Leistungssport ist belastend für die Psyche der Sporttreibenden. Darum soll genauer hingeschaut werden. (Foto Unsplash/Richard Boyle)
Leistungssport ist belastend für die Psyche der Sporttreibenden. Darum soll genauer hingeschaut werden. (Foto Unsplash/Richard Boyle)
26.10.2023

Sportvereine sollen aktiver hinschauen

von PD

Luzerner Sportvereine sollen sich aktiv mit dem Thema «Psychische Gesundheit» befassen und in ihrem Verein sensibilisieren. Regierungsrätin Michaela Tschuor forderte am Anlass die Vertreterinnen und Vertreter der Vereine auf, hinzuschauen und sich aktiv dem Thema anzunehmen.

Steht eine Sportlerin oder ein Sportler zuoberst auf dem Podest, wird sie beziehungsweise er gefeiert und erhält grosse Aufmerksamkeit. Mit Niederlagen umzugehen, ist hingegen eine grosse Herausforderung. Läuft es längere Zeit nicht nach Wunsch, kann eine Athletin oder ein Athlet in das berühmte «Loch» fallen. Ursachen dafür sind zum Beispiel längere Verletzungsphasen, Misserfolg oder Druck im Zusammenhang mit sportlichen Grossereignissen. Aber auch die Vereine im Breitensport sind mit dem Thema konfrontiert, denn eine psychische Erkrankung kann alle treffen. Gemäss Schätzungen ist jede zweite Person in der Schweiz in ihrem Leben einmal von einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung betroffen.

Thema «Psyche» entstigmatisieren

Thema «Psyche» entstigmatisieren Der diesjährige «Luzerner Dialog Sportpolitik» hat das Thema «Psychische Gesundheit» auf die thematische Agenda der Luzerner Sportvereine gebracht. Rund 60 Funktionärinnen und Funktionäre aus Sportvereinen, -verbänden und -kommissionen haben auf Einladung der Dienststelle Gesundheit und Sport (DIGE) am Anlass in der Swissporarena in Luzern teilgenommen. «Mit dieser Veranstaltung wollen wir die psychische Gesundheit thematisieren und psychische Krankheiten entstigmatisieren», sagte Regierungsrätin Michaela Tschuor, Vorsteherin des Gesundheits- und Sozialdepartements. Sie forderte die Luzerner Sportvereine auf, sich dem Thema anzunehmen. «Ein offener Umgang mit dem Thema schafft Vertrauen. Ich fordere die Vereine auf, sich zu informieren, die psychische Gesundheit zum Thema zu machen und intern zu sensibilisieren», so die Sportdirektorin. Es brauche in jedem Verein Menschen, die hinschauen und aktiv werden, sollte jemand aus dem Verein Hilfe benötigen.

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Teamwork ist essenziell

Psychische Erkrankungen seien im Leistungssport genauso oft ein Thema wie in der Allgemeinbevölkerung, erklärte Dr. med. Christian Imboden, Sportpsychiater und Ärztlicher Direktor der Privatklinik Wyss AG in Zollikofen in seinem Referat. Im Leistungssport gäbe es typische Stressfaktoren, welche die psychische Gesundheit der Athletinnen und Athleten beeinflussen könnten. Dazu gehörten beispielsweise die hohe Trainingsbelastung, der Umgang mit einer Verletzung oder der Druck von aussen via Medien, Publikum oder Sponsoren, so Imboden. «Die psychiatrisch-psychotherapeutische Arbeit mit den Athletinnen und Athleten erfordern deshalb spezifische Kenntnisse und Erfahrungen. Zur Unterstützung der psychischen Gesundheit im Leistungssport ist es wichtig, dass alle involvierten Akteure gut zusammenarbeiten.» Sportlerinnen und Sportler, das Trainer- und Betreuerteam und das private Umfeld sollten dem Thema psychische Gesundheit unbedingt Beachtung schenken.

Psychische Probleme vertrauensvoll ansprechen

In der anschliessenden Podiumsdiskussion tauschten sich Leichtathletin Géraldine Ruckstuhl, Ringer Stefan Reichmuth, Fussballprofi Nicolas Haas (FC Luzern), Fussballerin Chantal Ruf (FC Luzern), Rüdiger Böhm, Mental Coach vom FC Luzern und Dr. med. Christian Imboden aus. Die Sportlerinnen und Sportler wünschen sich Personen in ihrem Umfeld, bei denen sie psychische Herausforderungen vertrauensvoll ansprechen können, ohne dabei Konsequenzen für die sportliche Karriere befürchten zu müssen. FCL-Spieler Nicolas Haas erachtet es als seine Aufgabe, auf jüngere Spieler zuzugehen: «Es ist sehr wichtig, dass die Spieler in einem Austausch sind.» Aber auch die Trainerinnen und Trainer hätten eine wichtige Funktion.

Sportdirektorin Michaela Tschuor fasste die Podiumsdiskussion so zusammen: «Es braucht niederschwellige Angebote, in denen die Sportlerinnen und Sportler frühzeitig Hilfe holen können.» Tschuor forderte alle auf, im Alltag mehr glaubwürdig «Wie geht’s Dir?» zu fragen.


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