Die im Gebiet Münchrüti vorgesehenen Mischzonen schickte die Gemeindeversammlung bachab. Foto Manuel Arnold
Die im Gebiet Münchrüti vorgesehenen Mischzonen schickte die Gemeindeversammlung bachab. Foto Manuel Arnold
27.03.2019

Ortsplanung Sursee: «Wir stehen vor einem Scherbenhaufen»

Sursee hat eine neue Ortsplanung. Das Wachstum sei damit beschränkt worden, kritisieren Direktbetroffene. Der Kanton relativiert: «Das Wachstum ist noch immer erheblich.»

Eine Karte mit den wichtigsten Änderungen der Ortsplanung finden Sie hier.

aaa

 

Vergangene Woche hat die Gemeindeversammlung dem neuen Zonenplan und dem Bau- und Zonenreglement zugestimmt (diese Zeitung berichtete). Doch nicht alle sind glücklich mit den getroffenen Entscheiden. Dass der Souverän die Umzonung diverser Industrieareale (Münchrüti-Chlifeld, Zeughaus, Frischfleisch AG) in Mischzonen für Wohnen und Arbeiten bachab geschickt hat, stösst vielerorts auf Unverständnis, sollten diese Gebiete doch das künftige Wachstum von Sursee aufnehmen.

Frustriert und enttäuscht zeigen sich die Unternehmen im Gebiet Münchrüti-Chlifeld: die Hoch- und Tiefbau AG, Mauchle Stahlbau und Witschi Metallbau. Über ihr Gebiet haben die drei Firmen zusammen mit der Stadt eine kostspielige Testplanung und ein qualifiziertes Wettbewerbsverfahren durchgeführt. Auf 28’000 m2 hätte hier ein neues Quartier mit drei Hochhäusern und rund 20’000 m2 Grünfläche entstehen sollen, die «Parkavenue». Die drei Unternehmen, allesamt emissionsintensiv, erklärten sich bereit, ihre Grundstücke dafür zusammenzulegen und umzusiedeln.

bbb

 

«Wir können nicht weg»

Den Entscheid, das Gebiet Münchrüti-Chlifeld in der Arbeitszone zu belassen, nennt Felix Mauchle eine Katastrophe. «Wir stehen vor einem Scherbenhaufen», sagt der Inhaber der Mauchle Stahlbau AG. «Als Produzent von schwerem Stahl befinden wir uns heute doch an einem völlig falschen Ort!»  Aufgrund potenzieller Lärmklagen von Anwohnern könne er am aktuellen Standort nicht weiter investieren, so Mauchle. «Wir werden vertrieben, können aber nicht weg.» Für Investitionen an einem anderen Ort fehlen dem Unternehmen die finanziellen Mittel, die sich aus der Umzonung des Grundstücks ergeben hätten.

Auch Paul Fuchs ist enttäuscht. «Eigeninteresse der Quartierbewohner sowie ein Rundumschlag der Hoco Immobilien AG haben dazu geführt, dass der Ortsplanung das Herz amputiert wurde», sagt der Inhaber der Hoch- und Tiefbau AG. Durch die abgelehnte Umzonung des Gebiets Münchrüti könne Wachstum in Sursee nicht mehr wie geplant stattfinden. «Sursee hat eine Chance vergeben», so Fuchs.

Investor Alois Egger, der im Gebiet mit der ALB Real Estate AG das Projekt «Parkavenue» realisieren wollte, doppelt nach. «Die Stimmbürger haben alle Entwicklungsgebiete abgelehnt. Das war kein sachlicher, sondern ein emotionaler Entscheid.»

 

Wachstum ja, aber langsamer

Haben sich die Surseer mit ihren Entscheiden ins Abseits manövriert? Bruno Zosso relativiert: «An der Entwicklungsstrategie des Kantons und am Grundsatz der Verdichtung nach innen ändern die Entscheide der Gemeindeversammlung nichts», sagt der Projektleiter Kantonalplanung bei der kantonalen Dienststelle Raum und Wirtschaft. «Die neue Surseer Ortsplanung erlaubt auch trotz den vorgenommenen Änderungen ein erhebliches Wachstum – allenfalls ein bisschen langsamer, als geplant.» Trotz Wegfall der Umstrukturierungsgebiete in der Industrie finde eine Verdichtung statt. «Langfristig ist das etappierte Umfunktionieren von zentrumsnahen Industriearealen nach wie vor zweckmässig und erwünscht», stellt Zosso aber klar.

Wie geht es weiter? Im Gebiet Münchrüti erwägen die Unternehmen und der Investor, allenfalls Beschwerde beim Regierungsrat einzulegen. Wie Zosso sagt, werde der Regierungsrat die Ortsplanung nun auf ihre Rechtmässigkeit prüfen, den Entscheid könne er nicht vorweg nehmen.

 


Schon gelesen?

Anzeigen

Zum E-Paper

Lesen Sie unser wöchentlich erscheinendes E-Paper und tauchen Sie ein in spannende Reportagen, Politkrimis und erfahren Sie das Neuste aus Ihrer Gemeinde.

zum ePaper

Meistgelesen

Instagram