Eine Feierabend-Beiz
Sie blickt auf ihre 31 Jahre als Wirtin zurück und dankt vorab den treuen Stammkunden aus Sursee und Umgebung. «Ich führte eine Feierabend-Beiz.» Am Anfang habe sie viele Bauarbeiter des nahen Baugeschäfts Estermann bewirtet. Auch Chauffeure seien vor Einführung der 0-Promille-Toleranz für ein, zwei Biere eingekehrt. Bis zu 30 Gäste assen am Anfang ihr Mittagessen im «Scharf-Egge». Immer weniger wurden es, bis am Schluss noch zwei Pensionäre übrig blieben. «In den vergangenen Jahren boten wir noch Pizza oder Chnoblibrot sowie Raclette auf Bestellung an«, sagt Monika Walker.
Aufgewachsen ist sie in Büron und arbeitete bereits in jungen Jahren im Service. Im «Central», in der «Sonne», in der «Schletzi» in Sursee und anderswo bediente sie Gäste. In den 1980er Jahren servierte sie im «Rössli« in Triengen. Eines Tages habe sie ein Gast informiert, dass André Erni eine Wirtin für den «Scharf-Egge» suche. Monika Walker schaute vorbei und rief ihm an. «Mir gefiel das Urchige und Heimelige. Damals schloss ich gerade die Wirteprüfung ab.». 1988 war das.
Früher war es anders
Während den vergangenen 31 Jahren änderte sich viel. Die Promille-Grenze sackte für Autofahrer ab, Raucher wurden vom Stammtisch gewiesen. Im «Scharfe-Egge» konnten sie immer weiter rauchen. Auch Nichtraucher seien immer willkommen geheissen worden. «Um 22 Uhr war zuletzt fast niemand mehr im Restaurant.» Früher sei das anders gewesen.
Mit Wehmut räumt die Wirtin nun das Lokal auf und betont: «Ich führte keine Knelle, sondern ein Restaurant. Wir hatten es immer gut und hätten gerne weiter gemacht.» Ganz am Schluss findet sie ihr Lachen wieder. Der Übername «Scharf-Egge» stamme von der scharfen Kurve vor der Türe. «Wir selber waren nicht so scharf – vielleicht früher.»
Der eingeschriebene Brief
Übrigens: Der offizielle Name des Restaurants hiess vor 31 Jahren «Restaurant Bahnhof SBB». Vor mehr als zehn Jahren bekam Monika Walker einen eingeschriebenen Brief von der SBB, in dem sie aufgefordert wurde, «SBB» zu streichen, weil sie den Namen gestohlen habe, erzählt die ehemalige Wirtin vom «Scharf-Egge». Sie folgte, weil mit einem Gang vor Gericht gedroht wurde.