Carmen Bucheli (Mitte) verblüffte im zweiten Konzertteil mit ihrer Virtuosität als Flötensolistin. Foto Daniel Zumbühl
Carmen Bucheli (Mitte) verblüffte im zweiten Konzertteil mit ihrer Virtuosität als Flötensolistin. Foto Daniel Zumbühl
25.11.2018

Stadtmusik Sursee begeisterte mit Diplom-Abschlusskonzert von Dirigent Thierry Rau

An ihren Jahreskonzerten zeigte sich die Stadtmusik Sursee für einmal als Symphonieorchester. Das anspruchsvolle Programm, gleichzeitig die praktische Diplomarbeit von Dirigent Thierry Rau, fand viel Beifall. Höhepunkt war José Alberto Pinas Werk «The Ghost Ship».

Die Stadtmusik Sursee lud zweimal in den Campus Sursee: Am Samstagabend, als die Tambouren Sempachersee vor fast ausverkauftem Saal mit viel Pep und Rhythmik das Konzert eröffneten, und am Sonntagnachmittag, als die Jugendmusik Sursee für den Auftakt sorgten. In ihrer Begrüssung thematisierte Stadtmusik-Präsidentin Sara Steiner das Konzertmotto «Symphonic Dreams»: «Alle dürfen Träume haben, wenn sie auch nicht alle in Erfüllung gehen», meinte sie. Sie wies auch darauf hin, dass es sich bei diesem Konzert um die praktische Arbeit des Dirigenten Thierry Rau zur Erlangung des Diploms als Bachelor of Arts in Blasmusikdirektion an der Hochschule Luzern handelt, und begrüsste die beiden Experten, die am Samstag im Publikum sassen und das Konzert mit Argusaugen und gespitzten Ohren mitverfolgten. Mit dem Zuzug von Klavier, Harfe und zwei Celli wuchs die Stadtmusik zum veritablen Symphonieorchester mit über 60 Musizierenden an.

Herkulesaufgabe gemeistert

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James Barnes’ «Symphonic Overture» erwies sich als würdiger Konzertauftakt. Die verstärkte Stadtmusik gefiel mit einem vollen Orchesterklang, der jedoch die einzelnen Register dennoch transparent durchscheinen liess. Dem Korps gelang es, einen Spannungsbogen aufzubauen und diesen bis zum grandiosen Finale aufrechtzuerhalten. Besinnlichere Klänge waren dann bei «The Seal Lullaby» von Eric Whitacre angesagt. Als «Spaziergang im Mondschein» bezeichnete Urs Heller, der mit viel Humor durchs Programm führte, das Stück. Und in der Tat: Die romantischen Bilder einer Vollmondnacht, die an die Rückwand projiziert wurden, passten zu den sanft-melancholischen Tönen, die das Symphonieorchester anschlug. Einer Herkulesaufgabe stellte sich die Stadtmusik mit José Alberto Pinas «The Ghost Ship». Das Werk erzählt musikalisch die Geschichte des Dampfturbinenschiffs SS America», das nach seiner Karriere als Truppentransporter und Kreuzfahrtschiff Anfang 1994 in die Pension als schwimmendes Hotel hätte geschleppt werden sollen, aber auf der letzten Fahrt in einen gewaltigen Atlantiksturm geriet und an einem Strand auf Fuerteventura strandete, wo es im Lauf der Zeit zerfiel. Wiederum untermalten Bilder des stolzen Dampfers und des Wracks die Musik, welche die entfesselten Naturgewalten beinahe greifbar machte und die einzelnen Register, namentlich die Perkussion, aufs äusserste forderte. Thierry Rau lotste die Musizierenden indessen mit präzisem, unpretentiösem Dirigat souverän und sicher an allen Klippen vorbei. Das Publikum zeigte sich begeistert ob der Parforceleistung, welche die Stadtmusik mit diesem anspruchsvollen Werk an den Tag legte, und honorierte diese zu Recht mit einem kräftigen und lang anhaltenden Beifall.

Flötensolistin brillierte

Nach der Pause war dann etwas «leichtere» Kost angesagt, und dementsprechend erschien der Moderator als Italiener Giovanni auf der Bühne. «Absolut Crossover» von Otto M. Schwarz sorgte für einen beschwingten Auftakt, und in Bob Crewes Ohrwurm «Can’t take my eyes off you» verblüffte die Solistin Carmen Bucheli mit ihrer grossen Virtuosität auf der Querflöte. Die unglaublich schnellen Läufe meisterte sie scheinbar mühelos, was das Publikum zweimal zu Spontanapplaus hinriss. Mit Brasilianischem Feuer und Temperament gings weiter mit Zequinha Abreus «Tico-Tico», und als eindrücklichen Ausklang intonierte das Korps Alan Silvestris «Forrest Gump Suite» mit der Filmmusik des amerikanischen Erfolgsstreifens. Auch das Gebotene des zweiten Konzertteils quittierte das begeisterte Publikum mit einem herzlichen Applaus – und die Stadtmusik bedankte sich dafür mit einer Zugabe. Der Aussage von Präsidentin Sara Steiner, dass Thierry Rau für dieses Konzert die Note «fabelhaft» verdiene, bleibt nichts hinzuzufügen.


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