich bis zur Altersgruppe 30 bis 34 bereits auf rund die Hälfte reduziert und ab 60 absolut marginal und kaum mehr fassbar wird.

Animierende Songs auf YouTube

Adrian Schuler wies auf aufpeitschende Songs wie jenen der Hip-Hop-Band «Capital Bra & Samra» hin: Der mit dem als Schmerzmittel bekannten Medikament Tilidin betitelte Hit animiere zum Missbrauch mit einer euphorisierenden und betäubenden Wirkung und sei weltweit auf YouTube über 75 Millionen Mal angeklickt worden. Dass sich der junge Familienvater Capital Bra dann «für seine Tilidinsucht» geschämt habe, wie er auf RTL bekannte, und «für seine Kinder den Entzug geschafft habe», stiess auf markant weniger Interesse.

Falls je ein Missbrauchsfall auftauchen sollte, sind die Kanti-Lehrpersonen nun jedenfalls sensibilisiert: Sie wissen, dass Beobachtungen allein noch lange keine Diagnose sind, dass aber Veränderungen im Erscheinungsbild eines Jugendlichen, im Verhalten, in der Stimmungslage, in Äusserungen oder einem auffälligen Rückzug in Subgruppen Alarmzeichen sein können und Handlungsbedarf in sich bergen. 


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