Am Samstag rettete die Luzerner Polizei zwei Schwimmer aus dem Sempachersee. Foto Archiv/Fabian Zumbühl/Stefan Fischer
Am Samstag rettete die Luzerner Polizei zwei Schwimmer aus dem Sempachersee. Foto Archiv/Fabian Zumbühl/Stefan Fischer
18.04.2018

Die Stadt Sursee – ein Motor unter vielen?

Wollten Sie schon immer wissen, wie die umliegenden Gemeinden über Sursee denken? Die «Surseer Woche» hat die Gemeindepräsidenten der Sursee-Plus-Gemeinden zu ihrem Verhältnis zur Surenstadt befragt.

Geuensee

Paul Gerig

Gemeindepräsident Paul Gerig: «Wir pflegen ein gutes, vertrauensvolles Verhältnis und eine vielfältige Zusammenarbeit mit Sursee: Die Geuenseer kaufen in Sursee ein, bauen gemeinsam ein Sekundarschulhaus, besuchen dort die Sekundar- oder Kantonsschule, heiraten im Surseer Rathaus und bringen ihre Kinder im Kantonsspital Sursee zur Welt. Sie sind in Surseer Vereinen anzutreffen, besuchen kulturelle Veranstaltungen, gehen nach Sursee in die Badi und aufs Eisfeld und abends in den Ausgang. Das ist die Realität.
In jüngster Zeit stelle ich beim Rat von Sursee fest, dass er offener und zugänglicher geworden ist für die Anliegen seiner Partnergemeinden. Wir Sursee-Plus-Gemeinden haben miteinander den für die Region tätigen Zentrumsentwickler angestellt. Vermehrt werden wir auch in zentrumsrelevanten Fragen um Mitarbeit gebeten. Auch werden wir über die Raumplanung und Verkehrsplanung des Stadtrats Sursee auf dem Laufenden gehalten. Momentan sind es aber vor allem Oberkirch und Schenkon, welche neben Sursee in «Sursee Plus» besonders aktiv in Erscheinung treten. Dies ist teils aus geografischen Gründen nachvollziehbar. Sursee und Oberkirch und teilweise Schenkon sind raumplanerisch eng zusammengewachsen und haben von Natur aus mehr Berührungspunkte als die drei andern Nachbargemeinden. Für das künftige Zusammenrücken der sechs betroffenen Gemeinden zur starken Region Mittelland ist es von Vorteil, wenn sich alle sechs Gemeinden auf Augenhöhe begegnen und partnerschaftlich gleichwertig an der Entwicklung der Region zusammenarbeiten. Beim Näher-Zusammenrücken werden vermehrt auch die Grenzen einer Kooperation sichtbar werden. Ich sehe deshalb keinen vernünftigen Grund, weshalb man sich in ein paar Jahren nicht wieder der Frage einer Fusion stellen sollte, zumal sich unsere Bevölkerung in einer ersten Abklärung selber nicht dazu äussern konnte.»

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Knutwil

Priska Galliker

Gemeindepräsidentin Priska Galliker: «Knutwil gehört zu Sursee Plus. Das heisst, raumplanerisch sind wir in engem Kontakt. In regelmässigen Gesprächen tauschen wir uns aus und sind darum gut vernetzt. Wir schätzen die Zusammenarbeit sehr und sind froh, dass in Sursee das Oberstufenzentrum für die Region ist und zusammen mit den betroffenen Gemeinden gute und umsetzbare Lösungen gesucht werden.
Wird Sursee zur Stadt, ändert sich aus unserer Sicht nichts. Die Veränderungen sind ja nicht von null auf hundert passiert, sondern langsam … Also haben wir uns schon längst an die «Stadt Sursee» gewöhnt.
Die Stadt Sursee ist für uns «Agglomerationsgemeinden» wegweisend. Vor allem verkehrstechnische Probleme strahlen bis in unsere Gemeinde aus. Mit dem vielseitigen Angeboten an Arbeitstellen, Einkaufsmöglichkeiten, Dienstleistungen und Freizeitmöglichkeiten ist Sursee für uns jedoch sehr attraktiv. Die Nähe zu Sursee macht vor allem unserem lokalen Gastgewerbe und unserem lokalen Detailhandel das Leben schwer.
Der Dorfteil St. Erhard ist stadtnah und entwickelt sich zur Agglomerationsgemeinde. Die eineinhalb Kilometer nach Sursee sind keine Distanz und auch mit dem öV recht gut erschlossen. Hingegen ist der Dorfteil Knutwil nach wie vor sehr ländlich und mit seinen fünf Kilometern Entfernung weniger nah am Geschehen. Knutwil ist stark von der Landwirtschaft geprägt und hat viele Wälder, darum werden wir immer mehr zum Natur-Naherholungsgebiet.
Eine Fusion mit Sursee ist im Moment kein Thema. Seit die Fusionsverhandlungen abgebrochen wurden, ist es zu keiner finanziellen Verschlechterung gekommen. Deshalb werden wir so weiterfahren. Was jedoch in zehn Jahren sein wird, weiss niemand.»

bbb

 

