25.10.2019

Wie daheim im Kopf zwischen den Zeilen 

von Thomas Stillhart

Schlierbach hat ein neues Heimatbuch. Es ist unkonventionell, persönlich, künstlerisch, spielerisch, lesbar und ansehnlich sowie anders.

Gewohnt haben die Cousins Noah Arnold und Kaspar Mattmann nie in Schlierbach, aber viele Besuche bei ihren Grosseltern in der Surentaler Gemeinde prägten sie. «An den Familienfesten war Schlierbach Thema Nummer 1», erklärt Noah Arnold. Geschichten über früher hörten die beiden. «Das Dorf war in den Köpfen.»

Keine objektive Wahrheit

Ihr nun vorgelegtes, gemeinsam erarbeitetes Buch trägt den Titel «Endlich daheim in meinem Kopf». Die ersten Worte sind: «Ich und Schlierbach? Schlierbach? Nein, mein Lieber; das geht nicht (mehr).» Sie deuten an, was die Leser auf den folgenden Seiten erwartet: Eine komponierte Abfolge von Fotos und Texten nach dem Motto «es gibt keine objektive Wahrheit», wie auch so zu lesen ist.

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Was an Erinnerungen ihrer Besuche haften blieb, versuchten die Beiden ins Buch zu bringen. Einen Anspruch auf Richtigkeit hegten sie nie. «Das Buch ist kein zeithistorisches Dokument, sondern persönlich gefärbt», macht Kaspar Mattmann klar. Er verbindet Schlierbach mit sehr starken Heimatgefühlen und spricht über den auftauchenden Nebel oder die starken Farben der Felder.

Ihr Buch beginnt mit Linoldrucken von Ferdinand Arnold – einem in Schlierbach aufgewachsenen Künstler. Es hat keine Seitenzahlen und mittendrin ist ein richtiges Kleeblatt eingelegt. «In den Büchern unseres Grossvaters fanden wir oft Blätter», sagt Noah Arnold. Zudem tauchen im Buch Gesprächsfetzen auf. Es bleibt aber unklar, wer wirklich die Sprecher sind. Das verwirrt einige Zeitgenossen, was auch erste Reaktionen zeigten. Viel zu reden gibt auch die herausnehmbare Karte mit den Übernamen der Schlierbacher Familien. Einige einheimische Personen unterstützten die Beiden bei der Karte.

Auf der Suche nach uns

Noah Arnold probiert, den Antrieb zu diesem ungewöhnlichen Buch zu erklären: «Wir gingen damit auf die Suche nach uns selbst. Von wo kommen unsere Eltern, und was haben wir damit zu tun?» Es sei nicht um einzelne Leute gegangen, deshalb tauchten die Stimmen in indirekter Rede auf.

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Den Cousins griffen vor mehr als zwei Jahren die seit langem schlummernde Idee auf, ein solches Buch herauszugeben. Kaspar Mattmann schoss viele melancholische Fotos und sagt: «Eigentlich ist das eine Liebeserklärung an Schlierbach.» Heimat, Veränderung, Identität schnitten sie an. «Herausgekommen ist ein sehr persönliches Buch», festigt Arnold ihre Haltung.


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