Neben den ordentlichen Sessionen wenden die Kantonsräte viel Zeit auf für Fraktions- und Kommissionssitzungen, für Vorbereitung und Repräsentation. Foto: ZVG
Neben den ordentlichen Sessionen wenden die Kantonsräte viel Zeit auf für Fraktions- und Kommissionssitzungen, für Vorbereitung und Repräsentation. Foto: ZVG
12.02.2019

Sie wissen, wie der Hase läuft

Bald sind Wahlen, der Kantonsrat wird sich verjüngen. Gestandene Kantonsrätinnen und -räte geben einen Einblick, wie viel Arbeit auf die Neugewählten zukommt.

10, 15, 20, 25 Prozent. 300, 350, 600 Stunden. Vorbereitung, Session, Repräsentation, Sitzungen. Der Arbeitsaufwand der Kantonsparlamentarier auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, ist nicht einfach. Zugegeben: Es sind triviale Milchbüchleinrechnungen, die hier angestellt werden. Keiner der befragten Kantonsräte gab an, eine penible Arbeitszeiterfassung zu führen. «Die Zeit notiere ich mir nicht», hält FDP-Kantonsrat Georg Dubach fest. «Seit jeher beurteile ich mein politisches Engagement nicht als Arbeit, sondern als Leidenschaft.» Seine Grosswanger Parteikollegin Angela Pfäffli rechnet detaillierter vor: 240 Stunden veranschlagt sie pro Jahr für Fraktionssitzungen und Sessionen, weitere 60 Stunden für Kommissionssitzungen, rund 200 Stunden für die Vorbereitung sowie 100 Stunden für Repräsentation, Veranstaltungen, Podien und Parteiarbeit von kommunaler bis kantonaler Stufe.

«Es gibt ruhige Zeiten, etwa während den Ferien, und turbulentere», so Pfäffli. Vieles sei abhängig von anstehenden Geschäften und Abstimmungen, von der Arbeit in Kommissionen und Fachgruppen sowie vom persönlichem Engagement. «Beim Lesen und Bearbeiten von Geschäften stellt sich Routine ein. Man lernt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.» Dass der Parlamentsbetrieb seit Kurzem digital und papierlos sei, erspare ihr das mühsame Einordnen der Vorstösse.

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«Interessant, aber aufwendig»

«Aufgrund wichtiger Finanzgeschäfte wie der Steuer- und der Aufgaben- und Finanzreform herrscht aktuelle eine intensive Zeit», stellt CVP-Kantonsrätin Priska Wismer aus Rickenbach fest. In der Kommission Erziehung, Bildung und Kultur, in der Wismer Mitglied ist, sei es zurzeit eher ruhig. «Der Aufwand war grösser, als wir Gesetzesänderungen diskutierten oder während der Fremdsprachen- und der Bildungsqualitäts-Initiative», so Wismer. Der Aufwand in einer kleinen Fraktion beurteilt Wismer tendenziell als grösser, weil die Kommissionsgeschäfte von einer oder zwei Personen bearbeitet werden müssten; in einer grossen Fraktion verteilten sich diese auf vier oder fünf Kommissionsmitglieder.

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Für die Kantonsräte Armin Hartmann (SVP) und Carlo Piani (CVP) blieb der Zeitaufwand in den vergangenen Jahren ungefähr gleich. «Man wird zwar effizienter, neue Aufgaben, komplexere Geschäfte und die Arbeit in Projektgruppen relativieren den Zeitgewinn rasch wieder», so Piani. Hartmann weist zudem darauf hin, dass das Amt als Kantonsrat seine Arbeit als Gemeindeammann von Schlierbach und als Vorstandsmitglied des Verbands Luzerner Gemeinden (VLG) erleichtere und sich daraus Synergien ergäben.

Dass der Zeitaufwand hingegen zugenommen habe, schreibt Hanspeter Bucheli (CVP). «Je mehr man kennt und je grösser das Netzwerk ist, desto interessanter, aber auch aufwendiger wird das Amt.» Sein Schenkoner Ratskollege Pius Müller (SVP) hält ebenfalls fest, dass der Aufwand deutlich zugenommen habe. Den Grund verortet er bei den Botschaften und den persönlichen Vorstössen, die zunehmend komplexer und arbeitsintensiver geworden seien.

 

Mehr Feuerwehrübungen

Nicht als weniger zeitintensiv, aber als unstrukturierter empfindet Yvonne Zemp (SP) die Arbeit im Kantonsrat. «Der Informationsfluss vom Regierungsrat zum Kantonsrat und innerhalb der Kommissionen funktioniert weniger gut als früher», so Zemp. Oft müssten wichtige Informationen auf dem Latrinenweg oder via politische Anfrage beschafft werden. «In der vergangenen Legislaturperiode war der Kantonsrat vorausschauender unterwegs. Heute gibt es viele Feuerwehrübungen – Stichwort Aufgaben- und Finanzreform.»

 


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