Vom Rohprodukt bis zum fertigen Menü. Rahel Rüttimann und Ron Edwards fotografieren jeweils eine ganze Serie. Foto: Livia Faden
Vom Rohprodukt bis zum fertigen Menü. Rahel Rüttimann und Ron Edwards fotografieren jeweils eine ganze Serie. Foto: Livia Faden
23.01.2019

Ihre Fotos garantieren knurrende Mägen

Der Food Blog der Surseer Rahel Rüttimann und Ron Edwards ist nicht nur ein optischer Leckerbissen. Die selbstkreierten Menüs stechen ins Auge und schmecken auch noch gut.

Gua Baos, taiwanesische Burger mit Papaya-Scheiben, Zwetschgen-Chutney auf frisch grillierten Hot-Dogs und hausgemachte Spargel-Zitronen-Ravioli gesprenkelt mit gerösteten Haselnüssen. Wessen Geschmacksnerven bei diesen Menüs unberührt bleiben, dem wird spätestens beim Anblick der schön inszenierten Speisen das Wasser im Mund zusammenlaufen. Denn das Food-Studio von Rahel Rüttimann und Ron Edwards lädt den Magen gleich mehrfach zum Knurren ein. 

Zu Food Bloggern geworden sind die beiden vor anderthalb Jahren. Beim gemeinsamen Abendessen scherzte der Freundeskreis, dass Rahel und Ron mit ihren Kochkünsten einen Blog eröffnen könnten. Und was als Jux unter Freunden startete, entwickelte sich bald zum zweiten Standbein.

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Ein Auge fürs Detail

Rezept kreieren, Speise zubereiten und anschliessend in buntem Geschirr auf minimalistischem Hintergrund drapieren. Kamera, Licht und Tisch sind alles, was man zum Starten braucht, so Ron. Klingt im ersten Moment einfach. Doch bei der Foodfotografie spielt das Auge fürs Detail eine wichtige Rolle. Und das hat Rahel als gelernte Dekorationsgestalterin. Sie setzt das Essen optisch ansprechend in Szene, wählt den passenden Hintergrund und die Dekoration dazu aus. Ron fotografiert die Speisen. Dabei müssen Licht und Kameraeinstellung miteinander abgestimmt werden. Anschliessend werden die Bilder am Computer bearbeitet, ins Netz gestellt und auf Instagram geteilt. Da Ron hauptberuflich im Digital Marketing bei einer Werbeagentur arbeitet, ergeben die beiden das ideale Gespann für einen Food Blog. Praktisch, dass beide auch noch leidenschaftlich gerne kochen. Und wie Ron sagt: «Nicht nur kochen, sondern auch essen.»

 

Essen fotografieren und stylen

Nach ungefähr einem Jahr erhielten Rahel und Ron ihre ersten Aufträge. Für die Bio-Metzgerei Ueli-Hof entwickelten sie einen Adventskalender mit 24 Bildern für Instagram. «Aus ihren Produkten kreierten wir Rezepte. Aus einer Rindshaxe machten wir beispielsweise eine Pastete mit Lebkuchensauce», so Ron. Weiter durften sie für das Tropenhaus Wolhusen Beiträge für Instagram entwickeln und für ein Basler Restaurant das gesamte Menü ablichten und geniessen.

Andere Aufträge wiederum mussten die beiden ablehnen, da diese nicht mit ihren Ansprüchen übereinstimmten. «Uns ist es wichtig, Produkte zu vertreten, hinter denen wir stehen können und die wir im Alltag selber verwenden», sagt Rahel. Das heisst, bei ihnen kommt keine Massenware, sondern nachhaltig produzierte, regionale Produkte in den Kochtopf. «Influencer sein ist schwierig, wenn man seine eigene Schiene fahren will», sagt Rahel. Deshalb wollen die beiden zukünftig mehr in Richtung Foodfotografie und Styling gehen. Den Fokus auf Instagram legen, sei von Beginn an nicht das Ziel gewesen. Viel mehr möchten sie mit Kunden gemeinsam Projekte entwickeln, dabei ihre Ideen für die Umsetzung einbringen und das Produkt schliesslich inszenieren und fotografieren.

