Die Guggsurruugger tran schon immer gerne auf. Fotos zvg
Die Guggsurruugger tran schon immer gerne auf. Fotos zvg
20.02.2019

Sie beleben die Fasnacht seit 50 Jahren

1969 fand die erste Mondlandung statt und Schulkollegen gründeten in Sursee die Guggsurruugger. Ehemalige Guggsurruugger blicken auf diese 50 Jahre zurück und erzählen, warum sie teilweise über 20 Jahre «guggsurruuggten».

«An einem Sonntagnachmittag 1969 trafen wir uns im Städtli, diskutierten, jassten, tranken Café», erinnert sich Walter Lipp. Mit ihm zusammen sassen Ruedi Wyss, Bruno Huber, Anton Steiger und René Würgler. Plötzlich sei das Thema Fasnacht aufgekommen. «Es läuft nicht viel in Sursee», stellten die Schulkollegen fest.

Die Idee der Gründung einer Guuggenmusik tauchte auf. Vorbild sei die Stadt Luzern gewesen. «Am gleichen Tag schrieben wir eine Einladung zu einem Infoanlass und diskutierten den Namen.» «Guggenmusik Sursee» und «Ruugger» seien gefallen. Daraus entstand «Guggsurruugger».

Premiere bei der Inthronisation

Das offizielle Gründungsdatum ist der Samstag, 25. Oktober 1969. Die erste Probe der neuen Guuggenmusik fand im Pfarreiheim statt. Mit rund 40 Mitgliedern bestritten die Guggsurruugger ihren ersten Auftritt an der Inthronisation des Heinivaters 1970.

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Früh hätten ein paar Mitglieder der Stadtmusik die Guggsurruugger verstärkt. «Die haben die Melodie gebracht», weiss Walter Lipp. Die Fasnächtler seien damals nicht möglichst gute Musiker gewesen, aber es musste etwas gehen.

«Wir waren in den Beizen immer hoch willkommen und bekamen viel Applaus.» Als Gegenleistung spendierten ihnen die Wirte Getränke. «Die Guggsurruugger waren für uns Unterhaltung und eine sinnvolle Tätigkeit. Wir hatten es lustig für ein paar Tage.» Fünf Jahre blieb Walter Lipp dabei.

Hanspeter Elster kam 1979 zu den Guggsurruuggern und blieb lange. Damals kriselte es, verrät Hanspeter Elster. «Finanziell und mit den Mitgliedern.» 1981 sank der Mitgliederbestand auf 23. Ein Jahr später wurde Elsbeth Wagemann erste Präsidentin.

Mit der Clique um Guido Sieger, Mario Sartori, Ruedi Scheidegger und Carlo Piani blühte die Guuggenmusik auf. «Wir waren alles junge Leute, hatten einen sehr guten Zusammenhalt und konnten musikalisch mit anderen mithalten.» Ein grosses Verdienst hatte das noch immer aktive Mitglied der Stadtmusik Sursee. Hanspeter Elster begründete damals die Musikkommission.

«Wir führten Register, Noten und arrangierte Stücke ein.» Er machte bis 1998 mit. «Das schönste Motto war 1996, als wir mit Schottenröcken an die Fasnacht gingen. Die schönsten Erlebnisse hatte ich mit ‘Blacky’ und ‘Lisi’, die immer für Stimmung sorgten.» Blacky ist Erwin Kunz, Lisi Thomas Portmann.

Gegenseitig motiviert

Achilles Zust, der von 1979 bis 2003 bei den Guggsurruuggern mitspielte, erlebte den ersten Maskenball in der Mensa (1984, «ausverkauft, Bombenstimmung») und das erste Monsterkonzert im Städtli (1987). «Wir belebten die Surseer Fasnacht und motivierten uns gegenseitig, etwas auf die Beine zu stellen.»

Die Kleider der Guggsurruugger seien ein abendfüllendes Thema. Achilles Zust erinnert sich an ein Jahr, in dem sie erst zwischen Weihnachten und Neujahr bemerkten, dass alle Kleider nur linke Hosenbeine hatten. Bei Nacht und Nebel mussten noch rechte Hosenbeine genäht werden.

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«Im Detail lag der Teufel. Schliesslich hat aber alles funktioniert.» Achilles Zust erfüllt der 50. Geburtstag mit Stolz. Er hilft immer noch am Monsterkonzert in der Oldies-Bar und sagt: «Die Fasnacht lebt weiter. Chapeau!»

Das Ami-Hörnli lebt noch

Das Jubiläumsjahr nimmt Mario Sartori zum Anlass, im Estrich sein «Ami-Hörnli» zu entstauben. In seiner Wohnung sind alle Plaketten aufgehängt, und er sagt sofort zu, über seine 22 Jahre bei den Guggsurruuggern zu berichten. Zusammen mit 13 anderen Ehemaligen erlebt er heuer die Fasnacht noch einmal. «Ich habe immer gesagt, dass ich mitmache, wenn es etwas gibt», macht Mario Sartori klar.



Heute ist er pensioniert, aber früher nahm er während der Fasnacht immer eineinhalb Wochen Ferien. «Das war selbstverständlich.» Sein grösster Wunsch lautet entsprechend so: «Das Weiterbestehen der Guggsurruugger liegt mir riesig am Herzen.»

Der aktive Ehemalige wurde mit 24 Jahren Guggsurruugger, amtierte zehn Jahre als Festwirt des Maskenballs und verwaltete lange das Material. «Wir haben für die Fasnacht gearbeitete», erklärt Mario Sartori und nennt die Organisation des Monsterkonzerts, der Maskenbälle und der Kinderfasnacht.

