Cindy Kronenberg aus Sursee gewinnt den Prix Courage 2021. (Foto zVg)
Cindy Kronenberg aus Sursee gewinnt den Prix Courage 2021. (Foto zVg)
29.10.2021

Sursee: Cindy Kronenberg gewinnt Prix Courage 2021

von Red

Der «Beobachter» ehrt die Surseerin Cindy Kronenberg mit dem «Beobachter Prix Courage» 2021. Die 29-jährige Jugendarbeiterin wurde Opfer eines Sexualverbrechens und hilft seitdem anderen Betroffenen, mit einem solchen Erlebnis umzugehen.

Die mit 15’000 Franken dotierte Auszeichnung der Zeitschrift «Beobachter» wurde der Kinder- und Jugendarbeiterin am Freitagabend in feierlichem Rahmen überreicht. Cindy Kronenberg hat vor sechs Jahren sexuelle Gewalt erlebt – und obwohl es sie viel Überwindung koste, spreche sie öffentlich über ihre schmerzvolle Erfahrung, schreibt der «Beobachter» in einer Medienmitteilung.

Um andere Opfer nach einem solchen Erlebnis zu unterstützen, hat sie die Anlaufstelle «vergewaltigt.ch» aufgebaut. Dort tauscht sie sich mit Betroffenen aus, vermittelt Expertinnen und sammelt hilfreiche Informationen. Das alles macht sie für die rund 430’000 Frauen in der Schweiz, die laut einer Umfrage von Amnesty International schon Geschlechtsverkehr gegen den eigenen Willen gehabt haben. «Eine riesige Zahl», lässt sich Cindy Kronenberg zitieren. «Aber niemand spricht darüber. Und alle Betroffenen haben das Gefühl, mit ihrer Geschichte alleine zu sein.»

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Kränkung in Energie umgewandelt

«Ein Austauschcafé, Begleitung von Vergewaltigungsopfern beim Gang ins Spital oder zur Polizei, Präventionskurse an Schulen – Cindy Kronenberg hat ihre erlittene Kränkung und Verletztheit in unglaublich viel positive Energie umgewandelt», sagte Jury-Präsidentin Susanne Hochuli in ihrer Laudatio. «Und vor allem möchte sie, dass die Öffentlichkeit irgendwann nicht mehr fragt, wie kurz der Rock oder wie hoch der Alkoholpegel des Opfers war. Die Frage muss sein, warum irgendjemand sexuelle Selbstbestimmung einfach missachtet hat.»

Gemeinsam mit Amnesty International engagiert sich Cindy Kronenberg für die laufende Revision des Schweizer Sexualstrafrechts. Ziel ist eine rechtliche Verankerung des Grundsatzes, dass sexuelle Handlungen die Zustimmung aller beteiligten Personen voraussetzen und sämtliche Formen von nicht-einvernehmlichem Geschlechtsverkehr nicht als «sexueller Übergriff», sondern als «Vergewaltigung» definiert werden.

Die Wahl des «Beobachter Prix Courage» erfolgt jeweils zur Hälfte durch die Leserinnen und Leser sowie eine Jury, die ihre Punkte ohne Wissen des Votings vergibt.