Mit unterschiedlichen Massnahmen will die Stadt Sursee die Altstadt attraktivieren. Im Rahmen eines Pilotversuchs vom 25. August bis zum 6. Oktober gibt es in der Oberstadt neue Sitzmöglichkeiten, mobiles Grün und Spielangebote. Zudem wird die Verkehrsführung vorübergehend angepasst.
Wie bleibt das Surseer Zentrum lebendig und attraktiv? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Stadt Sursee. Bis Anfang 2026 erarbeitet sie eine Nutzungsstrategie und konkrete Massnahmen für die Altstadt. Zentrale Themen sind die Aussenraumgestaltung, Nutzungen, Grün- und Freiräume sowie die Parkierung und der Verkehr. Die Stadt setzte dafür eine Begleitgruppe ein, die aus gut einem Dutzend Personen besteht und in der unter anderen Anwohnende, Eigentümerinnen und Eigentümer, Gastro- und Gewerbetreibende sowie Vertretende von Quartiervereinen und Initianten der zurückgezogenen Initiative «Für eine attraktive Altstadt» mitwirken.
Freiräume aufwerten
Die Begleitgruppe diskutierte in den vergangenen Monaten Vorschläge und möchte einzelne Massnahmen in einem Pilotversuch testen. Es soll aufgezeigt werden, welche Massnahmen bei den Altstadtnutzenden auf Resonanz stossen und welche Auswirkungen sie haben. Die Ergebnisse und Erkenntnisse fliessen in die Nutzungsstrategie Altstadt ein. Der Stadtrat unterstützt das Vorgehen der Begleitgruppe und steht hinter dem Testversuch, wie er mitteilt.
Der Pilotversuch findet vom 25. August bis 6. Oktober statt. Es werden Massnahmen getestet, die zur Attraktivität der Altstadt beitragen. Insbesondere werden folgende Ziele verfolgt:
• weniger Verkehr in der Altstadt (insbesondere Durchgangsverkehr)
• Aufwertung der Freiräume durch Umnutzung von Flächen (insbesondere von Parkflächen)
• Erhöhung und Attraktivierung der Aufenthaltsqualität durch Grünflächen, Spielflächen und Sitzgelegenheiten (ohne Konsumationszwang)
Attraktiver Ort zum Verweilen
Konkret wird während des Pilotversuchs der Aussenraum in der Oberstadt vorübergehend umgestaltet. Ein Teil der bestehenden Parkflächen wird umgenutzt. Die Flächen werden mit Sitzmöglichkeiten, Pflanzen und Bäumen bestückt und vereinzelt mit Spielen ausgestattet. Ziel ist es, die Aufenthaltsqualität zu verbessern und den Besuchenden vor allem tagsüber einen attraktiven Ort zum Verweilen anzubieten. Dadurch soll auch das Gewerbe in der Altstadt profitieren, indem eine höhere Besucherfrequenz während der Geschäftsöffnungszeiten angestrebt wird. Durch verschiedene Nutzungen wie kleinere Darbietungen sollen die aufgewerteten Flächen sporadisch in Szene gesetzt werden. Denkbar ist beispielsweise, dass Privatpersonen oder Institutionen die Flächen für ein Spiel oder Kurzkonzert tagsüber und am frühen Abend nutzen können.
Kurzzeitparkplätze in der Oberstadt
Einzelne Parkplätze in der Oberstadt bleiben während des sechswöchigen Pilotversuchs für Kurzzeitparkierende bestehen. Die maximale Parkdauer beträgt zehn Minuten. Diese Parkplätze sind insbesondere für die Kundschaft der Bäckerei Künzli gedacht. Während des Pilotversuchs stehen auf dem unmittelbar zur Altstadt gelegenen Märtplatz einzelne Parkplätze für die Altstadtbesuchenden zur Verfügung. Diese werden separat gekennzeichnet, damit sie nicht durch Nutzende von Dauerparkkarten belegt sind.
Raggentörli für Verkehr gesperrt
Neben Anpassungen an der Parkierung und der Aussenraumgestaltung kommt es vom 25. August bis zum 6. Oktober zu einer neuen Verkehrsführung. Um den Durchgangsverkehr zu reduzieren, wird die Ausfahrt Raggentörli für Autofahrende gesperrt. Zudem werden vereinzelt verkehrsberuhigende Elemente erstellt. Um die Aufenthaltsqualität in den unmittelbar umliegenden Gebieten zu verbessern, gilt während der sechs Wochen eine Tempo-20-Zone rund um den Martigny-Platz. Die betroffenen Strassenabschnitte werden entsprechend signalisiert.
Neue Erkenntnisse dank Pilotversuch
«Der Pilotversuch fokussiert sich auf wenige Massnahmen, die kurzfristig und mit geringen Ressourcen umsetzbar sind», sagt Bauvorsteher Romeo Venetz und fügt an: «Die Nutzungsstrategie, die bis Anfang 2026 vorliegt, wird weitere Massnahmen enthalten, die mittel- und langfristig anzugehen sind.» Aktuell gehe es darum, Erfahrungen zu sammeln. Nur wenn man Bestehendes hinterfrage und Neues ausprobiere, könne man bessere Lösungen für die Zukunft entwickeln, so Venetz. Man nehme mit dem Pilotversuch auch in Kauf, dass gewisse Massnahmen nicht die gewünschte Wirkung erzielen. Genau darum gehe es. «Wir sind ergebnisoffen und wollen herausfinden, was funktioniert und was nicht.»
Einen Anspruch auf eine dauerhafte Umsetzung von einzelnen Massnahmen gibt es nicht. Nach Beendigung des Pilotversuchs werden die mobilen Elemente entfernt, und das aktuell geltende Verkehrsregime wird wieder in Kraft gesetzt. Der Testbetrieb ist bewusst auf sechs Wochen ausgelegt. Dieser Zeitraum ermöglicht es gemäss dem Stadtrat, aussagekräftige Auswertungen zu machen. Diese basieren einerseits auf Messungen der Verkehrsströme und der Auslastung der Parkplätze, andererseits auf Befragungen und Rückmeldungen der Altstadtnutzenden. «Der Stadt und der Begleitgruppe ist es wichtig, dass die Bevölkerung auf niederschwellige Art und Weise Rückmeldungen zu den getesteten Massnahmen geben kann», so Venetz.
Bevölkerung konnte sich einbringen
Bei der Erarbeitung der Nutzungsstrategie für die Altstadt wird die Begleitgruppe von externen Fachpersonen von Espace Suisse unterstützt, die mit ähnlichen Projekten in anderen Schweizer Städten vertraut sind und eine Aussensicht sowie ihre Erfahrungen einbringen.
Die Bevölkerung und weitere Interessierte konnten sich im Frühjahr an einem öffentlichen Anlass und über eine Umfrage einbringen. Zudem wurden Umfragen und Workshops mit Grundeigentümerinnen und Grundeigentümern sowie Gewerbetreibenden aus der Altstadt und dem Gebiet um diese herum durchgeführt.
Die Ergebnisse fliessen zusammen mit den Erkenntnissen aus dem Pilotversuch in die Nutzungsstrategie ein. Vorgesehen ist, dass Anfang 2026 eine öffentliche Vorstellung und Diskussion der Nutzungsstrategie sowie der Massnahmen stattfinden. Die Erarbeitung der Nutzungsstrategie wird vom Bund und Kanton im Rahmen der Neuen Regionalpolitik (NRP) finanziell unterstützt.