Eine Woche nach der Surseer Fasnacht gingen sie damals ins Welschland zum Ausspannen. «Einmal durften wir sogar in Nizza am Carneval auf der Promenade spielen», erinnert er sich an einen besonders eindrücklichen Auftritt.

Früher mehr rucki-zucki

Dass er 22 Jahre lang den Guggsurruuggern treu geblieben ist, begründet er fasnächtlich direkt: «Es war eine geile Zeit.» Auch seine Frau Helen war zehn Jahre dabei. Einen Unterschied zu seiner Aktivzeit möchte Mario Sartori noch erwähnen. «Wir haben in den Beizen und im Car viel gesungen.»

Heute sei das Niveau der Musik extrem hoch, früher habe es teilweise noch falsch getönt. Viele hätten die Noten nicht lesen können.

Marc Lang erlebte Hanspeter Elster, Achilles Zust und Mario Sartori hautnah. Er hielt 27 Jahre lang den Guggsurruuggern die Treue und verantwortete viele Jahre als OK-Chef das Monsterkonzert im Städtli. Nacheinander spielte Marc Lang Trompete, Pauke und Sousaphon. «Es hat viel Spass gemacht», gibt er an.



Zu Beginn 1991 half er noch bei den legendären Maskenbällen in der Stadthalle am Montagabend mit. «Früher war die Stimmung rucki-zucki, und alle sangen mit. Heute ist das Level höher und die Stücke intensiver», beobachtet er.

Die Noten würden auswendig gelernt, und die Guuggenmusiken spielen zwei- oder dreistimmig. Auch das Material der Grende habe sich vom früheren Kleister zum heutigen Silikon gewandelt.

Seine Verbundenheit mit der Fasnacht gipfelte in seiner Ehe. Er fand seine Liebe bei den Dorfguuggern Chnutu. Eines ist in den 27 Jahren Guggsurruugger bei Marc Lang jedoch geblieben: Der Carchauffeur. Noch immer fährt der Oberkircher Hanspeter Huber die Surseer Guuggenmusik an die Auftritte.

Nicht schön, aber bequem

Mit 18 Jahren kam Petra Hummel zu den Guggsurruuggern. Das war 2000. Sie blieb elf Jahre und leitete als erste Frau das Schlagregister. «Ich finde es noch immer schade, dass so wenige Frauen Schlagzeug spielen. Sie können es genau so gut, getrauen sich aber weniger», hält sie fest.

Petra Hummel ist mit der Fasnacht aufgewachsen und erlebte elf sehr gute Jahre. An das Ovi-Motto an zwei Fasnachten erinnert sie sich besonders gerne zurück. «Das Kleid war nicht besonders schön, aber unheimlich bequem», lacht Petra Hummel. 2007 hiess das Motto «met Ovi chasch ned besser» und 2008 «aber länger».

An der Fasnacht ist Petra Hummel weiterhin anzutreffen – «einfach auf eine andere Art», sagt sie. Und heuer tourt sie wieder mit den Guggsurruuggern mit, «das ist keine Frage». 50 Jahre seien speziell und mega toll, mitzumachen. Schön sei, dass die 14 Ehemaligen nicht alle Wochenenden in der Vorfasnacht dabei seien.

Am Samstag, bei der Wagentaufe der Schenkastico, sind sie dabei. Dort trifft Petra Hummel auch Ehemalige. Ein Grossteil der Fasnachtsgruppe Schenkastico hat eine Guggsurruugger-Vergangenheit.

Die Schoggi-Plakette lebt

Seit vier Jahren präsidiert Angela Stadelmann die Guggsurruugger. Ihre Motivation ist es, sich für einen tollen Verein zu engagieren und die Fasnacht mitzugestalten. «In diesem Jahr habe ich von der zweiten zur ersten Posaune gewechselt», erklärt sie. Obwohl es das gleiche Instrument sei, seien die Stimmen komplett anderes, und sie habe nochmals alle Lieder lernen dürfen.



Wer Geburtstag hat, bekommt Geschenke: «Ich wünsche mir eine grosse Crèmeschnitte für alle Guggsurruugger und natürlich eine tolle Fasnacht», sagt Angela Stadelmann. Vorerst gibt es zum Jubiläum eine Plakette aus Schokolade, die es bei jedem Mitglied sowie bei der Confiserie Surchat zu kaufen gibt.

«Weiter hoffe ich, dass die Guggsurruugger in 50 Jahren noch ein toller Verein sind, der die Fasnacht weiterhin prägt.» Sie denkt jedoch, dass sich musikalisch einiges verändern werde, und hofft, dass die Surseer Guuggenmusik auch in 50 Jahren noch tolle Mottos und entsprechend Kleider – und wenn möglich Grende – haben wird.


Präsidenten

1969–1971 Ruedi Wyss

1972–1976 Franz Kiener

1977–1978 Godi Mehr

1979–1980 Louis Simitz

1981–1982 Ruedi Wyss

1983–1985 Elsbeth Wagemann

1985–1990 Achilles Zust

1990–1997 Carlo Piani

1998–2001 Markus Küng

2001–2004 Thomas Koch

2004–2006 Michael Bisang

2006–2009 Andy Thommen

2009–2013 Sven Püntener

2013–2015 Manuel Lerch

seit 2015 Angela Stadelmann

Tambourmajoren

1969–1971  Ruedi Wyss

1972–1979  Franz Kiener

1980–1982  Bruno Scheidegger

1983–1984  René Schüpfer

1984–1989  Guido Sieger

1989–1995  Hanspeter Elster

1995–1999  Thomas Koch

1999–2003  Marcel Friebel

2003–2009  Michael Ambühl

2009–2013  Martin Schäfer

2013–2014  Michael Ambühl

2014–2016  Cedric Zwissig

2016–2018  Yannik Brehmer

seit 2018 Christian Fuchs


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