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Nostalgie

«Grozz herzlaid» auf dem Feld ob Sempach

04. Oktober 2024

Am 9. Juli 1386 tobte oberhalb Sempach eine Schlacht. Wie genau sich diese zugetragen hat und wie viele kriegserprobte Männer daran teilgenommen haben, ist nicht bekannt. Insbesondere die Teilnahme von Arnold Winkelried und seine Heldentat sind nicht nachweisbar.

Leopold IV., der fünfzehnjährige Sohn des habsburgischen Herzogs Leopold III., schrieb am 15. Juli 1386, sechs Tage nach der Schlacht bei Sempach, bei der sein Vater gefallen ist, aus Brugg an die Stadt Freiburg traurige Zeilen. Er klagte über sein «grozz herzlaid um unser lieben herren und vatter hertzog Leupolten der nu am dem naesten vergangen mentag und ettlich herren, ritter und kneht mit im von den Switzern und von irn eidgenossen laider ersalgen sind.»

Wohl keine «Bauernschlacht»

Dort, wo Leopold III. am 9. Juni 1386 in Sempach gefallen ist, steht heute die Schlachtkapelle. Wie er zu Tode kam – «erslagen» wurde – und wie viele Ritter und Söldner in seinen Truppen starben, ist unbekannt. Ebenso wenig Schriftliches gibt es über das Aufgebot der Eidgenossen, Luerner und Waldstätter Truppen. Vermutet wird aber, dass sich auf beiden Seiten erfahrene Krieger und Söldner gegenüberstanden, also auch bei den «Switzern« nicht nur Bauern und Bürger die Waffen schwangen. Und ob tatsächlich ein Arnold Winkelried dabei war, weiss heute niemand mit Sicherheit. Wie jedoch die Ausrüstung der damaligen Krieger ausgesehen hat, dazu gibt es etwas mehr Hinweise. So wurden in der Gruft der Klosterkirche Königsfelden, wo Leopold III. und eine Gruppe weiterer, bei Sempach umgekommener Adliger schon nach wenigen Tagen bestattet wurden, Schwerter gefunden, aber auch ein reichverzierter Gürtel. Diverse archäologische Grabungen auf Luzerner Territorium förderten zudem Helme, Kettenhemden und Waffen wie Büchsen und Armbrüste aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zu Tage, die mögliche Kriegsfolgen zumindet vergegenwärtigen…

Vorgeschichte ist gut bekannt

Historisch gut erforscht ist hingegen, wie es zum Gemenge oberhalb von Sempach kam und was dessen Folgen waren. Kurz zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Schlacht eine Machtdemonstration der Habsburger unter der Führung Herzog Leopolds III. gegen die eidgenössischen Land- und Stadtorte in der Innenschweiz war, die ihren Einflussbereich und ihre Macht erhöhen wollten und die Habsburger bereit mit mehreren Waffenzügen provoziert hatten. Die Luzerner hatten 1385 Rothenburg eingenommen und waren 1386 bereits feindlich gegen Wolhusen, Willisau, ins Michelsamt und ins Seetal vorgestossen. Solches Gebaren liess sich Leopold III. nicht bieten und er zog mit seinen Truppen via Zofingen, Willisau und Sursee in Richtung Innerschweiz, als es eben am 9. Juli 1386 zur besagten Schlacht bei Sempach kam, die mutmasslich viele Opfer forderte. Die Schlacht gilt als vergleichsweise sehr schlecht dokumentiert.

Wichtiger Erinnerungsort

Das Schlachtfeld von Sempach ist heute jedoch auch ein wichtiger Gedenkort zur Mythenbildung rund um die «wehrhaften, unerschrockenen Eidgenossen». Die Schlachtgeschichte wurde seit dem 15. Jahrhundert geformt und heroisiert – unter anderem etwa mit der Chronik von Diebold Schilling dem Jüngeren (1460 bis 1515 oder 1522). Er widmete der Schlacht nicht nur eine doppelseitige Bildtafel, sondern sieben Textseiten, was die Bedeutung widerspiegelt, die er der Schlacht bei Sempach beimass.

Info

Dieser Text stammt aus der ersten Ausgabe des Magazins für Geschichte, welches 2015 unter dem Verlag der Surseer Woche AG erschienen ist.

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