19.11.2020

Die Region verteidigt ihre Gault-Millau-Punkte

von Thomas Stillhart

Auswärts fein essen ist weiterhin möglich. Gault Millau verteilt den gleichen acht Restaurants wie im Vorjahr wieder die gleiche Punktzahl.

Neu listet der Gastroführer Gault Millau kantonsweit die besten Restaurants auf. Im Kanton Luzern sind es neun, darunter befindet sich aus der Region das «Amrein’s» aus Sursee. Im Verzeichnis schrieb der Testesser: «Traditionell und kreativ kann man die Küche wohl nennen, mit der sich Beat Amrein weit über Sursee hinaus einen Namen gemacht hat.»

«Traditionell und kreativ kann man die Küche wohl nennen, mit der sich Beat Amrein weit über Sursee hinaus einen Namen gemacht hat.»
Gault Millau 2021

Beim Besuch an der Centralstrasse servierte ihm das Personal ein «rassig gewürztes, von Hand geschnittenes Tatar vom Schenkoner Bio-Rind mit badischen Spargeln, Wildspargeln im Tempuramantel, Brunnenkresse und Löwenzahnhonig». Butterzart sei der grillierte, in Streifen geschnittene Pulpo und vorzüglich die Thunfischtranche in Sushi-Qualität, begleitet von grünen Spargeln, Erbsen, Radieschen und Brunnenkresse gewesen.

aaa

Die sehr aromatische Spargel-Cremesuppe schmeckte dem Gault-Millau-Gourmet. Und: «Den präzis gebratenen Seeteufel kombinierte der Chef mit weissen Spargeln und cremigem Risotto, den grillierten Emmentaler Kalbsrücken mit Gnocchi, Kefen und einem leichten Blumenkohl-Couscous.»

Das Dessert krönte seinen Besuch, und er vergass nicht, Beat Amreins Frau zu loben: «Romy Amrein hat den Service perfekt im Griff.» Das alles wird wieder mit 16 Punkten belohnt. Etwas bedauernd fügte Gault Millau hinzu: «Die Amreins schliessen im Mai 2021 – und eröffnen im September die Brasserie Chez Be.»

Wunderbare Leber

Der «Hirschen» Oberkirch holte wieder 14 Punkte. Schon im vergangenen Jahr forderte Gault Millau, dass sich die Crew um Markus Wicki neu erfinde. Auch heuer empfiehlt der Gastro-Führer: «Die kleine Karte, die uns beim letzten Besuch vorgesetzt wurde, reicht definitiv nicht, um ‘internationale Feinschmecker’ anzulocken, wie der Online-Auftritt behauptet.

bbb

«Gurken-Melonen-Kaltschale und ein Spiesschen mit gebratenen Crevetten. »
Gegessen im «Hirschen» Oberkirch

Die feine Gurken-Melonen-Kaltschale und ein Spiesschen mit gebratenen Crevetten versöhnte ihn dann. Im Hauptgang mit Rindsfilet auf Toast mit gebratener Foie gras, Bratkartoffeln und Gemüse stachen die «wunderbar schmeckende Leber und die köstliche Gemüsegarnitur» hervor. Das Fleisch sei jedoch zu sehr durchgebraten gewesen. Die «schöne Weinkarte» beeindruckte den Gault-Millau-Gast besonders.

Versierte Gastgeber

«Die versierten Gastgeber Heidi und Hanspeter Künzli garantieren seit Jahren hohe Qualität», schreit Gault Millau über den «Adler» in Sempach. «Gar nichts zu kritisieren gabs an den vorzüglichen Leberli mit Kräutern, Zwiebeln und knuspriger Rösti.» Etwas mehr Biss hätte der Testesser hingegen beim Risotto. Die Weinkarte sei hervorragend bestückt. Das alles gab wieder 14 Punkte.

«Auch das Fleisch von den umliegenden Bauernhöfen überzeugt; etwa die Hacktätschli (ein Volltreffer) oder das präzis gegarte Rindsfilet an schön reduzierter Rotweinsauce mit Knoblauch»
Sempacherhof in Sempach Station

Die gleiche Punktzahl schaffte der Gasthof Sempacherhof in Sempach Station. Mit Fisch fahre man immer gut. «Auch das Fleisch von den umliegenden Bauernhöfen überzeugt; etwa die Hacktätschli (ein Volltreffer) oder das präzis gegarte Rindsfilet an schön reduzierter Rotweinsauce mit Knoblauch.» Das Mark dazu habe sich allerdings unter zu viel Panade versteckt.

Fleisch ist in Schenkon Trumpf

Im «Ox’n» in Schenkon ist am Abend viel Fleisch vom dominanten Holzkohlengrill mitten in der Schauküche angesagt. Fein geräuchertes Schweinekotelett, hervorragende Trüffel-Fries, ausgezeichneter Ziegenfrischkäse mit Chicorée, Birnendicksaft und Nüssen sowie eine vorzügliche Kokos-Curry-Suppe mit raffinierter Curryglace sorgten für viel Lob. Die 13 Punkte, die Chef Sebastian Rensing 2000 erstmals nach Schenkon brachte, bestätigte er locker.

Ausgezeichnet und exzellent

Abzüge für den Gault Millau 2021 gibts, weil er St. Erhard, wo das Gasthaus Mostkrug steht, als Weiler bezeichnet. Weil der Mostkrug ein Landgasthof sei, seien die Portionen gross. Aber Chef Antonio Gioiellos Küche ist kreativ und findet Gefallen: «Ausgezeichnete Peperoni-Cannelloni und ein exzellentes Thunfischcarpaccio, wunderbar verfeinert mit Granny Smith an pikanter Randenvinaigrette.»

Dorfbeiz mit Anspruch

Das «Oberli’s Bahnhöfli« in Nottwil bestätigte die 13 Punkte. «Bea und Stefan Oberli schaffen in ihrem «Bahnhöfli» (mit Gärtli) den Spagat zwischen Dorfbeiz und gehobenen kulinarischen Ansprüchen», schreibt Gault Millau. Beim Fisch könne man sich auf den Chef verlassen: «Perfekt auf der Haut gebraten waren sowohl die Lachsforelle wie der Atlantik-Wolfsbarsch.» Abzüge gab es jedoch für den leicht verkochten Gemüserisotto.

«In der «Sonne» Eich fühlte sich der Gastrotester fast wie in den Ferien.»
Aus Gault Millau 2021

Auch in der «Sonne» in Eich kehrte der Gastrotester gerne ein. Hier fühle man sich fast wie in den Ferien, urteilte er. Zwar sei die Spargel-Cremesuppe leicht versalzen gewesen, aber die Bärlauch-Ravioli mit Morchelragout und Wachtelspiegeleiern schmeckten ausgezeichnet. «Die knusprig gebratene Saltimbocca vom Zander wurde auf gelber Rüeblicreme und mit schwarzem Knoblauch serviert, zum butterzarten, mit Kräuterschaum überbackenen Entrecote ‘Brasserie’ gabs hauchdünne Pommes allumettes.» Die «Sonne» verdiente wieder 13 Punkte.

Das Fazit: Rund um den Sempachersee finden die kulinarisch Anspruchsvollen viel Fisch, Charme und Aussicht, Kochkunst und erlesene Weine. Alles andere ist Geschmacksache.


Schon gelesen?

Anzeigen

Zum E-Paper

Lesen Sie unser wöchentlich erscheinendes E-Paper und tauchen Sie ein in spannende Reportagen, Politkrimis und erfahren Sie das Neuste aus Ihrer Gemeinde.

zum ePaper

Meistgelesen

Instagram