Auf den Linien 89 und 70 möchte der Verkehrsverbund Luzern auf Batteriebusse umstellen.  (Karte zvg)
Auf den Linien 89 und 70 möchte der Verkehrsverbund Luzern auf Batteriebusse umstellen.  (Karte zvg)
24.01.2020

Der E-Bus fährt von Neuenkirch bis nach Gunzwil

von PD

Der Verkehrsverbund Luzern wählte unter anderem die Linien Sempach–Neuenkirch und Sempach–Gunzwil als Pilotstrecken für den Einsatz von Depotlader-Batteriebussen aus. Ende 2021 könnten erste Elektro-Busse verkehren. 

Der Verkehrsverbund Luzern (VVL) stellt fünf Buslinien, auf denen heute herkömmliche Dieselbusse fahren, auf Depotlader-Batteriebusse um. Mit diesen Pilotlinien will der VVL zusammen mit Postauto, Rottal Auto AG und vbl Erfahrungen mit der neuen Technologie, dem Ladekonzept und damit zusammenhängenden betrieblichen Fragestellungen sammeln. Das Projekt ist Teil der E-Bus-Strategie des VVL. Insgesamt werden zehn Batteriebusse beschafft, welche voraussichtlich ab Ende 2021 zum Einsatz kommen.

Die E-Bus-Strategie

Im Sommer 2019 kommunizierte der Verkehrsverbund Luzern (VVL) die beschlossene E-Bus- Strategie und stellte für die kommenden Jahre Umsetzungsprojekte für die beiden Stossrichtungen «Batterie-Trolleybus» und «Depotlader-Batteriebus» in Aussicht.

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Neben der Überführung des Trolleybus-Systems in ein Batterie-Trolleybus-System bildet die Umstellung von Dieselbuslinien auf Depotlader-Batteriebusse ein Schwerpunkt der E-Bus- Strategie. Für die meisten Einsätze sind die Reichweiten von Depotladern in den nächsten Jahren jedoch noch zu gering. Zudem bewegen sich die Kosten derzeit im Bereich des Doppelten der Kosten eines Dieselbusses (bei heutigen Dieselpreisen). Deshalb strebt der VVL vorerst die Umsetzung von Pilotprojekten an, um gemeinsam mit den Transportunternehmen erste Erfahrungen zu sammeln.

Fünf geeignete Linien ausgewählt

Die Transportunternehmen vbl sowie PostAuto gemeinsam mit Rottal Auto AG haben beim VVL Vorschläge für mögliche Pilotlinien für den Einsatz von Depotlader-Batteriebussen eingereicht. Dabei sollen ganze Linien umgestellt werden und das Ladekonzept sich an der E-Bus-Strategie orientieren. Aus den eingegangenen Vorschlägen hat der VVL fünf geeignete und finanzierbare Linien ausgewählt, welche sich in unterschiedlichen topografischen und betrieblichen Anwendungsgebieten befinden; von steil und städtisch bis ländlich und flach: Linie 10, Obergütsch–Luzern Bahnhof Linie 60, Buttisholz Dorf–Ruswil Rottalcenter–Rothenburg Bahnhof Linie 64, Wolhusen Spital–Wolhusen Bahnhof–Ruswil Rottalcenter Linie 70, Sempach-Neuenkirch Bahnhof–Neuenkirch–Rothenburg Bahnhof Linie 89, Sempach-Neuenkirch Bahnhof–Eich–Gunzwil Bäch

Lade- und Betriebskonzept

Auf den fünf ausgewählten Linien werden insgesamt zehn Depotlader-Batteriebusse zum Einsatz kommen; je drei bei vbl und PostAuto und vier bei der Rottal Auto AG. Die Busse kommen jeweils nach einer definierten Laufleistung zurück in die Garage, wo die Batterien während den Standzeiten bis zum nächsten Einsatz wieder teilweise und über Nacht vollständig aufgeladen werden. Je nach Angebotskonzept müssen im Vergleich zum Einsatz von Dieselbussen zusätzliche Fahrzeuge eingesetzt werden, damit die im Einsatz befindlichen Batteriebusse tagsüber genügend Zeit zum notwendigen Nachladen erhalten. Fürs Nachladen werden die Depots mit Ladestationen und entsprechender Anschlussleistung nachgerüstet.

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Erfahrungen sammeln

Die fünf Linien mit den insgesamt zehn Depotlader-Bussen entsprechen nach dem seit vielen Jahrzehnten bewährten Trolleybus einem weiteren Schritt in Richtung Elektromobilität. Damit können einerseits Erfahrungen gesammelt werden, welche für die flächendeckende Umstellung von Diesel- auf Depotlader-Busse notwendig sind, andererseits kann dies zu überschaubaren Kostenfolgen erreicht werden. Beispielsweise erfordert die Umstellung von Diesel- auf Elektrobusse aufgrund noch eingeschränkter Reichweiten teilweise andere Abläufe in der Planung und im Fahrdienst sowie neue Aufgabenfelder und Kompetenzen für Werkstattmitarbeitende.

745 Tonnen einsparen

Mit dem Einsatz von Depotlader-Bussen anstelle von Dieselbussen können auf den fünf Linien pro Jahr Treibhausgase im Umfang von rund 745 Tonnen CO2-Äquivalente (Tank-to-Wheel, d.h. vermiedene Dieselverbrennung) eingespart werden. Würde die Betrachtung über den gesamten, auch grauen Energiebedarf bis zurück zur Treibstoffbereitstellung erfolgen (Well- to-Wheel), ist das Einsparpotential noch grösser. Zum Vergleich: in der Schweiz werden pro Person jährlich 5.6 Tonnen CO2-Äquivalente ausgestossen (ohne internationalen Flug- und Schiffsverkehr und ohne durch Importgüter im Ausland versursachte Emissionen).

Bis zu 35 Prozent Mehrkosten

Gemäss E-Bus-Strategie ist im Horizont 2030 mit Mehrkosten von ca. 15-35 Prozent gegenüber Dieselbussen (bei heutigem Dieselpreis) zu rechnen. Im konkreten Fall ist für die Pilotlinien von einmaligen Investitionskosten für die Ladeinfrastrukturen sowie für die Anpassung der Stromleitungen zu den Depots und von jährlichen Mehrkosten für den Betrieb der fünf Linien auszugehen.

Weiteres Vorgehen

Die beteiligten Transportunternehmen erarbeiten nun die detaillierten Umsetzungskonzepte und bereiten die notwendigen Beschaffungen vor. Mit Berücksichtigung der notwendigen Zeit für die Ausschreibungen, Offerten, Beschlüsse und Auslieferungen wird eine Umstellung der erwähnten Pilotlinien ungefähr per Ende 2021 angestrebt.


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