Das über 55-jährige Hauptgebäude des Alterszentrums St. Martin soll neu gebaut werden. Die Baukosten betragen 45,56 Millionen Franken. Die Gemeindeversammlung behandelt das Geschäft am 14. Oktober, die Schlussabstimmung findet Ende November an der Urne statt.
Das Hauptgebäude des Alterszentrums St. Martin muss ersetzt werden. Es stammt aus dem Jahr 1969 und entspricht weder den heutigen baulichen Standards einer Altersinstitution noch den Bedürfnissen älterer Menschen. Die Zimmer sind zu klein und die Pflegeabläufe umständlich. Zudem stossen Küche, Wäscherei, Administration und weitere Bereiche an ihre Kapazitätsgrenzen. Der Stadtrat möchte das Hauptgebäude mit einem zeitgemässen und zweckdienlichen Ersatzneubau am bisherigen Standort erneuern.
80 Pflegebetten geplant
Das neue Hauptgebäude wird 80 Pflegebetten umfassen, verteilt in acht Wohngruppen auf vier Etagen. Die Erweiterung der Bettenzahl um rund 14 Prozent gegenüber heute soll den langfristigen Pflegebedarf decken. «Die Prognosen zeigen, dass in den nächsten 20 Jahren der Bedarf nach Langzeitpflegeplätzen deutlich steigen wird», sagt Sozialvorsteherin Yvonne Zemp. Gleichzeitig werden ambulante Angebote ausgebaut, damit ältere Menschen möglichst lange zu Hause leben können. Diese Entwicklungen wurden bei der Planung des Ersatzneubaus berücksichtigt. «Die Kapazität ist so gewählt, dass die Betten kurz-, mittel- und langfristig optimal ausgelastet sind – und kein Überangebot geschaffen wird», so Zemp. «So kann das Alterszentrum auch auf lange Sicht wirtschaftlich und effizient betrieben werden.»
Synergien optimal nutzen
Neben Pflegezimmern entstehen im Ersatzneubau auch eine Produktionsküche, ein öffentliches Restaurant, Therapie- und Aufenthaltsräume, Büros sowie ein Raum der Stille. Der Aussenraum wird mit finanzieller Unterstützung der Marianne und Peter Ehret-Stiftung aufgewertet: Ein grüner Platz mit Sitzgelegenheiten, Pavillon, Wasserstelle und ein Spielplatz schaffen Lebensqualität – für Bewohnende, Besuchende und das ganze Quartier.
Realisiert wird der Ersatzneubau auf dem bestehenden Areal am St. Martinsgrund. So bleiben die verschiedenen Pflege- und Betreuungsangebote des Alterszentrums vereint (siehe Kasten). Synergien können so optimal genutzt und die Betriebsabläufe effizient gestaltet werden. Ein Neubau an einem anderen Standort wurde im Vorfeld geprüft – ebenso die Sanierung des über 55-jährigen Hauses. Eine solche wäre nicht wirtschaftlich und baulich stark eingeschränkt, weil die Grundrisse und Statik des Gebäudes keine weiteren Veränderungen mehr zulassen.
Übergangslösung mit Provisorien
Während der Bauzeit ziehen die Bewohnenden sowie das Restaurant und die Administration in ein Provisorium an der Münsterstrasse – in unmittelbarer Nähe des Alterszentrums. Dort wird von der Firma Estermann Immobilien AG ein Mehrgenerationenhaus realisiert, welches das Alterszentrum während der eigenen Bauzeit nutzen kann. Die Küche wird in einem separaten Provisorium untergebracht. Der Umzug in die Provisorien ist für April 2027 geplant. Ende 2029 soll das neue Hauptgebäude bezugsbereit sein.
Der Ersatzneubau kostet 45,56 Millionen Franken. Zusätzlich entstehen Kosten für die Provisorien von rund 7,29 Millionen Franken, die jedoch vollumfänglich über die Erfolgsrechnung des Alterszentrums getragen werden – dessen Eigenkapital beträgt aktuell rund 17 Millionen Franken.
Der beantragte Sonderkredit beläuft sich somit auf 52,847 Millionen Franken. Die Marianne und Peter Ehret-Stiftung beteiligt sich mit einem Beitrag von maximal 1 Million Franken an der Gestaltung des Aussenbereichs, der «Grünen Mitte». Diesen Betrag kann die Stadt nach dem Bau der Stiftung in Rechnung stellen.
«Wirtschaftlich sinnvollste Lösung»
«Wir sind uns der finanziellen Auswirkungen eines solchen Generationenprojekts bewusst», sagt Yvonne Zemp. Der Stadtrat sehe im Ersatzneubau jedoch eine zwingend notwendige Investition in die soziale Infrastruktur Sursees. Die bauliche und finanzielle Planung sei in den verschiedenen Gremien wie der Baukommission, der Controlling-Kommission und im Projektteam mehrfach beraten, hinterfragt und extern geprüft worden. Die Kosten würden als verhältnismässig eingestuft und seien gut begründet. «Das vorliegende Projekt gilt als wirtschaftlich sinnvollste Lösung», so Zemp. Es sei das Ergebnis diverser Studien und Analysen.
