17.10.2019

Die Unternehmen werden immer grüner 

von Thomas Stillhart

Ob mit Zahnbürsten aus Holz statt Plastik, kompostierbaren T-Shirts oder einfach effizienteren Methoden bei der Stromnutzung: Viele Unternehmen der Region investieren viel, um die Umwelt zu schonen.

Diese Zeitung fragte bei regional verankerten Firmen an, was sie aktuell für die Umwelt tun. Ein Beispiel ist die Trisa mit über 100-jähriger Tradition. Das Familienunternehmen aus Triengen lancierte kürzlich eine Holzzahnbürste – ganz ohne Plastik sprich, Erdöl. «Diese Holzzahnbürste ist zu 100 Prozent ökologisch, nämlich mit einem Griff aus FSC-zertifiziertem Buchenholz und Borsten aus dem nachwachsenden Rohstoff Rizinus», erklärt Mediensprecher Othmar Wüest. Er fügt an, dass das Unternehmen seit ein paar Jahren keinen Tropfen Heizöl mehr brauche. Stattdessen heizt die Trisa mit Holzschnitzeln – einem einheimischen, nachwachsenden Rohstoff. Für die Kühlung in der Produktion verwendet sie Wasser aus dem eigenen Weiher – ein natürliches Verfahren. Innovation schreibt die Trisa gross. Unter dem Motto «kleiner, leichter, weniger» forscht sie intensiv in den Bereichen Biokunststoffe, nachwachsende Rohstoffe und Rezyklate aller Art. «Wir arbeiten mit Hochdruck, um weitere innovative Fertigungsverfahren auf Basis nachwachsender Rohstoffe zur Serienreife zu entwickeln», verrät Othmar Wüest.

Ein Zeichen setzen

Der Lehner Versand in Schenkon mit Geschäftsführer Thomas Meier unternimmt einiges: «Wir kompensieren Geschäftsflüge durch my climate, ersetzen in den nächsten Wochen die Plastiksäcke durch Papiersäcke, trinken Kaffee aus Karton- statt Plastikbechern, beziehen Elektrizität ausschliesslich aus Schweizer Wasserkraft, bestückten den Lager-Neubau mit LED-Leuchten, ersetzten die 30’000-Liter-Heizölheizung vor sieben Jahren durch eine Grundwasserpumpe und produzieren seit acht Jahren mit der PV-Anlage Strom für 53 Haushalte.» Seit zehn Jahren, so ergänzt Thomas Meier, lässt sich der Lehner Versand durch die Energie-Agentur der Wirtschaft beraten. «Ich möchte ein Zeichen setzen und auf freiwilliger Basis, aber ehrlich gemeint etwas für die Umwelt tun», sagt er.

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Die Truvag aus Sursee setzt auf stark digitalisierte Arbeitsprozesse. «So können der Papier- und der Tonerverbrauch reduziert werden», sagt CEO René Kaufmann. Auch der Datenaustausch mit den Kunden funktioniere weitgehend digital. Mit «Hahnenwasser aus der Region statt Mineralwasser aus PET-Flaschen» würden die Truvag-Mitarbeitenden täglich einen ganz konkreten Beitrag leisten. Und René Kaufmann betont: «Der schonende Umgang mit Ressourcen ist nicht erst seit der ‘grünen Welle’ ein Thema.»

Die Luzerner Kantonalbank verweist auf den Geschäftsbericht, wo im Kapitel «ökologische Verantwortung» die drei Grundsätze schonender Umgang mit Ressourcen, Verbrauch vermeiden und Verbrauch reduzieren stehen. Mediensprecher Daniel von Arx weist darauf hin, dass zum Beispiel der Papierverbrauch seit 2010 um 50 Prozent gesunken sei. Bezüglich des Projekts «Dreiklang», wo die Luzerner Kantonalbank in Sursee in die Höhe baut, zählt Daniel von Arx mehrere ökologische Massnahmen auf. Beispiele sind die Minergie-Zertifizierung, eine Raumlüftung mit Wärmerückgewinnung oder Dreifachverglasungen. Fernwärme-Energieversorgung sowie Anschlussmöglichkeit für Elektrofahrzeuge gehören auch dazu.

Zirkuläre Mode ist die Zukunft

Seit Anbeginn spiele Nachhaltigkeit bei der Calida AG eine grosse Rolle, erzählt Janine Weiz-Bühler, Director Brand & Product. «Davon zeugen langjährige Partnerschaften oder etwa der Fakt, dass wir rund zwei Drittel unserer Stoffe aus der Schweiz und Österreich beziehen.» Zertifizierungen wie «Made in Green by Oeko Tex» würden diese Strategie untermauern. «Gegipfelt wurde die Strategie 2018 mit der Einführung der kompostierbaren 100 %-Nature-Produkte.» Zirkuläre Mode sei ganz klar die Zukunft.

