13.04.2020

Peter Kuoni baute das erste Fitness von Hand

von Livia Kurmann

Er hat in der Region Fitnessgeschichte geschrieben. Peter Kuoni eröffnete in den 70er-Jahren das erste Fitnesscenter in Willisau. Bis zu seiner Pensionierung Ende März arbeitet er im Fitness Connection Sursee.

Peter Kuoni ist beinahe immer da. Immer auf Zack. Zeigt den Leuten, wie sie trainieren sollen, hält hie und da einen Schwatz mit ihnen. Oder er repariert Fitnessgeräte, dann trägt er seinen gelben Arbeitsmantel. Manchmal singt er dabei. Lauthals, so dass seine Stimme durch den Raum hallt. Und er hat immer einen Spruch parat. Lebensweisheiten und Zitate, die ihn ein Leben lang begleitet haben und die er an seine Mitmenschen weitergeben möchte.

Hier müsse er manchmal alles zugleich sein. Arzt, Philosoph und Fitnessinstruktor. Er sehe den Kunden an, wenn ihnen etwas fehle. Und er hat es sich zur Aufgabe gemacht, mitzufühlen und zu helfen, denn: «Der Körper ist der Tempel deiner Seele. Wenn du stirbst, gibt es nur noch Geist und Seele. Dann zählt nur noch, was du auf der Erde gesät hast in den Geboten Gottes.»

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«Heute glauben die Menschen nur an das, was sie sehen können. Aber es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als sich die Schulweisheit träumen lässt.»
Peter Kuoni

Buben aus den Händen gerissen

Seinen Glauben trägt Kuoni offen vor sich her. Er sei etwas, das ihm seine Eltern mitgegeben hätten und wofür er bis heute dankbar sei. «Heute glauben die Menschen nur an das, was sie sehen können. Aber es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als sich die Schulweisheit träumen lässt», zitiert er. «Dir gehen Welten auf, wenn du glaubst.» Ohne seinen Glauben hätte er all das nicht machen können, ist er sich sicher. Sein Leben so leben, wie er es gemacht hat. Indem er alles so nahm, wie es gerade kam.

Als zweitjüngstes von insgesamt 13 Kindern wuchs Kuoni im Huobacher in Willisau auf.«Wir wurden nicht verhätschelt. Wenn uns einmal das Essen hingeworfen wurde oder einer die Windeln zu lange an hatte, haben wir das nicht gemerkt. Wir sind alle gross geworden. Wir sind nicht gebrochen wie Grashalme», erzählt er.

Er selber habe es einfacher gehabt als seine älteren Brüder, die teilweise noch als «Hüttenbueb» unterwegs waren. Wo Leute keine eigenen Kinder hatten, mussten seine Geschwister mit anpacken. «‘Die jungen Buben haben sie einem damals fast aus den Händen gerissen’, sagte meine meine Mutter einmal zu mir. Das muss man sich mal vorstellen.»

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Im Fitness Connection arbeitete Peter Kuoni bis Ende März als Fitnessinstruktor.   (Foto Livia Kurmann)

Das fehlt doch noch

«Wir hatten nicht viel, aber wir waren kreativ. Aus dem kleinsten Ding konnte ich etwas machen», sagt Kuoni. Gerade diese Fähigkeit hat ihm im späteren Leben geholfen, ein Fitnesscenter aufzubauen.

Es begann 1978, als er mit Judo aufhörte und mit Fitness begann. Im obersten Stockwerk seines Elternhauses baute er seine erste Fitnessmaschine: Einen Seilzug für die Rückenmuskulatur. Jeden Abend baute er an Geräten. Einer Bizepsmaschine, einem Gestell für Kniebeugen. Alles aus Eisenrohren, die er bei seinem Arbeitgeber Chappuis in Willisau anfertigte. «Mich konnte man nicht aufhalten», sagt er heute und lacht. «Ich konnte mich abends nicht hinsetzen und in der Nase bohren. Da musste immer etwas gehen.»

Die ausschlaggebende Idee brachte ihm eine ältere Frau in der damaligen Seilerei Herzog in Willisau, als sie ihn fragte, wofür er die Seile brauche. Erstaunt über Kuonis selbstgebauten Fitnessraum sagte sie zu ihm: Das fehlt uns noch in Willisau.

«Nur nicht gross planen. Der Mensch denkt und Gott lenkt. Es ist wichtig, dass man das vor Augen hat.»
  

