Die Schweizer Paraplegiker-Stiftung in Nottwil blickt auf ein herausforderndes aber solides Jahr 2020 zurück. (Foto zvg)
Die Schweizer Paraplegiker-Stiftung in Nottwil blickt auf ein herausforderndes aber solides Jahr 2020 zurück. (Foto zvg)
12.05.2021

Querschnittgelähmte bekamen zwei Millionen mehr Direkthilfe

von Red

Die Schweizer Paraplegiker-Stiftung erhöhte 2020 den Mitglieder-bestand und konnte mehr finanzielle Direkthilfe zugunsten querschnittgelähmter Menschen leisten. Trotz gebremster Ertragsentwicklung im Pandemiejahr kann sie ein positives Nettoergebnis ausweisen.

Die Mitgliederbeiträge und Spendenerträge der Schweizer Parapletiker-Stiftung (SPS) beliefen sich im letzten Jahr gesamthaft auf 87,5 Millionen Franken. 2019 hatten sie noch 87 Millionen Franken betragen, wie aus einer Medienmitteilung der SPS hervorgeht. Rund 29 Prozent oder 25,9 Millionen Franken (Vorjahr 23,8 Millionen Franken) flossen direkt an Menschen mit Querschnittlähmung in Form von Gönnerunterstützung und finanzieller Direkthilfe. 29 verunfallte Mitglieder bezogen Gönnerunterstützung im Gesamtbetrag von 6,8 Millionen Franken. 1220 genehmigte Gesuche für Direkthilfe machten 19,1 Millionen Franken aus. Sie finanzierten nicht gedeckte Pflegekosten, Beiträge an Hilfsmittel, Anpassungen von Fahrzeugen und Umbauten für hindernisfreie Wohnräume und Arbeitsplätze. Eine von der Schweizer Paraplegiker-Stiftung beauftragte Wirkungsmessung habe aufgezeigt, dass es unter anderem dank ihrer Direkthilfe 71 Prozent der Querschnittgelähmten in der Schweiz gelinge, ein grösstenteils oder komplett selbstbestimmtes Leben zu führen, heisst es weiter in der Medienmitteilung.

1168 Patienten versorgt

Rund 20 Prozent der Spenden und Mitgliederbeiträge flossen im letzten Jahr in das Leistungsfeld Medizin. Das Schweizer Paraplegiker-Zentrum versorgte 2020 1168 (Vorjahr 1251) Patientinnen und Patienten stationär. Bei den Querschnittgelähmten ist der Anteil hochgelähmter Patienten mit 54 Prozent praktisch unverändert (Vorjahr 56 Prozent). Die Anzahl an Erstrehabilitationen ist mit 149 gestiegen (Vorjahr 140). Der Anteil von krankheitsbedingten Querschnittlähmungen beläuft sich auf 54 Prozent (Vorjahr 56 Prozent). Bei den unfallbedingten Rückenmarkverletzungen waren Stürze (43 Prozent), Sport- (27 Prozent) und Verkehrsunfälle (27 Prozent) die häufigsten Ursachen.

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Mehr Pflegetage trotz Covid-19

An den durchschnittlich 173 betriebenen Patientenbetten der Klinik (Vorjahr 158) wurden 56’367 Pflegetage (Vorjahr 52’265) geleistet. Die Anzahl Pflegetage stieg damit um rund 8 Prozent, dies trotz einer Sperrung von rund 60 Betten über mehrere Monate aufgrund der Covid-19-Einschränkungen. Pro Patient und Tag wurden durchschnittlich 6,4 Stunden pflegerische Leistungen erbracht. Auf der Intensivstation waren es sogar über 14 Stunden pro Tag.

Wichtige berufliche Eingliederung

Der Bereich ParaWork leistete für die berufliche Integration rund 19’200 Stunden im direkten Kontakt mit querschnittgelähmten Patienten und Klienten. Dies entspricht einer Zunahme um über 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr und von fast 80 Prozent gegenüber 2018.

Gewinn eingebrochen 

Der Betriebsertrag wuchs auf 261,2 Millionen Franken (Vorjahr 259,9). Gleichzeitig erhöhten sich die Betriebskosten auf 262,6 Millionen Franken (Vorjahr 253,9). Die Finanzerträge und Kursgewinne machten trotz des Pandemiejahres ein positives Jahresergebnis von 1,4 Millionen Franken möglich. Im Vorjahr hatten noch 30,6 Millionen Franken resultiert.

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Ertragsentwicklung ausgebremst

Die Gruppengesellschaften der Schweizer Paraplegiker-Stiftung waren unterschiedlich von den Pandemierestriktionen betroffen. Stark gebremst wurde das Ertragswachstum bei den ambulanten medizinischen Dienstleistungen der Spezialklinik, bei der Bildungsanbieterin in der Rettungsmedizin und im gesamten Seminar- sowie Gastronomiebereich. Zu einer Kostensteigerung führten insbesondere die höhere Auszahlung für direkte Hilfe an querschnittgelähmte Menschen (plus 2 Millionen Franken) sowie das Personalwachstum als Folge der Klinikvergrösserung und der damit verbundenen Kapazitätserweiterung im medizinischen Bereich (plus 6,7 Millionen Franken).

Laut der SPS haben die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie bereits auch das erste Quartal des neuen Jahres 2021 negativ beeinflusst. Die Schweizer Paraplegiker-Stiftung werde alles daransetzen, die Leistungen zugunsten von Menschen mit Querschnittlähmung weiter auf höchstem Niveau zu erbringen, hält sie fest.

Info

Wachsende Mitgliederbasis

Die Schweizer Paraplegiker-Stiftung ist nach eigenen Angaben eines der grössten Solidarwerke der Schweiz und verpflichtet sich der ganzheitlichen Behandlung und Rehabilitation von Para- und Tetraplegikern. Dies beinhalte hochspezialisierte medizinische Leistungen, eine optimale Eingliederung in Familie, Beruf und Gesellschaft sowie spezifische Forschungstätigkeiten und lebenslange Begleitung.

Ende 2020 zählten über 1,8 Millionen Personen aus 1,2 Millionen Haushalten zur Gönner-Vereinigung der Schweizer Paraplegiker-Stiftung. Rund 11’000 Gönnerinnen und Gönner entschieden sich 2020 für den Abschluss einer Mitgliedschaft auf Lebenszeit. Diese Mitglied-schaftsform machte per Jahresende 99’280 aller Mitgliedschaften aus. Die Mitgliederbeiträge und Spendenerträge beliefen sich gesamthaft auf 87,5 Millionen Franken (Vorjahr 87,0 Millionen Franken).