Felchenschwärme sind ein silberner Schatz in den Tiefen der meisten Schweizer Seen – auch des Sempachersees. (Foto SFV)
Felchenschwärme sind ein silberner Schatz in den Tiefen der meisten Schweizer Seen – auch des Sempachersees. (Foto SFV)
02.01.2022

Felche – Fisch des Jahres 2022: Brotfisch und Biodiversität

von PD

Die Schweiz ist eine Felchen-Hochburg. Einerseits ist die Felche der wichtigste Brotfisch, anderseits Botschafterin der Biodiversität. Ausgerechnet dieser Fisch ist unter Druck. Deshalb hat ihn der Schweizerische Fischerei-Verband zum Fisch des Jahres 2022 gewählt.

Viele verbinden ein Fischmenü aus einheimischem Fang mit Felchen. Das ist nachvollziehbar, gilt doch die Felche als Brotfisch schlechthin. Eigentlich … Denn der Rückgang ist beängstigend. In den 90er-Jahren wurden aus Schweizer Seen 1500 Tonnen Felchen gezogen, 2019 waren es noch 486 Tonnen. Zum Vergleich: Aktuell werden 80’000 Tonnen Fisch- und Meeresfrüchte importiert.

Meister der Anpassung

Felchen sind faszinierende, ja geheimnisvolle Fische. Als wahre Meister der Anpassung sind sie in der Lage, Lebensraum, Nahrung, Laichplatz und Laichzeit der jeweiligen Situation anzupassen. Dank dieser bewundernswerten Agilität kommen sie in allen grösseren Schweizer Seen vor, wenn auch heute in bedeutend kleinerer Zahl. Aktuell sind rund 24 verschiedene Arten bekannt. Die Felchen sind sehr scheu, lieben kaltes Wasser, leben in Schwärmen in den Tiefen der Seen – und sind nur schwer zu fotografieren und zu filmen. Damit ist auch gesagt, dass ihren markanten, grossen Augen und den prägenden Seitenlinien nichts entgeht; sie nehmen selbst kleinste Bewegungen im Wasser wahr.

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Aussergewöhnliche Artenvielfalt

Die im Wasser wunderbar glänzenden silbernen Schwärme der Felchen sind ein wertvoller Schatz. Sie entwickeln sich laufend weiter. «Die Felche ist Botschafterin für Artenvielfalt, ja für die ganze Biodiversität», sagt Roberto Zanetti, Zentralpräsident des Schweizerischen Fischerei-Verbands SFV. Ausgerechnet dieser anpassungsfähige Fisch ist Opfer der sich verschlechternden Lebensbedingungen im Wasser. «Die Zahlen müssen uns zu denken geben.» Aktuell hat es in der Schweiz noch 24 Arten, ein Drittel an Arten ist bereits ausgestorben.

Fische sind unter Druck

«Grund für diesen starken Rückgang ist die massive Verschlechterung des Lebensraums», sagt David Bittner, Geschäftsführer des SFV. Insbesondere der Sauerstoff sei durch die Überdünnung vieler Seen im letzten Jahrhundert in Tiefenregionen und an ihren Laichplätzen zu knapp geworden.  In Seen etwa des Luzerner und Aargauer Mittellands lassen sich die erloschenen Bestände bis heute nur mit künstlicher Aufzucht erhalten. Die natürliche Fortpflanzung sei langfristig massiv eingeschränkt. «Unsern Felchen macht leider noch viel mehr zu schaffen», so Bittner. Etwa verbaute Ufer oder chemische Verschmutzungen.