Der Stadtrat will die Parzelle 1627 (im Bild) neben dem Schulhaus Neufeld umzonen und dort preisgünstigen Wohnraum realisieren. Foto moc
Der Stadtrat will die Parzelle 1627 (im Bild) neben dem Schulhaus Neufeld umzonen und dort preisgünstigen Wohnraum realisieren. Foto moc
27.02.2019

Neufeld: Ein ganzes Quartier wehrt sich

Auf dem Neufeld soll preisgünstiger Wohnraum entstehen. Dass dafür eines der letzten unverbauten Grundstücke von Sursee dran glauben muss, stört die Anwohner. Der Stadtrat verwahrt sich gegen ihre Argumente.

Montagmittag, 11 Grad, grand beau temps. Erste Amseln hüpfen über die Wiese neben dem Schulhaus Neufeld. Eine wohnliche Ruhe liegt über dem feuchten Grün. Der Blick schweift in die Ferne, gen Horizont. Zum Tannberg, zum Sendeturm von Beromünster. Es könnte Frühling sein.

Aber nicht überall. Wenig Frühlingsgefühle verspüren die Anwohner der noch freien Parzelle 1627. Noch frei, weil hier dereinst eine Überbauung für preisgünstiges Wohnen entstehen soll. So will es der Stadtrat, der die Wiese im Rahmen der laufenden Ortsplanungsrevision zur Umzonung vorgesehen hat: von einer Zone für öffentliche Zwecke in eine spezielle Wohnzone mit Gestaltungsplanpflicht.

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Davon wollen die Bewohner des Quartiers Neufeld nichts wissen. Als eines der letzten unverbauten Grundstücke in städtischem Besitz soll die Parzelle späteren Generationen zugutekommen, argumentieren die IG Zonenplanrevision Neufeld und weitere Einsprecher in der Botschaft zur revidierten Ortsplanung. Kein preisgünstiger Wohnraum wünschen sie sich hier, sondern am liebsten Frei- und Grünfläche. Oder aber, zu einem späteren Zeitpunkt, Schulraum oder ähnliche öffentliche Infrastrukturen.

 

«Argument lässt sich entkräften»

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Dabei gehen die Einspracheführer davon aus, dass das Gebiet Neufeld einen beträchtlichen Anteil am künftigen Wachstum der Surenstadt haben wird. Aufgrund des Generationenwechsels, der sich in absehbarer Zeit im Quartier vollziehe, werde früher oder später weiterer Schulraum benötigt, so die Argumentation. «Wir sind nicht im Grundsatz gegen preisgünstigen Wohnraum. Dass einer der letzten Flecken freien Lands auf Surseer Boden eingezont wird, dagegen wehren wir uns aber», sagt Marius Beck, Wortführer der IG. Weniger Mühe hätten die Anwohner, wenn auf der Wiese ein Sportplatz oder eine zusätzliche Turnhalle realisiert würde, so Beck weiter.

Dass dies dereinst geschieht, ist allerdings eher unwahrscheinlich. «Das Neufeld ist bereits heute der grösste Primarschulstandort in Sursee», sagt Stadtschreiber Bruno Peter. Weil der Siedlungsdruck künftig verstärkt vom Hofstetterfeld und vom Industriegebiet ausgehe, werde weiterer Primarschulraum primär am Standort St. Martin benötigt. Zudem könne auch das erneuerte Schulhaus Kotten aufgestockt werden. «Das Argument, dass auf dem Neufeld in den nächsten 15 bis 20 Jahren mehr Schulraum gebraucht wird, lässt sich somit entkräften», hält Peter fest.

 

IG malt sich reelle Chancen aus

Von den Argumenten des Stadtrats lässt sich die IG nicht entmutigen. «Im Quartier Neufeld herrscht eine aufgeräumte Stimmung», sagt Beck. Er ist überzeugt, dass die Bewohner und die IG eine reelle Chance haben, mit ihrer Einsprache an der Gemeindeversammlung durchzukommen.

Sollte der Souverän die Einsprache annehmen – was dann? Hat bezahlbarer Wohnraum in Sursee noch eine Chance? «Es wird schwierig», sagt Thomas Menz, Präsident der Habitas Wohnbaugenossenschaft Region Sursee. «Unbebaute Grundstücke sind rar, und sobald eines auf den Markt kommt, sind die Preise für soziale Wohnbaugenossenschaften nicht mehr bezahlbar.» Radi Kaufmann, Präsident der Wohnbaugenossenschaft für die Familie Sursee, pflichtet Menz bei: «Der heutige Quadratmeterpreis lässt keinen preisgünstigen Wohnungsbau mehr zu.»

 

 


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