Corinne Birrer trägt im Schiessstand eine Schiessbrille und einen Ohrenschutz. Foto:sti
Corinne Birrer trägt im Schiessstand eine Schiessbrille und einen Ohrenschutz. Foto:sti
20.06.2018

Sie trifft ins Schwarze und rettet Leben

Zehnjährig war Corinne Birrer, als sie mit dem Pistolenschiessen anfing. Heute arbeitet die Schweizer Meisterin von 2013 aus Schenkon als Rettungssanitäterin des Spitals in Sursee. Schiessen und retten haben Gemeinsames: die strukturierten Abläufe.

Seit 20 Jahren trainiert die 30-jährige Corinne Birrer das Schiessen mit der Pistole. «Wegen meines älteren Bruders und wegen meines Papis bin ich zu diesem Hobby gekommen», sagt sie. Wer von jung an zielen lernt, trifft regelmässig. Als Teenager schaffte die in Reidermoos aufgewachsene Schützin den Sprung ins Juniorennationalkader. «Wer im Kader ist, muss voll auf Sport setzen», erklärt sie die Zurückstufung zwei Jahre später. Mit der Zeit seien die vielen Trainings, die langen Reisen zu den Wettkämpfen und die damit verbundenen Absenzen während der Ausbildung aber zu viel geworden. Schiessen sei nur ein Hobby, und das sei gut so.
Immer wieder begegnet sie an Wettkämpfen Heidi Diethelm, die 2016 Bronze an den Olympischen Spielen gewonnen hat. «Ich kann mich mit ihr messen, das ist cool.»

Schiessen ist ganzheitlich
Corinne Birrer spricht über die Faszination dieses Sports: «Schiessen ist ein ganzheitlicher Sport. Koordination, mentale Stärke und Kondition braucht es.» Jeder Schuss sei ein einzelner Wettkampf. Wer schiesst, muss ganz viele Automatismen trainieren: Richtig ruhig stehen, stabil die Pistole halten, sich konzentrieren und – mit Schiessbrille, Ohrenstöpsel und Pamir – zum richtigen Zeitpunkt die Schussabgabe auslösen. Das ist eine Herausforderung.
Den grössten Erfolg feierte sie 2013, als sie mit der Luftpistole auf 10 Meter Schweizer Meisterin wurde. Ihr Hobby muss die seit 2016 in Schenkon wohnhafte Corinne Birrer manchmal erklären. «Für viele ist Schiessen negativ belastet, obwohl sie noch nie ein Training oder einen Wettkampf mitverfolgt haben. Ich ermögliche ihnen dann gerne, ein Training zu besuchen, um sich ein Bild vom Pistolenschiesssport zu machen.» Unter Kollegen ist ihr Hobby akzeptiert.
Hohes Ansehen hat aber ihr Beruf. Seit Juni 2016 ist sie Rettungssanitäterin beim Luzerner Kantonsspital in Sursee. «Mir wurde bald klar, dass ich nicht ewig auf der Pflege arbeiten werde», sagt sie. In Sursee – wie in Wolhusen – ist während 24 Stunden ein Team einsatzbereit. Montag bis Freitag ist ein drittes Team entweder in Sursee oder in Wolhusen stationiert. «Die Einsatzzahlen steigen.»  

Strukturen anwenden hilft
Jeder Rettungswagen ist im Normalfall mit zwei Personen besetzt. Bei einem Notfall dürfen die Rettungsfahrzeuge mit Sondersignal maximal 30 km/h mehr als normalerweise erlaubt an den Einsatzort gefahren werden. Die Geschwindigkeit muss stets den Witterungsverhältnissen sowie dem Verkehrsaufkommen angepasst werden. «Natürlich gibt es immer wieder Einsatzmeldungen, die den Adrenalinspiegel ansteigen lassen», verrät sie. Man lerne den Umgang mit solchen Situationen. «Wir wenden Strukturen an, dann funktioniert es. Die Abläufe wurden während der Ausbildung trainiert und verinnerlicht. Dieses Vorgehen führt auch im Schiessen zum Erfolg: Gelernte strukturierte Abläufe abrufen. So haben Schiessen und Leben retten Parallelen.


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