Gewiss, die Stimmberechtigten haben über besagte Frage bereits abgestimmt und ein klares Verdikt gesprochen. Nur lohnt es sich gleichwohl in einer Gesellschaft, die zunehmend von Vereinzelung durchdrungen ist, auch im Nachhinein über Sinn oder Unsinn eines Bürgerdiensts zu diskutieren.
Die Idee, an Schulen Debattierwettbewerbe durchzuführen, reicht zurück ins Jahr 2005; Vorbild dabei war das deutsche Format «Jugend debattiert». Unter dem gleichen Label starteten ein Jahr später auch in der Schweiz solche Wettbewerbe, an denen sich damals bereits über 1000 Schulklassen beteiligten. Heute zeichnet «Young Enterprise Switzerland» (YES) dafür verantwortlich. YES lanciert als Non-Profit-Organisation erfolgreich Meinungsbildungs- und Wirtschaftsprogramme für Jugendliche.
Klarer Ablauf
Lorean Celiku, Jonida Gërvalla, Elia Huber und Aimée Stocker waren zuvor im klasseninternen Kräftemessen mit Argumenten zu anderen Fragen, etwa dem Stimmrechtsalter 16 oder der Problematik fleischähnlicher Bezeichnungen bei veganen Lebensmitteln, als Sieger erkoren worden. Für das schulinterne Finale aller Drittklässler schrieb YES ein Ablaufschema vor, dessen Einhaltung von Zeitwächtern kontrolliert wurde: Auf die vierminütige Eröffnungsrunde, bei der alle Teilnehmenden eine Minute Redezeit erhielten, folgte die freie Aussprache. Diese bildete den Hauptteil der Debatte. Die dafür vorgesehenen 10 Minuten waren am Schluss matchentscheidend. Denn hier erwies sich, wer von den vier Schülerinnen und Schülern die nächsthöhere Stufe erklimmt, das Regionalfinale an der Kanti Beromünster am 24. Januar 2026.
Die Jury kam nach der Schlussrunde, die parallel zur Eröffnungsrunde nochmals allen je eine Minute für ein Schlussplädoyer einräumte, rasch zum Entscheid, Gërvalla nach Beromünster zu schicken. Ihr stellenweise auf charmante Art dominanter, argumentativ überzeugender und wortreich sprudelnder Auftritt machte die Ausmarchung einfach.
Pro und Contra zugeteilt
Besonderes Merkmal dieser Wettbewerbe bildet die Zuteilung der Pro- oder Contra-Position. Dies bedeutet nichts anderes, als dass sich die Debattierenden für beide Positionen sattelfest vorbereiten müssen. Sie sind auch mit der Schwierigkeit konfrontiert, sich möglichst nichts anmerken zu lassen, wenn sie just jene Position vertreten müssen, die ihrer eigenen Meinung eigentlich gar nicht entspricht.
Und tatsächlich massen sich alle vier bestens vorbereitet im Argumentieren, sodass niemand hätte erraten können, ob jemand von ihnen eine «falsche» Position zugelost bekommen hatte. So prallten unvereinbare Meinungen aufeinander, ohne dass das Gegenüber jemals abgewertet oder ihm das Wort auf unangenehme Art abgeschnitten worden wäre: Sie reichten von 16’000 fehlenden Zivilschutzleistenden bis zum Statement, auch in einer Lehre liessen sich für die Gemeinschaft wertvolle und gewinnbringende Erfahrungen sammeln.