«Der Stadtrat ist überzeugt, mit dem Ersatzneubau des Hauptgebäudes am bestehenden Standort eine solide und zweckmässige Grundlage für die nächsten Generationen und Jahrzehnte zu schaffen», betont die Sozialvorsteherin. Dadurch könnten ältere Einwohnerinnen und Einwohner auch in Zukunft bedarfsgerecht in Sursee versorgt werden. Dies auch im Hinblick darauf, dass der «Seeblick» als zweites Pflegeheim auf städtischem Gebiet vor Veränderungen steht. Der «Seeblick» wird von einem Gemeindeverband betrieben, in dem Sursee Mitglied ist. Am geplanten Neubau auf dem Areal des neuen Spitalstandorts auf der Schwyzermatt in Schenkon wird sich die Stadt finanziell jedoch nicht beteiligen. «Umso wichtiger ist es, dass wir für die Zukunft genügend eigene Plätze anbieten und somit die Versorgung selbst steuern können», so Yvonne Zemp. Der Ersatzneubau des Hauptgebäudes sei dafür zentral: «Er schafft Lebensqualität im Alter, zeitgemässe Arbeitsplätze für das Pflegepersonal und eine wirtschaftlich sinnvolle Anzahl neuer Pflegeplätze für heutige und kommende Generationen.»
Die Stimmberechtigten werden den Sonderkredit für den Ersatzneubau an der Gemeindeversammlung vom 14. Oktober behandeln. Die Urnenabstimmung findet am Sonntag, 30. November, statt. Dieses Verfahren legt die Gemeindeordnung bei Sonderkrediten ab 2,5 Millionen Franken fest. Die Botschaft ist auf der Website der Stadt Sursee (www.sursee.ch) zu finden.
Konzessionsvertrag mit der CKW
Neben dem Sonderkredit für den Ersatzneubau des Hauptgebäudes des Alterszentrums St. Martin befinden die Stimmberechtigten an der Gemeindeversammlung vom 14. Oktober über ein weiteres Sachgeschäft. Der Konzessionsvertrag zwischen der Stadt Sursee und der CKW muss angepasst werden. Mit einem neuen Reglement werden die Grundsätze definiert, wie die Stadt die Konzessionsgebühr erheben soll. Hintergrund ist, dass die CKW AG auf dem Stadtgebiet zuständig für die Stromversorgung ist. Um den öffentlichen Grund (z. B. Strassen und Wege) zu nutzen, bezahlt sie sogenannte Konzessionsabgaben an die Stadt. Diese zieht die CKW AG bei der Endkundschaft als Prozentsatz des Netznutzungsentgelts über die Stromrechnung ein und leitet sie der Stadt weiter. Die übergeordneten rechtlichen Bestimmungen (z. B. Verhinderung Strommangellage) verändern das Nutzungsentgelt. Die Konzessionsabgabe ist prozentual daran gekoppelt. Sie steigt somit an, obwohl der öffentliche Grund nicht zusätzlich genutzt wird. Neu soll die Konzessionsabgabe als fester Zuschlag pro Kilowattstunde (kWh) erhoben werden.
Informationsveranstaltung
Am Donnerstag, 25. September, findet um 19.30 Uhr im Rathaus Sursee eine öffentliche Informationsveranstaltung betreffend Reglement und Konzessionsvertrag mit der CKW AG statt. Einwohnerinnen und Einwohner sind herzlich eingeladen, sich über die geplanten Änderungen zu informieren und Fragen zu stellen. Ein Vertreter der CKW wird ebenfalls anwesend sein und für Auskünfte sowie Rückfragen zur Verfügung stehen.
Das Alterszentrum St. Martin
Das Alterszentrum St. Martin ist eine Institution der Stadt Sursee und seit 2010 ein Betrieb mit wirkungsorientierter Verwaltungsführung. Das heisst: Das Alterszentrum wird als Spezialfinanzierungsbetrieb mit eigener Führungsstruktur und Rechnungsführung (Kostenrechnung nach Krankenversicherungsgesetz KVG) betrieben. Die politische und strategische Führung liegt beim Ressort Soziales und Gesundheit der Stadt Sursee. Das Alterszentrum hat einen Versorgungsauftrag und leistet mit seinem Angebot einen Beitrag zur Förderung und Erhaltung der Lebensqualität älterer sowie pflege- und betreuungsbedürftiger Menschen in Sursee.
Das Alterszentrum St. Martin bietet verschiedene Wohnformen an – von betreutem Wohnen bis hin zu Pflegeeinrichtungen. In der Institution leben rund 230 Personen, die in unterschiedlichen Lebenssituationen unterstützt werden. Das Alterszentrum nutzt sechs Gebäude, die in unmittelbarer Nähe liegen. Das Angebot sieht wie folgt aus:
• 115 Langzeitplätze, wovon sich 70 im Hauptgebäude, St. Martinsgrund 9, befinden (Stand Pflegeheimliste vom 1. Februar 2024)
• 13 spezialisierte Langzeitplätze für Menschen mit psychischer Behinderung oder starker Verhaltensauffälligkeit (Stand Pflegeheimliste vom 1. Februar 2024)
• 79 Wohnungen für rund 100 ältere Menschen mit Zugang zur betriebseigenen Spitex und zum Dienstleistungsangebot (betreutes Wohnen)