16.01.2019

«Sursee wäre ein guter Standort»

Der Baustart des «Dreiklangs» bedeutet das Ende des temporären Skateparks in Sursee. Verbandspräsident Urs Morgenegg und Stadträtin Heidi Schilliger diskutieren die Chancen und die Hürden für einen Indoor-Skatepark in der Region.

 

Es war ein Abschied auf Raten für den Verein «skateSursee». Grosszügig zeigte sich die LUKB im Herbst 2018, als sie den Skatern im alten Auto-Wyder-Gebäude mietzinsfrei einen temporären Skatepark ermöglichte. Dass das Glück nur von kurzer Dauer ist, war mit der Bank so abgemacht. Pünktlich zum bevorstehenden Baustart der «Dreiklang»-Hochhäuser verliessen die Skater vergangene Woche das dem Abriss geweihte Gebäude.

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Wirtschaftlichkeit fraglich

«Der Skatepark war für uns ein Glücksfall, da wir so auch im Herbst und Winter trainieren konnten», erklärt Sacha Gehrig, Präsident des Vereins «skateSursee». Eine dauerhafte Lösung in Form eines Indoor-Skateparks ist derzeit nicht in Sicht. Auch das Regionale Sportanlagenkonzept Resak des Projekts Starke Sportregion Sursee-Mittelland macht den Skatern wenig Hoffnung: «Ein wirtschaftliches Betreiben von Infrastrukturen für Trendsportarten, wie einer Kletterhalle, einer Boulderanlage, eines Skaterparks, eines Pumptracks, etc., ist in der Region der Grösse von Sursee-Mittelland kaum umsetzbar. Eine Realisierung als Ergänzung eines anderen Infrastrukturprojektes (ohne Anspruch auf eine Wirtschaftlichkeit) ist dannzumal durch das Sportmanagement resp. den Projekteigner zu prüfen. Öffentliche Trendsportanlagen könnten auch durch die Gemeinden beispielsweise im Rahmen einer Schulanlage realisiert werden.» 

Regionale Angelegenheit

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Erstmals mit dieser Idee konfrontiert, steht Stadträtin Heidi Schilliger einem Indoor-Skatepark grundsätzlich offen gegenüber. «Dieses Anliegen müsste man innerhalb des regionalen Sportmanagements und des Sportanlagenkonzepts Resak angehen. Abgesehen von der Finanzierung durch Dritte gälte es auch zu prüfen, wo es überhaupt Platz für eine solche Anlage hat.» Ein Skatepark wäre regional aufzugleisen und die Halle mit mehreren Sportarten zu belegen, erklärt Heidi Schilliger weiter. «Damit derartige Infrastrukturprojekte überhaupt eine Chance haben, braucht es die Initiative und das Engagement von Verbänden und Vereinen».

Urs Morgenegg (im Bild) ist Präsident der Swiss Skateboard Association. Seit der Aufnahme der Sportart ins olympische Programm (siehe Kasten rechts) hat er alle Hände voll zu tun. «Wir brauchen jetzt dringend Sportvereine wie ‘skateSursee’, die das Skateboarden der Jugend näher bringen und Vereinsmeisterschaften austragen.» Zwei Skatevereine sind bis jetzt Mitglied im Verband, elf weitere Vereine haben sich angemeldet, so auch «SkateSursee». «Mit Freude haben wir ihre Aktivitäten im temporären Skatepark zur Kenntnis genommen. Auch, dass sie mit dem Ferienpass der Region Sursee aktive Nachwuchsförderung betreiben, ist dem Verband nicht entgangen.»

Olympia als Imagepolitur

Von der Olympia-Premiere erhofft sich Urs Morgenegg, dass immer mehr Junge den Weg in den Sport finden – und besonders, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung wächst: «Für viele ist Skaten immer noch ein mit Lärm verbundenes Kinderspiel. Wenn es aber plötzlich an Olympia im Fernsehen läuft, merken hoffentlich einige, dass das Kind vor der Haustüre keinen Lärm, sondern Sport macht.»

Das sechsköpfige Nationalkader der Skateboarder trainiert aktuell im Skills Park Winterthur. Eine vergleichbare Anlage ist derzeit in Crans Montana in Bau. Ein eigenes Leistungszentrum hat der Verband bis dato nicht. «Sursee wäre aufgrund seiner zentralen Lage ein guter Standort für einen Skatepark. Der Verband könnte sich bei einem allfälligen Bauprojekt unterstützend einbringen, schliesslich sitzen im Vorstand Leute, die seit über 30 Jahren skaten.» Urs Morgenegg würde auch dazu raten, einen Skatepark polysportiv zu planen, etwa mit Kletteranlage, Crossfit und Trampolin, ähnlich des Skills Parks in Winterthur.

Ein eigener Indoor-Skatepark, er bleibt für die Mitglieder des Vereins «skateSursee» in absehbarer Zukunft wohl ein Traum. «Für den Moment würden wir uns aber schon riesig freuen, wenn wir eine leer stehende Halle eines Unternehmens im Winter nutzen könnten», meint Präsident Sacha Gehrig.

 

Kasten:

Skateboarder fiebern auf Olympia-Premiere

Im Sommer 2016 nahm das Internationale Olympische Komitee Skateboarding, Sportklettern, Karate, Surfen und Baseball/Softball ins olympische Programm für Tokio 2020. Seit Ende November 2017 ist die Swiss Skateboard Association Teil von Swiss Olympic. Aushängeschild der Schweizer Skateboard-Nationalmannschaft ist Snowboard-Olympiasieger Iouri Podladtchikov. Falls er es nach Tokio schafft, wäre er der erste Winter-Olympiasieger der Geschichte, der sich in einer zweiten Sportart für die Sommerspiele qualifiziert. 

 

 

Kommentar 

von Manuel Arnold

 

Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit, mahnt der Volksmund. Sportlich hat die Region mit dem Projekt Starke Sportregion Sursee-Mittelland, dem regionalen Sportanlagenkonzept Resak und einem eigenen regionalen Sportmanager die Zeichen der Zeit früh erkannt und sich hervorragend aufgestellt. Das im April öffnende 50-Meter-Schwimmbecken im Campus Sursee ist ein erster Meilenstein der erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand
und privaten Investoren, einer Public-private-Partnership, wer es auf englisch lieber mag.

Eine eben solche bräuchte es auch, um den Traum des Vereins «skateSursee» nach einer Indoor-Skateanlage zu verwirklichen. Sportarten wie Skateboarden und Sportklettern sind ab 2020 olympisch. TV-Formate wie das Crossfit angehauchte «Ninja Warrior» und die Trampolinshow «Big Bounce» erzielen bei den Jungen Höchstquoten. Eine solitäre Skateanlage wäre wohl kaum rentabel. Mit einer polysportiven Halle mit Skateboarden, Sportklettern, Crossfit und Trampolin könnte die Starke Sportregion hingegen zeigen, dass sie Trends früh erkennt – und ihrer Zeit zuweilen sogar voraus ist.


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