Vor einem Jahr noch gang und gäbe, aktuell undenkbar: dicht an dicht sitzen die Spieler an der 3. Soorser Blitzmeisterschaft im Dezember 2019 nebeneinander. (Foto Thomas Stillhart/Archiv)
Vor einem Jahr noch gang und gäbe, aktuell undenkbar: dicht an dicht sitzen die Spieler an der 3. Soorser Blitzmeisterschaft im Dezember 2019 nebeneinander. (Foto Thomas Stillhart/Archiv)
12.12.2020

Blitzschnell ins Digitale verlagert

von Manuel Arnold

Statt der 4. Soorser Blitzmeisterschaft im Rathaus Sursee gab es diesen Donnerstag ein Chlaus-Blitz-Turnier im Internet.

Schach ist zwar kein Sport mit Körperkontakt, dennoch sitzen die Spieler einander nahe gegenüber und räumen die Figuren des Gegners eigenhändig aus dem Weg. Aus diesem Grund stellten die Mitglieder des Schachclubs Sursee beim ersten Lockdown im März gezwungenermassen ihren Spielbetrieb ein. Und auch, als im Sommer unter strengen Hygienemassnahmen das Spiel am Brett mit einem Vis-à-vis wieder möglich gewesen wäre, verzichteten sie darauf. Einzige Ausnahme war das Gartenschach auf dem Martigny-Platz im Sommer.

«Swiss Team Battle» floriert

Aus der Übung kamen die 30 Mitglieder aus dem Verein aber trotzdem nicht. Nach wenigen Wochen wurde online schweizweit das «Swiss Team Battle» eingeführt, wo sich Schachklubs aus der ganzen Schweiz in virtuellen Wettkämpfen messen. «Gegenüber anderen Sportarten haben wir als Schachspieler das Glück, dass sich unser Brettspiel ganz gut online übersetzen lässt», erklärt Vorstandsmitglied Nicolas Küng.

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Online fehlt vielerorts die Geduld

Im Gegensatz zu den klassischen Schachpartien, die nicht selten bis zu fünf Stunden in Anspruch nehmen, liegt der Fokus bei Onlinepartien vermehrt auf Schnellschach, Blitzpartien. Und das hat einen guten Grund, wie Nicolas Küng ausführt: «Wenn man alleine vor dem PC sitzt, hat man die Geduld gar nicht, so lange auf den nächsten Zug des Gegners zu warten.» Überdies fehle ohne ein direktes Gegenüber die psychologische Komponente. Man sehe nicht, wie sich der Gegner mit der Stellung fühle, und auch der gesellige Rahmen, der physische Schachspiele regulär umgibt, fehle leider.

Das Onlinespiel trägt zuweilen auch seltsame Blüten. So könne es vorkommen, dass man mit der Maus ausrutsche und die Figur auf das falsche Feld fällt. Und weil es online den sonst üblichen kleinen Zeitbonus nicht gibt, komme hie und da Hektik auf, was nicht selten zu kuriosen Momenten führe. «Online-Schach ist sicher kein Ersatz auf lange Sicht. Wir als Klub sind aber sehr froh, dass wir unseren Denksport trotz Corona überhaupt ausführen können», resümiert Nicolas Küng.

Blitz schlägt doch in Sursee ein

Dieses Wochenende wäre die 4. Soorser Blitzmeisterschaft im Rathaus Sursee geplant gewesen. Stattdessen reaktivierte der Schachclub sein traditionelles Chlaus-Blitz-Turnier, das er am 10. Dezember mit befreundeten Klubs auf der Gratis-Plattform www.lichess.org austrug.  Nicolas Küng erachtet es als guten Zeitpunkt, gerade jetzt in die Welt des Schachs einzutauchen. Online habe das Spiel einen solchen Boom erfahren, dass auch der traditionelle Schachsport langfristig profitieren könne. Für all jene, die sich frisch für das wohl berühmteste Brettspiel der Welt entscheiden, hat er gleich noch eine Handvoll Anfängertipps parat: «Zu Beginn würde ich ein Spiel mit langer Bedenkzeit wählen, kein Blitzschach.  Hilfreich ist auch, wenn man die Partien im Anschluss analysiert. Auf der vorhin erwähnten Website gibt es zudem Trainingsmöglichkeiten und Rätsel, durch die man spielerisch lernen kann.»

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Wer interessiert ist, in den Surseer Farben an Wettkämpfen teilzunehmen, kann sich in der «Swiss Team Battle»-Gruppe anmelden. Dort zählen nämlich nur die Resultate der besten Spieler. Das Lehrgeld, das Anfänger zahlen, fällt so nicht ins Gewicht. 

Weitere Infos unter www.schachclub-sursee.ch


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