22.08.2019

Das alte «Tigerli» reist ins Zillertal

von Thomas Stillhart

Nostalgisch, aber nicht fahrtüchtig. Das ist die«Tigerli»-Dampflok E 3/3 8522. Jetzt wird sie ins Zillertal chauffiert, wo eineSanierung ansteht. Prisca Vogel vom Verein Sursee–Triengen-Bahn Historic hofft,dass sie in drei Monaten zurückkehrt.

Am Mittwochmorgen schleppte eine Lokomotive die Dampflok E 3/3 vom Trienger Depot nach Büron. «Hier haben wir am Gleis einen geteerten Vorplatz, worauf der Tieflader fahren kann», erklärt Matthias Emmenegger, Direktor der Sursee–Triengen-Bahn (ST). Um 8.30 Uhr begann das Aufladen. Die Dampflok wurde mit einer Seilwinde auf den Tieflader gezogen.

18’000 Franken bis in Zillertal 

Emil Egger Transport aus Wil fuhr den ganzen Mittwoch mit der schweren Ladung und nach der österreichischen Grenze sogar mit Polizeieskorte ins Zillertal. Die Zillertaler Verkehrsbetriebe in Jenbach sanieren nun das «Tigerli». Matthias Emmenegger sagt: «Ich fragte verschiedene Werkstätten und kleinere Buden an, alle waren ausgelastet.» Alleine derTransport nach Österreich kostet 18’000 Franken, aber die Fahrt nach Landquart zur Rhätischen Bahn wäre nur 3000 Franken günstiger geworden. Der Verlad dauerte etwas länger als geplant, doch die Abfahrt erfolgte um die Mittagszeit.

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Das grösste Problem im Vorfeld der Sanierung lag bei den Finanzen. Seit 2012 steht die Dampflok, die Jahrgang 1913 hat, im Depot in Triengen: fahruntüchtig. «Die Sursee–Triengen-Bahn AG hätte das Geld nicht aufwerfen können. Dank ST Historic – gegründet im Dezember 2015 – ist das nun möglich», freut sich der Direktor. Seit Frühling 2019 präsidiert Prisca Vogel diesen Verein, der den Zweck hat, Mittel für den Erhalt von historischen Fahrzeugen und Anlagen zu beschaffen. Die Büroner Gemeinderätin betont: «Der Dampfbetrieb erfreut sich grosser Beliebtheit.»

2020 wieder im Einsatz 

Für die Fahrwerksrevision und weitere Revisionsarbeiten muss die ST rund 200’000 Franken zahlen. 80’000 Franken fehlen noch. Die Lok 8522 sei ein ganz spezielles Kulturgut, sei sie doch im Zweiten Weltkrieg als eine von nur zwei Lokomotiven mit einer elektrisch betriebenen Heizung samt Pantograph zur Stromentnahme ab der Fahrleitung versehen gewesen, erinnert Prisca Vogel. «Das Ziel ist nach wie vor, die revidierte Dampflok 8522 für die Dampfsaison 2020 wieder in den Einsatz zunehmen. Mit Volldampf suchen wir deshalb weitere finanzielle Mittel.» Wenn alles klappe, sei die Dampflok in drei Monaten wieder im Surental.

Im Patronatskomitee sitzen Regierungsräte und Ständeräte. Eine Gönnerfahrt brachte einen ersten finanziellen Erfolg. Doch das 1913 erbaute, 35 Tonnen schwere und 300 PS starke «Tigerli» ist noch nicht  «über dem Berg». Die Sursee–Triengen-Bahn – gegründet 1912 – verfügt übrigens als einzige Privatbahn in der Schweiz über ein Trassee, das nie elektrifiziert wurde. Auf der rund neun Kilometer langen Strecke verkehren heute Güterzüge, und für Schulungszwecke werden die Geleise von diversen Firmen gemietet. Personentransporte gibt es nur in Form von Dampfbahnfahrten.  


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