Joe Haslimann wohnt in Hidlisrieden und ist seit Juni Präsident des Innerschweizer Schiedsrichter-Verbands. Foto:sti
Joe Haslimann wohnt in Hidlisrieden und ist seit Juni Präsident des Innerschweizer Schiedsrichter-Verbands. Foto:sti
24.10.2018

Joe Haslimann zieht die rote Karte bei zu ambitionierten Vätern

Vor 37 Jahren besuchte Joe Haslimann den Schiedsrichterkurs. Heute ist er Präsident des Innerschweizer Schiedsrichter-Verbands. Im Interview spricht er über angespannte Väter, die ihre Kinder für Ronaldos und Messis halten.

Joe Haslimann, warum wurden Sie Schiedsrichter?
Ich spielte beim FC Kerns Fussball in der 3. Liga. Weil ich ein durchschnittlicher Fussballer war, hatte ich keine Optionen in höheren Ligen zu spielen. Mit 28 Jahren sagte ich mir, die Schiedsrichterei wäre noch etwas für mich.

Was reizt Sie am Pfeifen?
Man übernimmt auf dem Platz Verantwortung. Der Schiedsrichter ist der Chef und muss über 22 Personen entscheiden. Ein guter Schiedsrichter zeichnet sich aus durch Persönlichkeit, Pünktlichkeit und Sicherheit.

Gibt es genügend Schiedsrichter in der Innerschweiz?
Man kann immer neue Schiedsrichter gebrauchen. Viele Jungs besuchen die Schiedsrichterkurse, leider springen aber auch sehr viele wieder ab. Die Vereine müssen aktiv sein, um möglichst viele Leiter im 7er- und 9er-Fussball, also im Kinderfussball, zu motivieren, den Schiedsrichterkurs zu absolvieren.

Warum hören viele auf?
Was teilweise neben und auf dem Platz passiert und sich die Schiedsrichter anhören müssen, können einige weniger gut ertragen. Als Tipp: Man sollte das Gras nicht wachsen hören.

Kann sie der Verband unterstützen?
Der Schiedsrichter erhält Unterstützung durch den Verband. Ein Jung-Schiri braucht auch die Unterstützung durch erfahrene Schiris.

Werden die Schiedsrichter immer mehr verbal angegriffen?
Vor allem im Kinderfussball schauen viele Väter zu, die sehr angespannt sind und meinen, ihre Söhne seien kleine Ronaldos oder Messis.

Was unternimmt Ihr Verband?
Es gilt die Regel, Eltern und Zuschauer weg vom Spielfeldrand. Je näher sie am Spielfeldrand sind, desto mehr gibt es Konfrontationen. Die Vereine müssen hier mehr Verantwortung übernehmen.

Wie leiten Sie junge Schiedsrichter an?
In den früheren Jahren hatte jeder Neu-Schiedsrichter einen «Götti», Dieser begleitete den Schiedsrichter zwei bis dreimal an ein Fussballspiel. Er hatte die Verantwortung, den Schiri zu betreuen und Tipps zu geben. Neu haben wir seit dieser Saison den Tandem-Schiedsrichter.

Beschreiben Sie die wichtigsten Eigenschaften eines Schiedsrichters.
Schiedsrichter zeichnen sich durch Eigenschaften wie Zuverlässigkeit, Sicherheit und Pünktlichkeit aus, um den Leistungsansprüchen in der Sportwelt gerecht zu werden. Als Unparteiischer greifst du frühzeitig ein, kommunizierst mit den Spielern auf einer neutralen Ebene und sorgst als Konfliktschlichter für einen reibungslosen Ablauf des Spiels.

Welche Mittel hat ein Schiedsrichter, wenn er angepöbelt wird?
Die Körpersprache und die Mimik ist für jeden Schiedsrichter das zentrale Mittel in der Spielleitung. Dies erfolgt mit einer Ermahnung. Grobe Spielweise oder sogar brutale Fouls müssen mit einer Verwarnung oder einem Ausschluss geahndet werden.

Wurden Sie in der Vergangenheit auch schon angepöbelt?
Ja, ich wurde schon angepöbelt, aber nicht angegriffen. Je länger man in diesem Metier dabei ist, desto besser kann man damit umgehen.

Pfiffen Sie bereits Spiele von Damenteams?
Bisher zwei.

War das etwas Spezielles?
Das Niveau ist anders und die Frauen plaudern auf dem Platz mehr als Männer.

Früher trug der Schiedsrichter immer schwarze Hose und schwarzes T-Shirt. Heute ist er bunter. Warum?
Es gibt auch Mannschaften mit unterschiedlichen Trikotfarben. Der Schiedsrichter muss sich klar unterscheiden können von beiden Teams.

Haben Sie eine Lieblingsfarbe?
Am meisten trage ich gelb, doch erst kürzlich trug ich nach Langem wieder einmal schwarz.

International ist zu beobachten, dass die Spiele immer mehr Schiedsrichter begleiten. Sind fünf Schiris nötig?
Heute ist der Fussball schneller als früher. Jetzt gibt es Torrichter, die ausschliesslich schauen, ob der Ball in vollem Umfang hinter die Torlinie fällt oder nicht. Dies finde ich korrekt. Mehr als fünf Schiedsrichter braucht es aber nicht.

Begrüssen Sie diese Entwicklung?
Ja, die Entscheide werden so genauer. Zudem begrüsse ich bei internationalen Spielen den Videobeweis. Beim einem möglichen Derby zwischen zum Beispiel  Nottwil und Sempach habe ich als Schiedsrichter die alleinige Verantwortung. Zudem habe ich zwei Assistenten an der Seitenlinie, die mich während des Spiels unterstützen.


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