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Plastik ist bei der Calida auch ein Thema. «Bei den Herren haben wir bereits die gesamte Verpackung auf Karton umgestellt», teilt Janine Weiz mit. Bei den Damen sei das für die kommende Herbst-/Winter-Saison bereits geplant. Und auch für die Online-Shops prüft die Calida alternative Verpackungs-Konzepte. Sie schliesst: «Nachhaltig in allen Bereichen zu agieren, ist ein Prozess, der Zeit und auch finanzielle Ressourcen in Anspruch nimmt.»

Mit der CO2-Thematik befasst sich die B. Braun Medical AG in Sempach seit zehn Jahren, verkündet Mediensprecherin Irène Abegglen. Rund 20 Prozent Reduktion erzielte das Unternehmen dank kontinuierlicher Verbesserung der Prozesse und Anlagen. Auch der Stromverbrauch sank in dieser Zeit. Weiter seien sämtliche Verpackungen PVC-frei und entsprächen einer EU-Richtlinie, die Verpackungsabfälle minimiere und auf Energie-Rückgewinnung ziele. «Das Recycling von Trägerfolienpapier während des Produktionsprozesses ermöglicht uns jährlich eine zusätzliche CO2-Einsparung von rund 30 Tonnen.»

Nachhaltigkeit ist weit oben

Die Migros Luzern ist in der Region an verschiedenen Standorten präsent. Mediensprecherin Rahel Kissel könnte ein Buch schreiben über die Bemühungen der Migros, die Umwelt zu schonen. «Die Nachhaltigkeit ist einer der Kernwerte der Migros», holt sie aus. Generation M widme sich dem Thema umfassend. Den Plastikverbrauch bekämpft die Migros etwa mit «verpackungsfrei einkaufen». In einen Veggie Bag können die Kunden beispielsweise Früchte und Gemüse verstauen, selber wägen, bezahlen und ihn beim nächsten Einkauf wieder benützen. «In der Logistik setzen wir auf Mehrweggebinde», so Kissel. Im komplett überholten Supermarkt im Surseepark reduzieren Türen den Kälteverlust bei gekühlten Produkten. LED-Lampen machen Licht. Migros- Lernende bekommen ein Halbtax-Abo geschenkt und Chauffeure schulen sich im effizienten Fahren. 

Der Sempachersee hilft mit

Das Schweizer Paraplegiker-Zentrum SPZ bezieht einen Grossteil der Heiz- und Kühlenergie aus dem Sempachersee und spart jährlich rund 500’000 Liter Heizöl. Seit 2010 richtet sich das SPZ nach einen Energieleitbild, verrät Mediensprecher Martin Steiner. Dort gibt es konkrete Ziele für 2020. «Der lokal erneuerbare Stromanteil aus Photovoltaik wird rund 5 Prozent betragen, und der Strombezug aus dem Netz ist seit 2016 zu 100 Prozent wasserkraftbasiert.» Und das SPZ habe soeben eine nationale Fachgruppe initiiert, die eine 2000-Watt-Zertifizierung für Spitäler und weitere Gesundheitseinrichtungen anstrebe.

Die Kost & Partner heizt ihr Firmengebäude seit 1996 mit einer Erdwärme-Sonde und Wärmepumpe, erklärt Ruedi Egli, Vorsitzender der Geschäftsleitung. «2018 installierten wir eine PV-Anlage auf dem Dach unseres Firmengebäudes. Damit produzieren wir quasi unseren Strom-Eigenbedarf.» Mit diesem Strom betreibt Kost & Partner zwei Firmen-Elektrofahrzeuge. «In unserem Innenhof haben wir einen Regenwasser-Weiher, mit dessen Wasser wir unsere WC-Anlagen betreiben – und so massgeblich Trinkwasser sparen.»

10’000 Personen informieren sich

Die CKW produziert Strom und realisierte kleinere und grössere Solaranlagen. «Wir investieren in den Bereich Smart Energy und bauen diesen aus», fügt Mediensprecher Marcel Schmid an. Damit sei gemeint, dass die selbst produzierte Energie möglichst sinnvoll und intelligent eingesetzt werde. «Auch Elektroauto-Ladestationen können in solche Systeme integriert werden.» Die CKW-Elektroautos legten 2018 rund eine halbe Million CO2-neutrale Kilometer zurück. Aktuell seien gut 50 Fahrzeuge im Einsatz. Die CKW zahlt den Mitarbeitern das Halbtax-Abo und unterstützt «bike-to-work». Stromproduktion aus Wind, Wasser und Solar schreibt sie ganz gross. Zudem führt die CKW jährlich 10’000 Personen durch die «Stromwelt» in Rathausen. «Wir zeigen dort unter anderem, wie jeder einzelne bei sich zu Hause oder im Geschäft ohne Einbusse der Lebensqualität Energie sparen kann.»


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