Mit Franz Lehárs Operette «Der Graf von Luxemburg» ist der Musik- und Theatergesellschaft Sursee ein grosser Wurf gelungen. Foto Roberto Conciatori
Mit Franz Lehárs Operette «Der Graf von Luxemburg» ist der Musik- und Theatergesellschaft Sursee ein grosser Wurf gelungen. Foto Roberto Conciatori
13.01.2019

Premierenpublikum feierte fulminantes Operettenspektakel mit Standing Ovation

Mit der Inszenierung der Operette «Der Graf von Luxemburg» ging die Musik- und Theatergesellschaft Sursee an die Grenzen der Belastbarkeit für ein Landtheater. Doch der Aufwand lohnte sich: Was auf der Bühne des Stadttheaters geboten wird, ist schlicht grandios. Das Premierenpublikum belohnte es mit einer Standing Ovation.

Der Präsident der Musik- und Theatergesellschaft Sursee, Daniel Gloor, machte vor der Premiere vom vergangenen Samstag keinen Hehl daraus, dass man sich mit der heurigen Operettenproduktion eine gewaltige Herausforderung eingehandelt habe: «Nach dem Erfolg mit 'Boccaccio' im vergangenen Jahr waren die Erwartungen des Publikums sehr hoch. Und diesen Erwartungen wollten wir gerecht werden.» Denn immerhin, so Gloor, stammen nicht weniger als 85 Prozent der Einnahmen aus dem Billettverkauf. Also scheute man keinen Aufwand, um ein Spektakel für die Sinne auf die Bühne zu bringen, wie man es in Sursee und wohl auch andernorts kaum je zu sehen bekam.

Einige Zahlen mögen dies verdeutlichen: Vor und hinter der Bühne wirken über 180 Personen mit. Weit über 3000 Arbeitsstunden leisteten die Bühnen- und Kostümteams für die üppige Ausstattung der Bühnenbilder und Kostüme. 858 Lämpchen, eine Tonne aufgeklebter Pailletten, welche die Strassen von Paris markieren, 150 Lichteinstellungen und eine riesige geschwungene Treppe, die in der Warteposition schon alleine fast den ganzen Platz auf der Nebenbühne ausfüllt, sorgen im Publikum für zahlreiche Wow-Effekte. Die Bühnenfläche ist durch die vier prächtigen Bühnenbilder – den Karneval in den Pariser Strassen, das Künstleratelier von Armand Brissard, das Haus von Angèle Didier und die Eingangshalle des Pariser Grand Hotels – bis auf den letzten Zentimeter genutzt.

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Einfache Geschichte

Die Geschichte der Operette ist schnell erzählt: Der verarmte Graf von Luxemburg ehelicht die bürgerliche Operndiva Angèle, damit diese in den Adelsstand gelangt. Er tut dies im Auftrag des Fürsten Basil Basilowitsch, der unsterblich in Angèle verliebt ist und diese – nach der Scheidung vom Grafen – selber heiraten will. Doch wie so oft kommt es anders – und am Schluss gibts trotz aller Verwicklungen ein Happy End. Mit der einfachen Story, bei der man ausgezeichnet abschalten und die Alltagssorgen vergessen kann, kontrastiert die schwere, facettenreiche Musik Lehárs. Diese wird von den 25 Profis im Orchestergraben – für einmal wird auch die Harfe prominent eingesetzt – meisterhaft interpretiert.

«Die Partitur ist wegen der vielen Rezitative besonders anspruchsvoll», lässt Isabelle Ruf-Weber durchblicken, welche die Produktionsleitung und künstlerische Gesamtleitung innehat. Ihr zur Seite steht wie im vergangenen Jahr Achim Glatz, der den Chor einstudierte. Dieser ist mit 24 Sängerinnen und Sängern kleiner als sonst, was der Brillanz des Chorklangs indessen keinen Abbruch tut und lediglich den engen Platzverhältnissen auf der Bühne geschuldet ist. Das Libretto speckte Regisseur Björn B. Bugiel bewusst auf eine Netto-Spielzeit von zwei Stunden ab. «Die grosse Kunst dabei war, den Spannungsbogen über die ganze Dauer aufrechtzuerhalten», betont er. Wie sich das Premierenpublikum überzeugen konnte, gelang ihm dies hervorragend: Die Dialoge sprühen vor Witz und Temperament – und die Szenen vor Üppigkeit und Spektakel.

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Starke Solisten

Natürlich steht und fällt eine Operettenproduktion mit den Solisten. Diese überzeugen auch heuer wieder auf der ganzen Linie. Christoph Waltle gibt den Grafen von Luxemburg mit heldenhafter Tenorstimme und dem gebotenen Quentchen Nonchalance. Ihm adäquat zur Seite steht Andrea Hofstetter als Angèle, die auch die höchsten Koloraturen stets im Griff hat und der Operndiva eine wohltuende Anmut verleiht. Niklaus Loosli brilliert stimmlich wie darstellerisch als Künstler Armand, und seine Bühnenpartnerin Olivia Allemann zeigt sich als Juliette nicht nur gesanglich auf der Höhe, sondern weiss auch gekonnt die Gegensätze Sanftheit und Zickigkeit auf sich zu vereinigen.

Der Bariton Jens Olaf Müller füllt die Rolle des Fürsten Basil Basilowitsch mit grossartiger Bühnenpräsenz aus, und Raya Sarontino gibt die Gräfin Stasa Kokozowa, die im Grand Hotel gleichsam wie ein Deus ex machina auftaucht und das Happy End erst ermöglicht, mit gekonntem russischem Akzent und einer köstlichen Mischung zwischen Melancholie und Dekadenz. Nicht unerwähnt bleiben sollen schliesslich auch Damian Ahcin, Alois Suter und Andreas Fitze, die nicht nur als Buffo-Trio Sergei Mentschikoff, Pawel von Pawlowitsch und Pélégrin gute Figur machen, sondern auch in diversen Nebenrollen.

Ballett und Technik sind gefordert

Einen wichtigen Part hat heuer das Ballett inne. Es dominiert nicht nur die Karnevalsparade zum Beginn der Operette, sondern verblüfft das Publikum auch als leicht bekleidete und mit blinkenden Lämpchen garnierte Attraktion im Haus von Angèle. Die ständig wechselnden Stimmungen wären nicht denkbar ohne das Beleuchtungsteam, das hinter den Kulissen eine Parforceleistung vollbringt. Mit dem Herzblut aller Beteiligter ist so einmal mehr eine Operettenproduktion entstanden, die man sich unbedingt zu Gemüte führen muss. Wer sich ein Ticket ergattern will, muss sich allerdings sputen. Denn bereits sind 80 Prozent der Plätze verkauft. Auch in dieser Beziehung liegt man - wie Präsident Daniel Gloor verrät – über dem Vorjahr.

Die Operette «Der Graf von Luxemburg» wird bis Ende März noch über 20 Mal aufgeführt. Platzreservationen können unter www.stadttheater-sursee.ch oder beim Vorverkauf im Stadttheater Sursee, Telefon 041 920 40 20, getätigt werden. Beachten Sie auch die Bilderstrecke auf der Website dieser Zeitung!


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