Mauensee

Esther Zeilinger

Gemeindepräsidentin Esther Zeilinger: «Die Zusammenarbeit in diversen Bereichen funktioniert. Das Verhältnis zur Stadt Sursee ist gut. Wir werden informiert über verschiedene Vorhaben und Planungen. Als Beispiel kann ich die Planung für das neue Sekundarschulhaus nennen. Von Anfang an waren wir dabei. Wir fühlen uns – auch als bevölkerungsmässig kleinste Gemeinde innerhalb von Sursee Plus – ernst genommen. Kritische Stimmen gibt es jedoch immer. Wie es früher war, kann ich nicht im Detail beurteilen. Ich habe jedoch das Gefühl, dass die Zusammenarbeit unter den Gemeinden verbessert wurde.
Die Stadt Sursee nimmt ihre Rolle als regionales Zentrum wahr. Sie ist im Gespräch, obwohl der Motor die ganze Region gemeinsam ist und nicht nur die Stadt.  
Die vielen Arbeitsplätze in der Stadt Sursee und die verkehrstechnisch gute Lage bringen uns Einwohner, die ruhige und günstige, aber trotzdem zentrale Wohnungen suchen. Viele Steuerzahler kommen zu uns, weil wir in der Nähe der Stadt Sursee liegen. Andererseits profitiert Sursee von den Erholungsräumen der Nachbargemeinden.
Klar geht vieles bei der regionalen Zusammenarbeit langsam voran, wir kommen aber immer wieder einen Schritt weiter, wie das Beispiel der regionalen Velonetzplanung zeigt.  
Sursee Plus und die regionale Zusammenarbeit sind in der Gemeinde Mauensee ein wichtiges Thema, welches auch in unserer Gemeindestrategie vom vergangenem Jahr aufgenommen worden ist.
Eine Fusion ist für uns aus all diesen Überlegungen kurz- bis mittelfristig kein Thema. Die Zusammenarbeit klappt, und den Wert der politischen Unabhängigkeit stufen wir sehr hoch ein.»

 

Oberkirch

Ernst Roth

Gemeindepräsident Ernst Roth: «In meinen Augen ist das Verhältnis von Oberkirch und Sursee so gut wie noch nie in den vergangenen 14 Jahren meiner politischen Tätigkeit. Die Zusammenarbeit mit Sursee, aber auch generell mit den umliegenden Gemeinden nehmen wir als sehr wohlwollend wahr. Natürlich gibt es Diskussionspunkte wie aktuell zum Beispiel der Verkehr auf der Luzernstrasse, mögliche Tempo-30-Zonen oder der Hochwasserschutz. Hier kommt Sursee die Schüsselaufgabe zu, seine Entscheidungen in die eine oder andere Richtung voranzutreiben und die Meinung seiner Bevölkerung abzuholen. Auf gutem Weg ist der Bereich der Oberstufenbildung mit dem neuen Sekundarschulhaus, das in absehbarer Zeit in Sursee verwirklicht wird.
Sursee ist indes nicht mehr alleiniger Motor der Region. Die Gemeinden von Sursee Plus, insbesondere Sursee, Schenkon und Oberkirch, wirken auf engstem Raum zusammen und teilen sich die Aufgabe, Siedlungs- und Arbeitsräume über Gemeindegrenzen hinweg zu definieren. Glücklicherweise ist die Einsicht, dass dies nur im Verbund funktioniert, bei allen Akteuren vorhanden. Deshalb müssen die Gemeinden vorausgehen und die Bevölkerung mitziehen, das ist ihre Aufgabe.
Damit dies funktioniert, sind die Kommunikation und der Austausch zwischen den Gemeinden zentral. Nur so versteht man, was die anderen machen – auch wenn man letztlich nicht einer Meinung ist. So gibt es zwischen Sursee und Oberkirch sicher einige wenige Themen, die man besser kommunizieren könnte.
Eine Fusion ist zum heutigen Zeitpunkt sicher nicht zielführend. Mit Sursee Plus haben wir eine andere Strategie eingeschlagen, die erfolgreich ist und zu guten Ergebnissen führt. Trotzdem: Vielleicht werden Fusionsgedanken eines Tages wieder aktuell, wer weiss?»

 

Schenkon

Patrick Ineichen

Gemeindepräsident Patrick Ineichen: «Ich bin der Meinung, dass die Gemeinde Schenkon zu Sursee ein gutes bis sehr gutes Verhältnis pflegt. Wir arbeiten mit der Stadt auf vielen Ebenen zusammen und sind in der Lage, Probleme gemeinsam zu lösen.
Grössere Herausforderungen stehen in der Zukunft im Bereich der Raumplanung an. Hier müssen wir alle lernen, dass diese über die Gemeindegrenzen hinaus geht, und gemeinsam Entwicklungsschwerpunkte anhand des kantonalen Richtplans setzen. Ein wichtiges Thema ist und bleibt der Verkehr: Zu bestimmten Zeiten stossen etliche Strassen schlichtweg an ihre Kapazitätsgrenzen. Verbesserungsbedarf gibt es beispielsweise auch bei der gemeinsamen Nutzung von Sportinfrastrukturen. So haben wir mit dem regionalen Sportanlagenkonzept (Resak) eine Grundlage geschaffen, um die Anlagen in der Region besser auszulasten. Doch manchmal sind solche überkommunalen Konzepte noch etwas zäh in ihrer Umsetzung.
Die Stadt Sursee ist der wirtschaftliche und kulturelle Motor in der Region. Und deshalb gehört zu ihrem Auftrag auch ein selbstbewusstes Auftreten – in der Region, aber auch gegenüber dem Regierungsrat. Dies ist oft eine Gratwanderung, denn ein solches Auftreten kann schnell als überheblich interpretiert werden. Doch manchmal braucht es halt einen «Rädelsführer», der die Interessen der Region vertritt. Und diese Rolle kann nur die Stadt wahrnehmen. Wir als Sursee-Plus-
Gemeinden können dazu beitragen, dass die Region noch stärker wird.
Ich kann mir gut vorstellen, dass in Zukunft Fusionsbestrebungen wieder zum Thema werden könnten. Zuerst muss aber noch etwas mehr Gras über die Sache wachsen. Vielleicht braucht es auch einfach eine neue Generation von Politikern, die diesem Thema offener gegenübersteht.»


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