Solistin Lisa Reding gab mit dem Kantichor «A Million Dreams» aus «The Greatest Showman» zum Besten. (Foto David Lienert)
Solistin Lisa Reding gab mit dem Kantichor «A Million Dreams» aus «The Greatest Showman» zum Besten. (Foto David Lienert)
17.12.2021

Kantichor lieferte Konzert mit vielen Schattierungen

von David Lienert

Am 15. Dezember gab es volles Haus für das traditionsreiche Kanti-Weihnachtskonzert in der Surseer Pfarrkirche. Das Konzert bildete wieder für alle Musikensembles eine tolle Auftrittsplattform.

«Hark! The Heralds Angels Sing» oder «Horch! Die Engelsboten singen»: So lautete der Titel jener Tonfolge, die in der verdunkelten Pfarrkirche zu Beginn erklang. Die Blechbläser des Bläserensembles setzten damit auf der Empore einen markanten Startpunkt des Weihnachtskonzerts. Felix Mendelssohn-Bartholdy hatte die akzentuierte Tonfolge bewusst in der Nähe von Johann Sebastian Bachs Art von Kompositionen angesiedelt und 1840 zur 400-Jahr-Feier der Erfindung des Buchdrucks zu Papier gebracht.

Satter Groove und warmweihnächtliches Gefühl

Der Kammerchor überraschte das Publikum als nächste Formation mit seiner Umsetzung von Wolfgang Amadeus Mozarts «Più non si trovano» aus der «Canzonette» KV 549, abgerundet und leichtfüssig dargeboten. Jazzartige Akkorde als Einsprengsel im ansonsten von traditionellen Harmonien geprägten Spiritual «I Can Tell The World» folgten. Den Aufforderungscharakter des Spirituals – freue dich an Weihnachten – setzten die a capella singenden jungen Sänger und Sängerinnen engagiert um. Erheiternd schliesslich das dritte Stück, «Jingle Bells» als absoluter Weihnachtsklassiker: Es ertönte - durchsetzt mit vom Chor spassig eingeworfenen Geräuschen – vermischt mit einem anderen Klassiker, «Süsser die Glocken nie klingen». Jingle Bells als Dauerbrenner unter den Weihnachtsliedern erhielt dadurch eine amüsante, ironisch-ungewohnte Note.

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Leichtfüssig und beschwingt: Der Kammerchor unter der Leitung von Gerhard Unternährer. (Foto David Lienert)

Alles was man für Weihnachten braucht

Mit vollem Sound das Publikum mitreissend, erklang von der Kanti Big Band «All I want for Christmas is you» der amerikanischen Sängerin Maria Carey. Die zeitgenössische Künstlerin hat ein feines Gespür für die Lancierung von Knüllern, verkaufte sie doch über 200 Millionen Tonträger. Ein ebenso feines Gespür für nuancierte solistische Einlagen zeigte Lisa Reding, die als Solistin immer wieder den Lead übernahm. An Popularität Careys Song nicht hintan stand der zweite Hit der Big Band, «A chili pepper Christmas», arrangiert von den US-Jazzkomponisten Doug Beach und George Shutack: Den volltönenden Bläsersound peitscht das Schlagwerk mit markanten Einwürfen voran, und zwar in einer Mischung, die ein warmweihnächtliches Gefühl bei den Zuhörern erzeugt.

Songs aus The Greatest Showman

Nicht wenig vorgenommen hatte sich das Kanti Streichensemble im Zusammenspiel mit dem Jugend Orchester der Musikschule Sursee: Die Formationen wagten sich zuerst an Antonin Dvoraks Sinfonie Nr. 9 op. 95: Deren 1. Satz, den sie gefällig umsetzten, prägten wiederkehrende, in sich verwobene Motive, die mit aufrüttelnden Passagen kontrastieren. Peppig wirkte das Folgestück, «Believer» der amerikanischen Rockband Imagine Dragons aus dem Jahr 2017. Den durchaus klassisch anmutenden Charakter mit flehend klingenden Violinen durchbrechen die hier zusätzlich eingesetzten Elemente Schlagzeug und Bassgitarre immer wieder.

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Weihnachten schliesslich – so viel ist sicher – lädt ein zum Träumen und Schwelgen in Gefühlen. Genau da holte der Kantichor die Konzertgäste ab mit drei Stücken aus dem US-Musicalfilm «The Greatest Showman»: «Rewrite the Stars», «Never Enough» und «A Million Dreams». Alle drei Solistinnen, Evelina Rossetti, Charleen Wismer und nochmals Lisa Reding, vom Kantichor feinfühlig begleitet, brillierten durch mimisches Mitschwingen mit dem Text und gesangliches Eintauchen in die Melodien.

Einfache Komposition wird zum Welthit

Zum Schluss forderte Gesamtleiter Mario Thürig das Publikum auf zum Mitsingen oder Mitsummen auf beim ultimativen Weihnachtshit schlechthin, der von Franz Xaver Gruber am 24. Dezember 1818 im österreichischen Arnsdorf am Nachmittag vor der Christmette noch rasch hingekritzelten Melodie zum sechsstrophigen Text «Stille Nacht». Dass die in seiner kargen Lehrerwohnung hingeworfene Vertonung zum Welthit schlechthin avancieren würde, hätte er sich nicht träumen lassen, sprach er doch von einer «einfachen Komposition», ihr nur wenig Bedeutung zumessend.


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