Von Mitte März bis kurz vor Weihnachten stehen sie samstags nach Tagesanbruch auf dem Martignyplatz. Die Landwirte, Floristen, Käser und Bäcker des Warenmärts Sursee. Michael Wyss (31) aus Geuensee ist seit knapp acht Jahren mit dabei, Franz Geisseler (59) aus Buttisholz schon seit 30 Jahren. Er gehört zu den Gründungsvätern des Städtli Märts.
Es war 1989, als auf Initiative der Landi Sursee hin, Franz Geisseler einen ersten Marktstand vor dem Interdiscount aufstellte. Er verkaufte Gemüse und Früchte von seinem Hof. Damals hatte die Landwirtschaftliche Schule den Lead inne, wie Franz Geisseler erzählt. Schon früh war klar, der Marktstand erfüllte ein Bedürfnis der Menschen: Lebensmittel die vom Produzenten direkt an den Konsumenten verkauft werden.
Stammkunden sind nötig
1992 wurde mittels eines Inserates nach Personen gesucht, die etwas Grösseres auf die Beine stellen wollten. Franz Geisseler meldete sich, gelangte in die Projektgruppe und wurde schliesslich Gründungspräsident des Vereins «Städtli-Märt-Soorsi». Mit fünf Marktständen starteten die Vereinsmitglieder beim Haus zur Farb. Der Markt wuchs rasant an. Viele Landwirte aus der Region zeigten ebenfalls Interesse, am Markt mitzuwirken. Doch es gab auch gewisse Herausforderungen. «Wenn fünf neue Stände hinzukamen, hörten kurz darauf vier wieder auf», erzählt Franz Geisseler. Zehn Monate im Jahr jeden Samstagmorgen einen Anhänger mit Lebensmittel vollzuladen, nach Sursee zu fahren und dort einen halben Tag eingebunden zu sein, könne manchen schnell verleiden, erklärt Michael Wyss. Franz Geisseler ergänzt: «Wenn du auf den Markt gehst, musst du regelmässig gehen. Nicht nur dann, wenn es dir passt, denn so kriegst du keine Kunden. Einen Markt kannst du nur durchführen, wenn du eine Stammkundschaft hast.» Die Laufkundschaft alleine reiche nicht aus.
Abschied vom Warenmärt
Heute bietet der Warenmärt eine grosse Bandbreite an regional produzierten Produkten wie Gemüse, Früchte, Fleisch, Fisch, Brot, Käse, Blumen, Konfitüre und Gebäck an. Michael Wyss verkauft Fleisch und Würste. Auf seinem Hof in Geuensee hat er eine eigene Hofmetzgerei. Den Hof bewirtschaftet er zusammen mit seinen Eltern und seiner Freundin in einer Generationengemeinschaft. Das Präsidium des Vereins «Städtli-Märts-Soorsi» zu übernehmen, sieht er als neue Herausforderung. «Nach Franz, der das immer sehr gut gemacht hat, ist natürlich eine gewisse Erwartungshaltung an mich da», sagt er schmunzelnd.
Franz Geisseler ist seit 30 Jahren einer der beiden «Gemüser» auf dem Märt, wie er selbst sagt. In Buttisholz hat er einen Hof mit sieben Hektaren Land. Er betreibt Ackerbau und Schweinehaltung. Künftig werden sich drei seiner Kinder um den Gemüseanbau kümmern, während er für die Schweine sorgt. Beruflich ist er zusätzlich mit einem 60-Prozent-Pensum bei einer Schweinehandelsorganisation eingespannt. Vom Warenmärt nimmt er Abstand. «30 Jahre sind lang genug», sagt er. Doch ein wenig vermissen wird er den Märt schon. «Der Kontakt zu den Menschen wird mir fehlen. Man hatte immer etwas Zeit ein paar Worte miteinander zu wechseln.» Und für einmal nicht mehr am Samstagmorgen aufzustehen und den Anhänger mit Gemüsekisten füllen zu müssen, werde schon gewöhnungsbedürftig sein. «Ich sage immer: Auf dem Märt die produzierte Ware zu verkaufen, ist das Zückerli. Den wahren Krampf hat man zuhause.»