 

 

 

Heuschrecken, Grillen und Bier

Die Liebe zum Kochen ist bei Rahel und Ron familiär bedingt. «Meine Mutter ist eine gute Köchin. Sie kochte in meiner Kindheit sehr experimentell und probierte viel aus», erzählt Ron. «Manchmal gab es tagelang dasselbe Essen bis es perfekt war.» Auch Rahel liegt das Kochen im Blut. Ihr Grossvater leitete eine Kochschule, ihre Mutter hat selber einen Instagram-Food-Account, auf dem sie regelmässig feine Menüs postet. «Zusammen kochen und zusammen essen war von klein auf ein Thema», sagt Rahel.

Beer Pairing, Grillen, Heuschrecken und Co., Brot, Thai, nordische, tunesische, spanische oder österreichische Küche. Süsses. Saures. Pökeln und Räuchern. In Ron und Rahels Kochbuchkabinett lässt sich für jeden Geschmack etwas finden. Einige Bücher gehörten dem Grossvater und werden von Rahel nun in Ehren gehalten. «Wir arbeiten nicht genau nach Rezepten. Sie dienen uns eher zur Inspiration, um zu sehen, welche Kombinationen es gibt», sagt Rahel. An ihre Kreationen haben die beiden hohe Erwartungen. Geschmacklich muss es auf jeden Fall stimmen, sonst wird ein Foto nicht gepostet. Auch wenn es optisch noch so gut aussieht. «Lieber noch einmal von vorne anfangen, als in der Nachbearbeitung das Bild oder das Rezept abzuändern», sagt Ron.

 

Lieber Rib-Eye als Filet

Nose to tail. Von der Nase bis zum Schwanz. Eine Philosophie, die Rahel und Ron beim Kochen am Herzen liegt. Die beiden leben weder vegetarisch, noch vegan. Doch sie legen grossen Wert auf die korrekte Haltung und Schlachtung der Tiere. «Uns ist wichtig, das alles gegessen wird. Nose to tail», sagt Rahel. Entrecôte und Filet kommen bei ihnen nicht in die Pfanne. «Filet macht nur zwei Prozent des ganzen Tieres aus. Die restlichen 98 Prozent werden nicht mehr ordentlich verarbeitet, was schade ist. Ein Schmortopf, Hohrücken- oder Flank-Steak hat viel mehr Geschmack als Filet», sagt Ron. Selbst die Zunge wird von ihnen nicht verschmäht. «Zunge kann man auf so viele verschiedene Weisen zubereiten als nur mit Kapernsauce.» Ihren Vorsatz verfolgen sie vom Fleisch bis hin zum Gemüse. So landet das Karottengrün nicht im Kompost, sondern fein gemixt im Pesto. «In unserer Gesellschaft ist dieses Denken leider verloren gegangen», sagt Rahel. «Früher achtete man mehr darauf, so viel wie möglich auf den Tisch zu bringen.»

 

  

 

Mit Tricks zum «perfekten» Essen

Lebensmittel inszenieren und illustrativ ablichten ist eine Kunst. In der Werbung werden die Produkte mit Lack oder Airbrush-Farbe bearbeitet, um die Farben zu intensivieren. Mit Haarspray wird dem Essen zusätzlich Glanz verliehen. Tunkt man einen Tampon in heisses Wasser und versteckt diesen hinter dem Menü, entsteht Dampf, als käme die Speise frisch aus dem Ofen. Und mit Sekundenkleber lassen sich kleine «Fehler» wie etwa Löcher im Poulet reparieren. «Die Lebensmittel werden so präpariert, dass man sie nicht mehr essen kann. Sowas machen wir nicht», sagt Rahel. Das Essen müsse nicht perfekt aussehen. «Wir fotografieren die Menüs so, wie wir sie unseren Freunden servieren würden», sagt Ron. Ganz der Botschaft entsprechend, die sie auf ihrem Blog vermitteln wollen: Kreatives Kochen und gemütliches Schlemmen. 

 

Weitere tolle Eindrücke aus Rahel und Rons Food Studio gibt es auf ihrem Blog oder ihrem Instagram-Account.


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