Hans Amrein fühlt sich auch nach seiner Pensionierung wohl in der Fenaco-Familie. Foto:sti
Hans Amrein fühlt sich auch nach seiner Pensionierung wohl in der Fenaco-Familie. Foto:sti
12.09.2018

Hans Amrein hat die Fusion der Fenaco 1993 mitgeprägt

In Stein am Rhein kam die Fusion zur Fenaco 1992 ins Rollen. Mitten drin stand Hans Amrein aus Sursee, der sich vom Skeptiker zum Befürworter wandelte. Mit 74 Jahren blickt der einstige VLGZ-Direktor zurück.

Einen Katzensprung vom damaligen Hauptsitz des VLGZ an der Leopoldstrasse in Sursee wohnt Hans Amrein. Er hat Zeit seines Berufslebens – ganze 41 Jahre – beim damaligen Verband landwirtschaftlicher Genossenschaften Zentralschweiz und bei der Fenaco gearbeitet. «Man fühlt sich dieser ‘Familie’ zugehörig und mitverantwortlich bis ans Lebensende», sagt er. Ausdruck davon ist seine prompte Zusage an diese Zeitung, über die Gründung der Fenaco, der «Fédération nationale des coopératives agricoles» vor 25 Jahren zu sprechen.  

Vom Skeptiker zum Befürworter
1989 feierte der VLGZ 100 Jahre. «In Diskussionen erklärte ich damals, dass nur über meine Leiche eine Fusion mit den Bernern und Zürchern geschehen werde», erzählt Hans Amrein schmunzelnd. Eine nationale Organisation sei damals noch in den Sternen gestanden. Doch in Europa und weltweit wandelte sich der Agrarmarkt rasant. Liberalisierung und Handelsabkommen kurbelten den Strukturwandel an.

Hans Amrein, der gestandene Regimentskommandant mit Wurzeln in der Käserei Mauensee, begann seine Haltung zu ändern. «Wenn sich plötzlich alle anderen zusammenschliessen und Produkte so günstiger anbieten, würden mir die Bauern eines Tages sagen, ich sei ja schon ein Lieber, aber meine Produkte seien viel zu teuer.» Das konnte er sich nicht leisten.

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1992 fand die GV der damaligen Vereinigung der Genossenschaftsverbände in Stein am Rhein statt. In einem separaten Raum diskutierte die junge Generation über die Zukunft der Zusammenarbeit. «Blitzartig kam die Frage auf, ob es nicht gescheiter wäre, sich zusammenzuschliessen», erinnert er sich. Wenn es sie in Zukunft noch geben sollte, und sie die riesigen Herausforderungen meistern wollten, müssten sie einen gemeinsamen Weg finden.

«Wie beim Rütlischwur hat die junge Generation beschlossen, dass wir alle menschlichen Eifersüchteleien, die es damals durchaus gab, zur Seite legen.» Es galt, die gemeinsame Kraft regionalen Einzelinteressen voranzustellen.
Was in einer «Nacht- und Nebelübung» begann, endete in einer wohldurchdachten Fusion. 1993 beschlossen sechs regionale Genossenschaftsverbände den Zusammenschluss zur nationalen Fenaco. «Ein historisches Ereignis von fundamentaler Tragweite.» Hans Amrein entglitt scheinbar eine glanzvolle Karriere.

«Fünf Minuten bevor ich das Direktionspräsidium des selbstständigen VLGZ hätte übernehmen können, fusionierten wir.» Er habe aber gespürt, dass der Alleingang ein fürchterliches Eigentor geworden wäre. «Wir hätten langfristig die Kraft nicht mehr aufbringen können, obwohl wir finanziell stark waren. Alleine zu bleiben wäre in einem solch kleinen Land Unsinn, ja verantwortungslos gewesen.»

95 Prozent bejahten die Fusion
Jetzt begann die Arbeit aber erst richtig. «Es gab eine Zeit, da waren wir fast andauernd an irgendwelchen Planungssitzungen, um die Struktur und Organisation dieser neuen Unternehmensgruppe auf die Beine zu stellen.» Was in den Chefetagen möglich wurde, musste unter anderen Amrein nun auch an der Basis erklären, vertreten und überzeugen.

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«In kleinen Gruppen versammelten wir die Vorstände der  Mitglied-Genossenschaften. Wir haben uns, Vorstand und Geschäftsleitung des VLGZ,  sehr gut vorbereitet und den Bauern erklärt, warum die Fusion der richtige Entscheid sei.» Die letzte Sitzung in der Innerschweiz habe in Flüeli-Ranft stattgefunden, erwähnt Hans Amrein speziell. Seine Kollegen schauten gebannt auf die Entscheide in der Innerschweiz. 95 Prozent der VLGZ-Genossenschaften sagten Ja zur Fusion zur Fenaco.

Die Landwirte habens erkannt
Noch heute ist Hans Amrein gerührt über diese hohe Zustimmung. Ein solches Resultat habe er nie erwartet. «Doch die Landwirte haben sehr wohl erkannt, um was es da geht, und dass dieser mutige Zusammenschluss auch für sie mehr Vor- als Nachteile erwirken würde.»
Eine Fusion machte aber nur Sinn, wenn Strukturen angepasst und Kosten gesenkt wurden. Hans Amrein gibt ein Beispiel. «Jeder Verband hatte damals eine bis zwei Kartoffelflockenfabriken und behauptete, diese brauche es dringend. Wir haben dann relativ rasch einige geschlossen, auch die unsere in Sursee, und diese Fabrikationskapazität auf die eigentlichen Hauptanbaugebiete konzentriert.»

Alle Regionen hätten solche Entscheide mitgetragen, was die riesige Stärke der Fusion gewesen sei. Er bekräftigt: «Wir waren bei den Gewinnern wie auch bei den Verlierern, aber insgesamt hat der Standort Sursee durch die Fusion an Grösse und Bedeutung gewonnen.»

«Einzigartige Erfolgsgeschichte»
Hans Amrein war und ist von der Fusion zur Fenaco überzeugt und nennt sie eine «einzigartige Erfolgsgeschichte.» In einem eher rückläufigen Markt habe die Fenaco in den 25 Jahren ihres Bestehens in ihren Stammbereichen Marktanteile gewonnen, neue zusätzliche Märkte erschlossen und ihre Eigenfinanzierung deutlich verbessert. Das Ganze auf Stufe Fenaco wie auch bei den Mitgliedgenossenschaften, den Landi. Thomas Stillhart


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