Gewässerverschmutzung des Rickenbachs: Durch eine verstopfte Abwasserleitung wurde im letzten Sommer Reinigungsmittel oder Seife über das Überlaufsystem in den Bach geleitet, was ein Fischsterben zur Folge hatte. (Foto zVg)
Gewässerverschmutzung des Rickenbachs: Durch eine verstopfte Abwasserleitung wurde im letzten Sommer Reinigungsmittel oder Seife über das Überlaufsystem in den Bach geleitet, was ein Fischsterben zur Folge hatte. (Foto zVg)
08.01.2021

«Trauriger Rekord»: 2020 gabs im Kanton Luzern doppelt so viele Fischsterben als im Vorjahr

von Red

2020 registrierte der Kanton Luzern 92 Fälle von Gewässerverschmutzungen. Das sind vier Fälle mehr als im Vorjahr. 16 dieser Fälle hatten ein Fischsterben zur Folge, was einer Verdoppelung gegenüber 2019 gleichkommt.

Die Zahl der Gewässerverschmutzungen im Kanton Luzern lag  über dem Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2019 (76 Fälle). Für 35 Fälle (Vorjahr: 33) waren Industrie- und Gewerbebetriebe verantwortlich. 20 Verschmutzungen (Vorjahr: 21) stammten von landwirtschaftlichen Betrieben. 35 Verschmutzungen (Vorjahr: 31) sind in der Kategorie Diverse erfasst worden. Darin sind Verschmutzungen durch Privatpersonen, unnatürliche Trübungen und Verschmutzungen, die auf Entwässerungs- oder Kanalisationsanlagen zurückzuführen waren, zusammengefasst.

Markant gestiegen gegenüber dem Vorjahr sind die Gewässerverschmutzungen, die ein Fischsterben zur Folge hatten. Im Jahr 2020 wurden insgesamt 16 (Vorjahr 8) Fischsterben aktenkundig. Diese Zahl liegt über dem Mittelwert der Jahre 2013 bis 2019 (12).

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Die Zahl der Gewässerverschmutzungen durch Baustellenabwässer hat gegenüber dem Vorjahr leicht abgenommen. Die Zahl der Fälle sank auf 18 (Vorjahr: 20). Sie machten rund 51 Prozent aller Gewässerverschmutzungen durch Industrie- und Gewerbebetriebe aus.

Gülleunfälle wegen ungenügender Überwachung

Die Ursache der meisten Gülleunfälle war, wie in den Vorjahren, die ungenügende Überwachung beim Umschlag. Durch ein unsachgemässes und unbeaufsichtigtes Umpumpen sowie Fehlmanipulationen durch falsches Stellen von Schiebern besteht die Gefahr, dass Gülle austritt und in Gewässer gelangen kann.

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Der Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband (LBV) und die Dienststellen Landwirtschaft und Wald (lawa) engagieren sich seit Jahren gemeinsam, um die Sicherheit beim Umgang mit Hofdünger zu erhöhen und die Zahl der Unfälle zu reduzieren. Seit 2020 werden jährlich rund 25 Prozent der Landwirtschaftsbetriebe zum Thema Gewässerschutz überprüft. Diese Kontrollen führen zur Behebung von baulichen Mängeln wie auch zu einer stärkeren Sensibilisierung der Bäuerinnen und Bauern.

In 17 Fällen waren Gewässerverschmutzungen auf Kanalisations- und Entwässerungsanlagen zurückzuführen. Diese Zahl stieg gegenüber dem Vorjahr (3) stark an. Diese Zunahme war einerseits auf mangelnden Unterhalt und Wartung, andererseits auf Fehlanschlüsse oder Falschentsorgung von verschmutztem Abwasser in einer Meteorwasserleitung zurückzuführen. Für die Wartung und den Unterhalt von Kanalisations- und Abwasserreinigungsanlagen sind die Betreiber – Private, Gemeinden und Abwasserverbände – zuständig.

Ein «trauriger Rekord»

«Im mehrjährigen Zusammenhang sind diese Zahlen katastrophal», lässt sich Markus Fischer, Präsident des Fischereiverbands Kanton Luzern, in einer Mitteilung zitieren. «Dieser traurige Rekord ist kein Ruhmesblatt für Bauern, Gewerbler und Gemeinden. Es sind schlicht und einfach zu viele Fische und zu viele Lebensräume, die kaputt gehen.»

«Uns ist klar, dass es nicht am bösen Willen, sondern an Unvorsichtigkeit liegt», so der Fischerei-Präsident. Auf den Bauernhöfen sei es ungenügende Überwachung beim Umschlag, bei den Baustellen mangele es an den Kontrollen durch die Gemeinden. Deshalb begrüsse der Fischereiverband die Absicht des Kantons, die Kompetenz für Überwachung und Kontrolle der Baustellen von den Gemeinden an den Kanton übertragen zu wollen.


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