Interview in der «Sports Revue»

In der Vorstadt 19, auf einer Fläche von 100 Quadratmetern, eröffnete er 1981 «Peters Fitnessstudio» – das erste Fitness in Willisau. Bis dahin baute er abends 30 verschiedene Fitnessgeräte, tagsüber arbeitete er. «Die Leute fragten sich, ‘was will der Kuoni da draussen? Der kommt und geht dann halt wieder’», erinnert er sich. Das Gegenteil war der Fall. Das Fitness stiess auf Anklang. Das damalige Bodybuilding-Magazin «Sports Revue» – das damals immer muskelbepackte Menschen auf der Titelseite zeigte – wollte gar ein Interview mit ihm machen.

Und gerade als der Drei-Jahres-Mietvertrag auszulaufen drohte, fragte das Tenniscenter Willisau Kuoni an, ob er bei ihnen ein Fitnesscenter aufmachen wolle. Alles fügte sich. Bittet, so wird euch gegeben. Ein Bibelzitat, von dem sich Kuoni immer lenken liess. «Nur nicht gross planen. Der Mensch denkt und Gott lenkt. Es ist wichtig, dass man das vor Augen hat», sagt er.

Drei Monate nahm er unbezahlten Urlaub, baute Fitnessgeräte im Huob- acher und hatte Ende Herbst vier Tonnen Steckgewicht zusammen. 1984 eröffnete das Fitness im Keller des Tenniscenters Schlossfeld.

«Die dachten, ich sei nicht normal, weil ich noch Freude an der Überschwemmung hatte.»
  

Keller mit Wasser geflutet

Im Fitness Schlossfeld kam später auch Peters Bruder Paul hinzu. Paul, der damals noch als Polizist arbeitete, interessierte sich ebenfalls für Fitnesstraining und griff seinem Bruder, wenn er konnte, unter die Arme.

1988 kam dann die Überschwemmung. Ein halber Meter Wasser flutete das Fitnesscenter auf dem Schlossfeld. Peter Kuoni lachte darüber. «Die dachten, ich sei nicht mehr normal, weil ich noch Freude an der Überschwemmung hatte. Ich höre sie jetzt noch», sagt er.

Doch ein weiteres Mal fügte sich für Kuoni alles. Mit der damaligen Leitung des Schlossfelds war er sich nicht immer einig gewesen. Diese wollte das Fitness vergrössern, da immer mehr Leute dort trainierten. «Ich war nicht einverstanden. Sie wollten von mir im Verhältnis zu viel Zins.» Mit der Überschwemmung löste sich der Mietvertrag. Und für Kuoni endete ein weiterer Abschnitt.

«Du musst aufhören können. Es gibt genug Leute, die es nicht können.»
  

Fitness Connection eröffnete

Zur Zeit der Überschwemmung kaufte Bruder Paul Kuoni die Trainingsfläche an der Surseer Sandgruebestrasse 4. Diese hatte er seit Längerem im Auge. Ursprünglich wollten die beiden mit zwei Fitnesscentern weiterfahren. Peter Kuoni, der fortan nicht mehr Leiter eines Fitness sein wollte, unterstützte seinen Bruder im Aufbau des Fitness Connection.

Heute, nach fast 40 Jahren im Fitnessbereich, fällt es Kuoni nicht schwer, Abschied zu nehmen. «Du musst aufhören können. Es gibt genug Leute, die es nicht können. Ich habe das lange mit Freude gemacht. Und wenn du etwas mit Freude machst, kannst du auch mit Freude aufhören», sagt er. Ob ihm das Fitness fehlen wird? «Nein. Es geht wieder weiter, weisst du? So wie es angefangen hat, hört es auch. Es kommt ein neuer Abschnitt», sagt er zuversichtlich. Seine Frau Monika ist bereits pensioniert. Mit ihr freut er sich auf den neuen Lebensabschnitt.

Geplant hat er noch nichts. Alles kommt, wie es kommt. Nebst dem Fitness blieben die Landmaschinen immer seine Leidenschaft. Diverse Oldtimer darf er sein Eigen nennen. Auf Youtube ist zu sehen, wie er mit seinem Bucher KT10 Qauttro einen Acker pflügt. Fast zwei Millionen Klicks erzielte das Video bis heute damit auf Youtube. «Anscheinend ist das riesig viel. Ich verstehe das Ganze nicht so», winkt er ab. Mit den ratternden Gefährten trifft man Peter Kuoni auch heute noch hie und da an.


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