Judith Matter war 2018 von ihren Gegnerinnen kaum zu stoppen. Foto sti/archiv
Judith Matter war 2018 von ihren Gegnerinnen kaum zu stoppen. Foto sti/archiv
31.12.2018

Judith Matter: Das Kraftpaket für den Nottwiler Höhenflug

Judith Matter schrieb mit den Spono Eagles 2018 Geschichte, ehe ein Kreuzbandriss ihren Höhenflug beendete. Deshalb Trübsal zu blasen, kommt für die Frohnatur aus Sursee nicht in Frage. 2019 greift sie mit Spono wieder an.

Das Jahr 2018, es hat bei Judith Matter tiefe Spuren hinterlassen. Tiefe Lachfalten, immer dann, wenn sie voller Freude vom einmaligen Triple aus Meisterschaft, Cup und Supercup mit ihren Spono Eagles spricht und dabei schmunzelnd ins Schwärmen gerät. Weit unerfreulichere Zeitzeugen der Geschehnisse sind die beiden Krücken, die seit der schweren Knieverletzung am 8. Oktober ihre täglichen Begleiter sind.


Fäden ziehen wie am Schnürchen
Die Saison 2017/18, sie sollte zur erfolgreichsten in der 47-jährigen Geschichte von Spono werden. «Alles lief wie am Schnürchen. Wir hatten schier zwei komplette Kader, kaum Verletzte und strahlten eine unglaubliche Dominanz aus», erinnert sich Judith Matter.

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Ende April demontierten die Eagles im Cupfinal in der Zürcher Saalsporthalle den LC Brühl mit 27:23. Kraftpaket Judith Matter steuerte fünf Treffer bei. Schön sei es gewesen, aber auch gefährlich, da es nach dem Cupsieg nicht einfach gewesen sei, die Spannung bis zum Playoff-Final hochzuhalten.


Feiern, bis die Polizei kommt
Als souveräner Tabellensieger gingen die Nottwiler Adler in die Playoffs gegen den LC Brühl. Einen ersten Tolggen ins Reinheft gab es im ersten Finalspiel, als Spono zuhause mit 29:31 verlor. Aber es sollte der einzige bleiben: Mit einem 31:24-Sieg in St. Gallen und einem fulminanten 25:21-Sieg in der heimischen SPZ-Sporthalle sicherten sich die Spono Eagles den fünften Meistertitel ihrer Geschichte.

Mit über 750 Fans feierten Judith Matter und ihre Teamkolleginnen den Sieg in der Halle. In der Spono-WG im Städtli ging die Party an jenem denkwürdigen Dienstagabend weiter.

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Vom BSV Sursee zu Spono
Die Surseerin Judith Matter begann ihre sportliche Karriere als Leichtathletin. Ihre Schwestern Maria und Corinne brachten sie zum Handball und zum BSV Sursee. Juniorentrainerin Edith Tanner lotste sie bald zu den U11-Juniorinnen von Spono, wo sie in ihrer ersten Saison gleich den Meistertitel feierte.


60 Kilogramm, verteilt auf 158 cm Körpergrösse, bringt Judith Matter heute auf die Waage. «Aufgrund meiner geringen Grösse kann ich nur schwer über die Mauer werfen. Deshalb geht bei mir vieles über den Kampf.» Und wer je ein Spiel der Spono Eagles gesehen hat, weiss, dass sich Judith Matter nie zu schade ist, ins Eins-gegen-Eins zu gehen – mit vollem Körpereinsatz.

Umso erstaunlicher ist es, dass sich Judith Matter in ihrer gesamten Karriere noch nie verletzt hatte, kein einziges Training oder Spiel aufgrund einer Verletzung verpasste – bis zu jenem 8. Oktober.


Davor war ihr das Glück bis zum Ende der Saison hold. Ende Mai spielte sie mit der Frauen-Nationalmannschaft in der Surseer Stadthalle. Zwar verpasste die Schweiz die EM-Quali aufgrund einer 16:33-Niederlage gegen Kroatien deutlich. Judith Matter wurde aber als beste Spielerin ausgezeichnet – und das vor 1725 Fans, darunter viele Freunde und Bekannte der Surseerin.

Danach blieben die Nominationen für die Nati aus. «Als kleine Spielerin hat man es in der Nati besonders schwer. Ich passe wohl nicht ins Konzept des Trainers, auch wenn ich bis heute keine Erklärung für meine Nicht-Nominierung bekommen habe», sagt Judith Matter enttäuscht.


Auf Klubebene lief es weiterhin glänzend. Ende August setzten die Spono Eagles mit ihrem 25:22-Sieg gegen Brühl im Supercup das i-Tüpfelchen auf eine perfekte Saison.


Talfahrt nach Höhenflug
Die neue Saison 2018/19 fühlte sich für Spono immer mehr an wie ein Handball: Es wurde harzig. Wichtige Teamstützen wie Lisa Frey und Xenia Hodel wechselten ins Ausland, Verletzungssorgen plagten das Kader, Niederlagen folgten. Trainer Urs Mühle-
thaler ging, Carlos Lima kam. Auch Judith Matter klebte das Pech am Schuh, als ihr am 8. Oktober bei einer Körpertäuschung im Spiel gegen Yellow Winterthur das vordere Kreuzband und der Meniskus rissen.

Die Saison war gelaufen. «Für mich war das am Anfang sehr schwierig, da ich nicht ruhig bleiben kann und dem Team doch helfen will.» Mit ihrem Schicksal hat sich die Sportstudentin inzwischen aber arrangiert. Mehrmals pro Woche besucht sie die Trainings der Spono Eagles, fiebert an jedem Match von der Seitenlinie mit.


Verletzung als Motivationsschub
Der schlimmen Verletzung kann sie sogar etwas Positives abgewinnen. «Nächste Saison spiele ich das siebte Jahr im SPL-1-Team. Ich wusste nicht, wie lange ich nach dem Studiumabschluss noch auf Topniveau weiterspielen wollte. Die Verletzung hat mir aber einen Motivationsschub gegeben, noch einmal voll anzugreifen», gibt sich Judith Matter kämpferisch.

Für Spono gelte es indessen, zur Siegermentalität zurückzufinden, «denn ohne Zweifel haben die Eagles ein Team, das noch viel erreichen kann».


Wenn Judith Matter dereinst ihre Handballschuhe an den Nagel hängt, bleibt sie den Spono Eagles dennoch erhalten. Wie viele helfende Hände etwa ein Vorstand braucht, weiss sie nicht erst, seit ihr Vater Herbert die Finanzen im Verein betreut. «Ich will mich für das jahrelange Vertrauen in irgendeiner Form revanchieren. Ich habe so viele Freunde in Nottwil gefunden, dass ich dem Verein niemals den Rücken kehren kann.»

Ein Engagement im Bereich Athletik oder Jugendförderung kann sie sich besonders gut vorstellen. Und egal, ob Judith Matter ihre Arbeit auf oder neben dem Platz verrichtet, eine Frohnatur wie die 25-jährige Surseerin ist für jeden Verein in jedem Fall ein Gewinn.  


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