07.04.2021

Sie hoffen auf baldige Veränderung

von Sarah Amrein

Die Surseer Kleinbrauereien sind als Zulieferer der Gastro- und Eventbranche stark von den Corona-Massnahmen betroffen. Doch aufgeben tun sie nicht.

«Seit knapp einem Jahr fallen nun die Hauptverdienstmöglichkeiten der Soorser Bier AG weg», so Geschäftsführer Kevin Affentranger. Dass die Kleinbrauereien am Nabel der Gastro- und Eventbranche hängen, sei zu der aktuellen Zeit überhaupt nicht von Vorteil. «Wegen Corona können unser Produkt momentan nur über einen Kanal, nämlich den Detailhandel, verkaufen.» Auch eigene kleinere Veranstaltungen wie Braukurse und -führungen konnte die Soorser Bier AG im vergangenen Jahr nicht durchführen. Nur der Sommer, als Corona kurzzeitig in Vergessenheit geriet, diente Kevin Affentranger und seiner dreiköpfigen Crew als Einnahmequelle. «Ich glaube, ich spreche für alle, wenn ich sage, dass das eine sehr schöne Zeit war.»

Existenziell bedroht

Nun sei die Lage für die Existenz der Soorser Bier AG aber ernst – und Lockerungen der Schutzmassnahmen im Gastrobereich sind bis mindestens 11. April nicht zu erwarten. «Aus diesem Grund sahen wir uns gezwungen, uns mit einem Aufruf an die Bevölkerung zu wenden.» «Kauf dein Bier hier» nennt sich dieser Aufruf, der am 10. März startete und mit dem Kevin Affentranger die Zielgruppe intensivieren auf die notdürftige finanzielle Lage aufmerksam machen möchte. «Einen Turnaround können wir nur mithilfe unserer treuen Kunden schaffen», so Affentranger. Genaue Zahlen möchte er nicht nennen, doch im Vergleich zum Jahr 2019 schreibe Soorser Bier einen Verlust von 7,4 Prozent. «Das hört sich zwar nicht nach viel an, aber das Bierbusiness ist nur eine kleine Marke im Geschäft. Zudem bringt es nichts, erst dann zu handeln, wenn es schon zu spät ist.»

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Um ihr Produkt unter die Leute zu bringen, starteten Kevin Affentranger und sein Team bereits verschiedene Spezialaktionen, wie etwa den Soorser Bier-Adventskalender, online Degustationen für Vereine und Firmen oder dem Versand der selbstgebrauten Biere. Kevin Affentranger sich bewusst, dass der Aufruf an die Öffentlichkeit ein mutiger Schritt war, aber seiner Meinung nach auch der Richtige. «Bisher habe ich nur positives und ermunterndes Feedback erhalten. Die Vorzeichen stehen gut. Wir stecken den Kopf nicht in den Sand und glauben an ein weiteres Bestehen der Soorser Bier AG.»

Rampenverkäufe und Detailhandel

Auch die Braustation Sursee leidet unter dem Virus. «Jede Kleinbrauerei ist von der Schliessung der Gastro- und der Eventbranche betroffen», so Andy Stöckli, Geschäftsführer der Braustation Sursee und Inhaber des Craftwerks. Seit der Eröffnung des Lokals am 16. September 2020 musste dieses hauptsächlich stillstehen. Auch in der Braustation können Privat- sowie Firmenanlässe, Konzerte und Brauführungen zurzeit nicht stattfinden. «Der Detailhandel und die Rampenverkäufe sind momentan unsere einzige Einnahmequelle.» Als Ergänzung zu den Rampenverkäufen, die jeweils samstags von 10 bis 14 Uhr bei der Braustation stattfinden, besteht in Zusammenarbeit mit dem Craftwerk ein Take Away-Angebot. Neben Käseschnitten, Risotto und Riesen-Hot-Dogs kann man sich auch mal eine Currywurst oder einen saftige Burger – auch in vegetarischer Variante – zum Mittagessen holen.

Eigene Plattform lanciert

Das Braustation-Team möchte nicht von den Spenden treuer Kunden abhängig sein. Jedoch werde es schwierig, die Fixkosten zu decken, und auch Härtefallgelder habe die Kleinbrauerei bisher nicht erhalten. Aus diesem Grund lancierte das Team gegen Ende März die Plattform support-your-local.ch. Dort können Supporter mit einer Jahresmitgliedschaft à 149 Franken die teilnehmenden lokalen Kleinunternehmen unterstützen und von deren Angeboten und exklusiven Rabatten profitieren. Ausserdem kann jeder Gönner eine Patenschaft für einen der Kleinbetriebe, der ihm besonders am Herzen liegt, übernehmen und diesem einen Anteil von 80 Franken zukommen lassen. Mit der Plattform möchten Andy Stöckli und sein Team nicht nur sich selber, sondern auch anderen lokalen Kleinbetrieben helfen, die Krise zu überstehen. «In dieser Zeit müssen wir alle ständig aktiv sein, um uns finanziell über Wasser zu halten. Wir fokussieren uns momentan auf diese Plattform, um aus vielen kleinen Dingen etwas Grosses zu schaffen.»


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