97 Anmeldungen, 91 Männer, 6 Frauen, 1 Gansabhauerin. Am Martinstag geschah, worauf Sursee lange gewartet hatte: Eine Frau machte die begehrte Gans auf dem Rathausplatz einen Kopf kürzer. Das Losglück hatte Aline Theiler aus Pfeffikon LU die Startnummer 5 zugeschanzt. Die Schläger vor ihr hatten ganze Arbeit geleistet, doch einfach machte es sich Theiler partout nicht. «Sogar den Säbel hielt ich verkehrt rum», sagt sie nach dem Schlag in der Ankenwaage.
Gemerkt hatte Theiler davon nichts, auch die helfenden Zurufe der Kinder verhallten ungehört. «Es war wie in einem Tunnel.» Erst mit dem brandenden Applaus der Zuschauer realisierte Theiler, zu welchem «Befreiungsschlag» sie angesetzt hatte. Kein Wunder, dauerte es so lange, bis eine Frau triumphieren konnte. Keine zehn Prozent der Teilnehmer sind in der Regel weiblich.
Neuland war der Gansabhauet für Aline Theiler nicht ganz. In der ersten Kanti schrieb sie eine Arbeit über den skurrilen Surseer Brauch . «Das ich aber einmal selber schlagen, ja die Gans holen würde, hätte ich nie gedacht», sagt sie. Und das berühmt-berüchtigte «Doping» davor? Theiler lacht: «Ja, eine Stange und ein Glas Wein.»
Nach zwei Schlägen fiel auch die 2. Gans
20 Minuten dauerte es 2018, bis nach vier Schlägen die beiden Gänse geköpft waren. Nicht ganz so rekordverdächtig, aber trotzdem schnell sicherte sich der siebte Schläger die zweite Gans. Giovanni Valetti, ein Zünftiger, durfte die begehrte Trophäe nach Hause nehmen.
Zwischen den Schlägen und danach erprobten sich die Jüngsten beim «Stangechlättere», beim «Chäszänne» oder beim «Sackgompe». Als Preise lockten keine Gänse, dafür ein Stückchen Käse vom noch amtierenden Heinivater Rico Löhrer, eine Honiggans und ein Cervelat.
Info
Lokale Bräuche
«Eine ziemlich derbe Angelegenheit»: So beschreibt das Buch «Feste und Bräuche in der Schweiz», 2019 im NordSüd Verlag erschienen, den Gansabhauet. Farbig illustriert, für Kinder aufbereitet und mit zahlreichen Informationen gespickt, beschreiben und erklären Barbara Piatti und Yvonne Roggenmoser Schweizer Bräuche aus allen Jahreszeiten. Damit das Brauchtum am Leben erhalten wird, raten die Autorinnen: Unbedingt mitmachen!